Sonntag, 31. Januar 2016

Erik ist tot…




In Deutschland hat es niemand bemerkt. Erik van der Wurff ist tot. Erik, wer? Erik hat seit 50 Jahren den niederländischen Liedermacher, Clown, Schauspieler, Geiger, Philosoph, Schriftsteller, ja Rundumkünstler,  Herman van Veen am Klavier begleitet. Die beiden haben über 50 Jahre auf der Bühne gestanden. Erik van der Wurf wurde 69 Jahre alt und starb bereits im September 2014. Niemand hat es mitbekommen (wir auch nicht), weil er immer bescheiden in der zweiten Reihe am Klavier saß. Schon vor vielen Jahren hat Sabine, meine Frau, Erik ein kleines Denkmal (Foto) gesetzt. Erik, Du wirst uns fehlen – Du kleiner, großer Mann…

https://de.wikipedia.org/wiki/Erik_van_der_Wurff


Handball nach der Hochzeitsnacht...



Heute drücken wir der Handball-Nationalmannschaft die Daumen. Unsere junge Mannschaft steht für alle Experten überraschend im Endspiel der Europameisterschaft in Polen. Der Gegner: Spanien - Anwurf 17.30 Uhr…
Meine „Handballkarriere“ liegt schon Jahrzehnte zurück. So wie meine drei älteren Brüder spielte ich beim Polizeisportverein Gelsenkirchen (PSV), damals noch Hallenhandball im Winter und Feldhandball im Sommer. Mein ältester Bruder Dieter brachte es bis zum Jugendnationalspieler auf dem Feld, bevor er mit 18 Jahren Fußballer bei den  Schalker-Amateuren und später bei Eintracht Gelsenkirchen wurde. Die spielten Anfang der 1970er-Jahre noch in der 2. Liga gegen Borussia Dortmund oder Rot-Weiß Essen. Wir drei anderen Handballer schafften es immerhin bis zur Verbandsliga. Mit Ende 20 hing ich meine Handballschuhe Schuhe an den Nagel. Der Grund:  Familie, Kinder, Beruf mit Früh-, Spät- und Nachtdienst, Ende des Feldhandballs und meine Größe mit „nur“ 170 cm. Die Handballer wurden immer länger und schwerer. Wir Kurzen blieben auf der Strecke. Unsere Nationalspieler haben heute Gewichte wie Schwergewichtsboxer und Längen wie Basketballspieler.



© uk-Collage: Beim Torwurf. Mein erstes Foto im geschätzten Alter von 10 Jahren. Die Puma-Hallenschuhe waren zwei Nummern zu groß. „Damit ich länger was davon hatte“, argumentierten meine Eltern. Und 10 Jahre später schaffte ich es in die Schlagzeile der Ortszeitung. Das hatte allerdings weniger mit meiner sportlichen Leistung zu tun. Oder doch? Nach den Feierlichkeiten und der Hochzeitsnacht am nächsten Tag vormittags auf den Sportplatz zu stehen, ist doch auch eine Leistung, oder?

Freitag, 29. Januar 2016

Zielgenau



Diese Woche erregte eine Radiomeldung meine Aufmerksamkeit. Die Moderatorin berichtete, dass durch die Anbringung eines Zielobjekts in Urinalen die Sauberkeit um bis zu 80 Prozent erhöht werden kann. Woher die Erkenntnis kommt, blieb ihr Geheimnis. Laienhaft kann ich mir das allerdings vorstellen. Besonders wenn das Zielgebiet noch grün und mit einem Fußballtor versehen ist. Wir Männer sind nun mal große Spielkinder. Aber wer hat schon ein Pinkelbecken in seiner Wohnung? Wohl die wenigsten. Also, liebe Männer: wieder Platz nehmen! Es sei denn ihr seid wie ich, auf Rat meiner Heilpraktikerin und meines Urologen, zum Stehen verdonnert worden. Jetzt überlege ich, wie ein Zielgebiet in meinem ganz normalen Porzellanstandardbecken (Flachspüler) aussehen kann. 



Im Hundertwasser Haus der McDonald'sKinderhilfe Essen heißt es Fliegenfangen

Mittwoch, 27. Januar 2016

Recall..



Hurra, ich bin im Recall. DSDS. Deutschland sucht den Superstar? Falsch. Von meiner Zahnärztin bekam ich vor einiger Zeit eine E-Mail: Betreff - Recall.“ Gemeint war: Anrufen – Vorsorgetermin. Ich war heute da. „Mutti, Mutti, er hat überhaupt nicht gebohrt“, heißt es in der Zahnpastawerbung mit Kultcharakter. “ In meinem Fall müsste es heißen. Sie hat überhaupt nicht gebohrt und sonst auch nichts machen müssen. Als Rentner möchte man natürlich solange wie möglich seine eigenen Zähne behalten. Die von meinen Großeltern (Omma und Oppa „Wanne“) kannte ich als Kind nur im Wasserglas. Bis zum nächsten Recall.

 Blick aus dem Zahnarztstuhl - mein Zahnschema

Dienstag, 26. Januar 2016

Rentner, nicht nachmachen...



Ich teile ja nur ungern solche Videos. Dieses Mal mache ich eine Ausnahme. Was hat sich diese (schweizer?) Rentnertruppe nur dabei gedacht? Das musste doch in die Hose gehen. Je oller, je oller. Und den Orthopäden wird’s gefallen. Bitte, liebe Rentner, nicht nachmachen.

Quelle: https://www.facebook.com/GEffElltmir/videos/1108116992554117/?theater

Montag, 25. Januar 2016

Fußballgott



Gibt es ihn, den Fußballgott? Diese Frage stellen sich Woche für Woche Tausende Fußballfans. Beim gestrigen Spiel - FC Schalke 04 gegen SV Werder Bremen - konnte man vielleicht die Antwort von zwei Ordensschwestern aus Münster bekommen. Während die eine den königsblauen Schal trug, hatte die andere ihren in den Vereinsfarben grün-weiß um den Hals geschlungen. Zur Halbzeit war der Fußballgott noch unentschlossen. Spielstand 1:1. Am Ende des Spiels hatte er sich ganz klar für den Norden (3:1) entschieden, obwohl die Schalker eigentlich die besseren Chancen hatten. Jetzt stellt sich mir die Frage, ob die „Bremer-Nonne“ doch einen besseren Draht nach oben hat. 

 Fußballfans im göttlichen Auftrag

Sonntag, 24. Januar 2016

Unperfekt…


Diese öffentlichen Anfeindungen hat Reinhard Wiesemann nicht verdient. Der 56-Jährige, der seit Jahren der nördlichen Innenstadt durch seine Projekte ein neues gutes Gesicht verpasst, was jahrelang die Kommunalpolitiker nicht hingekriegt haben, muss zurzeit heftige Beschimpfungen aushalten. Schon als junger Mann ein erfolgreicher Unternehmer, legt er sein Geld u. a. in soziale Projekte an. Er gründete 2004 das Kreativzentrum Unperfekthaus und später das Mehrgenerationen-Haus, steckte einen hohen sechsstelligen Betrag in die Sanierung der Kreuzeskirche. In diesen Zeiten, wo man glaubt, die Welt geht durch die Decke, wo die Ängste vor Kriminalität und Ausländern schon fast pathologische Züge annehmen, wollte eine Gruppe in einem Sitzungssaal seines Unperfekthauses eine so genannte „Bürgerwehr“ gründen. Wiesemann nun zu beschimpfen, gar mit Boykott zu drohen oder ihn in die rechtsextreme Ecke zu stellen, erscheint mir doch übertrieben und von seinen Kritikern sehr naiv. Und nur, weil er bzw. seine Mitarbeiter vielleicht versäumt haben, die Gründungsmitglieder zu checken. Lieber Herr Wiesemann, bleiben sie so wie sie sind – auch wenn es manch einem als ein wenig unperfekt erscheint. Die Perfekten kriegen es allemal nicht hin.



  © uk-Foto
 
Respekt - Reinhard Wiesemann (links) im Gespräch im Mehrgenerationenhaus

Donnerstag, 21. Januar 2016

Der letzte Umzug (13)



Im Foyer brennt die Kerze - immer dann, wenn jemand gestorben ist. Als Zeichen für alle, die ins Haus kommen. Heute besuche ich Winfried Leibold zum letzten Mal. Er liegt friedlich im Bett, trägt ein dunkles gestreiftes Hemd, rote Blütenblätter und Blumen zieren seinen Körper und das Bett, um den Hals hängt der kleine Engel Andrea an einem Lederband. Den Kopf zur Tür geneigt blinzelt er mit einem halbgeöffneten Auge jeden Besucher an. Willkommen. Aber der 78-Jährige ist gestorben, kurz nach Mitternacht. Mir fällt auf, dass sein Hausschuhe vor dem Bett stehen. So, als wenn er gleich reinschlüpfen wollte.
Seine Lebensgefährtin Beate, die die ganze Zeit bei ihm war, seine Tochter Simone sind hier. Wir verbringen eine schöne, trauernde Zeit. Auch das Wort „glücklich“ fällt. Es werden noch mehr Verwandte, Freunde und Bekannte erwartet. Alle können sich von Winfried Leibold verabschieden, mit einem Schlückchen Sekt, wenn’s gewünscht ist.  „Winfried hätte es so gewollt“, sagen Beate und Simone. Auch Tobi und sein älterer Bruder, die beiden Enkel, kommen. Tschüs Opa.. 

 Die Kerze brennt seit 00.10 Uhr

 Blütenblätter, Blumen und "Andrea

 Hausschuhe vor dem Bett

Dieses Foto vom Neujahrstag mochten Winfried, Beate, Simone besonders gerne

Der letzte Umzug (12)



„Sterben ist nur ein Umziehen in ein schöneres Haus“ (Ärztin und Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross). 
Winfried Leibold ist heute Nacht aus einem schönen Haus in ein noch schöneres umgezogen. Er starb friedlich im Beisein seiner Lebensgefährtin Beate, so wie er es sich vor seinem bewussten Einzug ins Steeler Hospiz gewünscht hatte. 


Dienstag, 19. Januar 2016

Der letzte Umzug (11)



 „Leben trifft Sterben“ heißt ein Buch der Essener Journalistin Helen Sibum. Ich erlebe dies zurzeit im Steeler Hospiz. Zum ersten Mal seit meinen Besuchen bei Winfried Leibold sehe ich heute Abend nicht nur den Gast, wie die Menschen hier im Haus genannt werden, sondern auch den schwerkranken älteren Herrn, für den die Ärzte nichts mehr tun können. Das Tun haben jetzt die Pflegerinnen, die Pfleger, die ehrenamtlichen Helferinnen und die nächsten Angehörigen übernommen. Und dafür gebührt ihnen mein größter Respekt.

Winfrieds Lebensgefährtin Beate ist immer da, seine Tochter nach ihrem Dienst bei der Bochumer Polizei auch. Heute lerne ich den jüngeren Bruder des 78-Jährigen und seine Frau kennen. Auch diese gemeinsame Stunde, an der ich als Außenstehender teilnehmen darf,  ist wieder voller Erzählungen. Herr Leiobold macht seine Späße, als er von dem missglückten Eingriff eines Pflegers im Krankenhaus aus dem letzten Jahr erzählt: „Der hatte penistechnisch nichts drauf, die Schwester heute Nacht war besser.“ Und vom Sofa flüsterte seine Lebensgefährtin: “So ist er, Winfried macht Witze bis zuletzt.“ Weitere Themen sind u. a.: Rentenausweise, Rollmopse, Bier, Tätowierungen, Schalke, Polizei (wie immer) und natürlich die bevorstehende Geburtstagsfeier am kommenden Samstag. Beate verbringt die Nacht bei ihrem Partner.


(c) uk-Fotos 

 Simone hält Papas Hand

 Zwischen Bier und Trinkbecher

Simone an Papas Bett

                             Und noch eine helfende Hand, die von Schwester Sabine

Montag, 18. Januar 2016

Der letzte Umzug (10)



„Ich glaube, wir müssen anbauen“, sagt die Pflegerin beim Betreten des Zimmers Nr. 7 im Steeler Hospiz. Tochter Simone nebst Partner Dirk, Sohn Raimund, Lebensgefährtin Beate und ich hatten sich gestern Nachmittag rund ums Bett von Winfried Leibold eingefunden. Volle Bude. 3 zu 3. Drei Lehrer und drei Polizisten.

Seit Freitag schläft der 78-Jährige sehr viel – die starken Medikamente. „Papa ist platt“, so burschikos drückt sich seine Polizistentochter schon einmal liebevoll aus. Polizisten bringen es nun einmal kurz und knapp auf den Punkt. Das kenne ich ja noch aus meiner Dienstzeit. Wenn Winfried die Augen aufschlägt, ist er jedoch sofort voll dabei. Und er lacht, wenn mal wieder eine lustige Schul- oder Polizeianekdote die Runde  macht. Die Vorbereitung für den Geburtstag am kommenden Samstag laufen. Die Familie rechnet mit bis zu 50 Besuchern über den Tag verteilt.



(c) uk-Fotos


 Simone im Vordergrund - Vater-Sohn-Gespräch im Hintergrund
 Erfrischung - Zitronen-Wassereis
Es geht nicht nur traurig zu

Samstag, 16. Januar 2016

Der letzte Umzug (9)



Zurzeit kann ich Winfried Leibold, der jetzt vier Wochen im Steeler Hospiz wohnt, nicht besuchen. Gestern habe ich mich auf ihn und die herrlich Kaffeetafel, die so liebevoll von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen dienstags und freitags hergerichtet wird, gefreut. Ich war schon auf dem Weg, als mich seine Lebensgefährtin Beate anrief. Nach einem Wannebad ging es ihm plötzlich nicht gut.  Aufgrund der starken Medikamente ist er sehr müde und braucht Ruhe. Mit seiner Lebensgefährtin Beate und Tochter Simone stehe ich in Kontakt. Sie sind natürlich bei ihm. Vieleicht klappt es ja morgen


Winfried Leibold vor einer Woche

Mittwoch, 13. Januar 2016

Der letzte Umzug (8)



Nach dem gestrigen Besuch bei meinem 90-jährigen Onkel in Wanne-Eickel bin ich noch kurz ins Hospiz gegangen. Es liegt auf dem Weg nach Hause. Winfried Leibold wirkte an diesem Abend ein bisschen ruhiger und nachdenklicher als an den letzten Tagen. Es war allerdings auch später als sonst. Seine Lebensgefährtin und er berichteten mir von der gemeinsamen letzten großen Reise nach Ghana. Ein schöner Reisebericht. Kurz danach wurde der ehemalige Lehrer schwer krank und es begann die Behandlungsodyssee. 
Herr Leibold hat mich zu seinem Geburtstag eingeladen, den er in Kürze hier feiern wird.  

Lieblingsonkel...



Zwei Rentner sitzen gestern am Küchentisch und plaudern fast sechs Stunden über Gott und die Welt. Der Altersunterschied fast drei Jahrzehnte. Der eine ist Oswald (90) -  der andere bin ich (62). Wenn er die politischen und gesellschaftlichen Geschehnisse rund um den Erdball kommentiert, erinnert er mich an Helmut Schmidt. Es fehlt nur noch die Zigarette. Der ehemalige Spitzenbeamte der Stadtverwaltung Herne/ Wanne-Eickel ist voller Tatendrang und guckt auch in seinem hohen Alter noch nach vorne. Zurzeit planen seine „neue“ Partnerin und er die Umgestaltung seiner Wohnung. In Abwandlung des Songs Lieblingsmensch, ist Oswald, der Bruder meiner verstorbenen Mutter, absolut mein Lieblingsonkel und dabei noch ein sehr kluger. 


 Oswald - mein Lieblingsonkel

Montag, 11. Januar 2016

Der Bart ist ab

Der innenpolitische Druck wurde zu groß. Der Bart musste ab. Ich trete zurück und erkläre meine Karriere als Nikolaus 2017 für beendet...

(...und auf Facebook gab es mehr Kommentare als auf jeden meiner anderen Beiträge)



Der letzte Umzug (7)




Winfried Leibold ballt seine rechte Faust und lässt sie nach unten sausen. Es folgt ein kurz ausgestoßenes „Ja“. So, als wenn jemand einen Sieg errungen, ein Tor geschossen hat oder einen ganz besonders geglückten Moment unterstreichen möchte.  Nur dieser Emotionsausbruch ist von einem älteren Herrn in einem Hospiz, angeschlossen an Sauerstoff. Unglaublich.  Freund Hein steht schon vor der Tür, Zimmer-Nummer 7 im Steeler Hospiz. Davon lässt sich der 78-Jährige allerdings nicht beeindrucken. Er macht Pläne, bereitet seinen Geburtstag, den er in ein paar Tagen feiern möchte, vor. „Wir feiern eine Party - im Raum der Stille“, sagt er. Herrlich. Winfried Leibold überrascht immer wieder aufs Neue.
Heute reiste sein Vetter aus München an, nur für ihn. Ein Vieraugengespräch unter älteren Männern. Zum Abschluss bezeichnete er seinen Cousin Winfried als „antiken Weisen“. Da kann ich nur zustimmen. 

© uk-Foto




 ...im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt


Sonntag, 10. Januar 2016

Der letzte Umzug (6)



Simone, die Tochter von Winfried Leibold (78), spricht vielen Angehörigen aus dem Herzen: “Die bewusste Entscheidung meines Vaters für das Hospiz ist für uns eine enorme Entlastung. Danke, Papa.“ Entlastung, Hilfe, Unterstützung, Beistand. Meine Frau, ich und andere ehrenamtliche Mitarbeiter hören das auch oft von Familien im Hundertwasser Haus. Dort bei der McDonald’s Kinderhilfe im Grugapark wohnen die Angehörigen von schwer erkrankten Kindern während des Behandlungszeitraums im Klinikum. Ein Zuhause auf Zeit. Wie eben das Hospiz in Steele. Wenn ein Mensch schwer erkrankt, ist die Familie auch krank. Derartige Einrichtungen helfen ernorm. Nicht nur der Betroffene fühlt sich geborgen und besser, die Rahmenbedingungen tun auch der Familie gut. Erst dann bleiben auch für die Liebsten noch ein paar Freiräume, ein bisschen Zeit für sich selbst. Wie gestern für die Lebensgefährtin Beate, die jeden Tag ihrem schwer kranken Partner beisteht: „Ich gehe gleich ein bisschen spielen.“ Gemeint war das Klavierspiel mit Freundinnen. Winfried:“ Geh’ Du mal, ich bin hier gut aufgehoben.“




(c) uk-Foto


Die helfende Hand einer Pflegerin

Freitag, 8. Januar 2016

Der letzte Umzug (5)



Als wir Idee zu diesem Tagebuch hatten, sollten eigentlich Fotos die Geschichte von Winfried Leibold tragen. Gute Bilder brauchen ja auch nicht viel Text. Aber hier im Hospiz mache ich so viele positive Erfahrungen. Wie heute im Wohnzimmer des Hauses, ein bisschen Café Overbeck-Atmosphäre. Die drei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen hatten dazu den Kaffeetisch sehr schön eingedeckt.  Auf die Frage einer Dame an Herrn Leibold gerichtet, wie es ihm denn ginge, erfolgte die spontane Antwort: „Gut.“ Nach drei Wochen Aufenthalt im Hospiz. Vielleicht sieht man es ihm ja auf dem Foto ein bisschen an. Ich schaue immer noch in sehr wache, aufmerksame Augen.


(c) uk-Foto

Donnerstag, 7. Januar 2016

Der letzte Umzug (4)



Zwei Sätze sind mir bei den letzten Besuchen besonders in Erinnerung geblieben. „Immer mit der Ruhe. Und. Wir haben Zeit.“ Das sagt Winfried Leibold, der schwer erkrankt, seit dem 18. Dezember in dem Steeler Hospiz wohnt, im Bewusstsein, dass seine Lebenszeit hier enden wird. Wir haben Zeit?
Es mag an der besonderen Atmosphäre liegen, die hier herrscht. Alle Menschen gehen sehr behutsam und besonders freundlich miteinander um - die Pflegekräfte, die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die Angehörigen und der Gast, so heißt hier der Schwerkranke. Bei meinen Besuchen war immer die Lebensgefährtin Beate von dem ehemaligen Lehrer an seiner Seite. Auch sie war Pädagogin. Wir reden, lachen, werden ernst. Bevor ich Winfried Leibold im Hospiz kennenlernte, war ich ein Befürworter der aktiven Sterbehilfe. Im letzten Jahr wurde ja intensiv über das Gesetz diskutiert und gestritten. In  ähnlicher Situation wie jetzt der 78-jährige Pensionär würde ich auch gerne hier in Würde Abschied von dieser Welt nehmen wollen. Beate sagte am Montag nach einem längeren ambulanten Eingriff im Huyssenstift:„Winfried, ich freue mich jetzt wieder auf zu Hause.“ Gemeint war das Steeler Hospiz. 

Infos: wwww.hospiz-essen.de

(c) uk-Fotos

 nachdenklich...

 Schutzengel Adelheid - das Geschenk einer Besucherin

 Das Lachen ist noch - trotz Eingriff am Montag 

 Ein ganz besonderer Ort - das Hospiz in Essen-Steele

Dienstag, 5. Januar 2016

Vorkommnisse in der Kölner Silvesternacht…


Mit ein bisschen Verzug überschlägt sich heute die Berichterstattung aus der Silvesternacht rund um den Kölner Hauptbahnhof und auf der Domplatte. Die Polizei berichtete zunächst unter der Überschrift „Feiern weitgehend friedlich“ - http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12415/3214905 - über den Jahreswechsel. Und dann überschlugen sich die Meldungen: Rund 1000 nordafrikanisch und arabisch aussehende Männer, teilweise alkoholisiert, sollen Frauen sexuell belästigt, bestohlen und unkontrolliert Raketen in die Menschenmenge geschossen haben. Erst war von 30 Opfern, dann von 60 und heute von knapp 100 die Rede. In anderen Großstädten soll Ähnliches passiert sein, allerdings nicht in diesen Ausmaßen.
Heute der Krisengipfel von Oberbürgermeisterin, Ordnungsamt und Polizei in Köln. Es folgten Statements aus dem Lehrbuch von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die wir auch in anderen Zusammenhängen kennen. Empörung, Aufklärung, Bestrafung der Täter, Verhaltensmuster und -regeln für Frauen (!) bei künftigen Großereignissen, Beschwichtigung. Selbst die Bundeskanzlerin meldete sich zu Wort. Das ZDF sendete ein schwaches „spezial“ nach den Hauptnachrichten. In den sozialen Netzwerken hat so jeder seine Wahrheit, von ganz Rechts- bis ganz Linksaußen, die Feministinnen, die Rechtspopulisten, die Linksextremen, die Politiker unterschiedlicher Couleur. Dabei sind die Themen, um die es hier geht viel zu komplex: Kriminalität, Ausländerkriminalität, Justiz, Flüchtlinge, Integrationen, Frauenbild, Polizei, Ordnungsämter, Drogen, Alkohol und, und, und.
Fakt ist: In vielen dieser Bereiche gibt es Defizite, einiges funktioniert allerdings auch sehr gut. Es gibt nun einmal Ausländer oder Deutsche mit ausländischen Wurzeln, die ein Frauenbild haben, das mit unseren Vorstellungen nicht übereinstimmt. Das herrscht allerdings auch bei einigen deutschen Männer-Organisationen vor, so zum Beispiel bei den Rockern. Da helfen auch keine klugen Erklärungen.
Hat die Landes- und Bundespolizei alles richtig gemacht? Gehakt hat es zumindest anfangs in der polizeilichen Berichterstattung.  Und darüber ist schon mancher Politiker gestolpert. Der Kölner Polizeipräsident ist ein politischer Beamter. Auch einige Medien haben das Thema verpennt.
Viele Fragen bleiben offen. Vielleicht musste es einmal zu diesen widerlichen Vorgängen rund um den symbolträchtigen Kölner Dom kommen, um die Debatte um die genannten Themen zu eröffnen. Ich wünsche mir dabei sehr viel Ehrlichkeit. Aber wahrscheinlich wird jede Partei wieder ihre eigene Sichtweise haben.


Mein erster Tatort




„Ja, der ist rechts im Büro“, so lautete mein Satz im 100. Tatort mit dem Essener Fernsehkommissar Haferkamp, ausgestrahlt im Juni 1979. Meine kleine Filmrolle, immerhin mit Sprechanteil, habe ich quasi per Befehl als junger Dienstgruppenleiter der Polizeihauptwache Steele aufgedrückt gekriegt.
„Fahrt heute Abend mal zum Drehort für den neuen Tatort zur Zeche Bonifacius. Die brauchen einen Streifenwagen und zwei Polizisten, “ so erhielt ich den Auftrag zum Beginn unserer Spätschicht. Also fuhren mein Kollege und ich weisungsgemäß dort hin. Am Drehort wurden wir kurz in unsere Szene eingewiesen. „Einer von euch muss allerdings einen Satz sprechen“, so die Regieassistentin. Postwendend zeigte meine Kollege mit dem Finger auf mich: “Der!“ 
Drehbuch: Fernsehkommissar Haferkamp kommt bei Dunkelheit zu einem Mordtatort.  Schutzpolizist steht am Eingang eines Bürogebäudes neben seinem Streifenwagen. Das Blaulicht läuft. Haferkamp geht in Richtung Gebäude:“ Guten Abend, ist der Herr Kreutzer da?“ Antwort: “Ja, der ist rechts im Büro.“ Haferkamp verschwindet im Haus. Klappe.
Beim zweiten Dreh war die Szene im Kasten. Eigentlich wären wir beim ersten Mal schon fertig gewesen. Ich habe Haferkamp jedoch noch einen Satz ins Drehbuch geschrieben, weil er beim ersten Dreh keinen Tagesgruß („Guten Abend“) sagte, bat ich um Wiederholung der Szene. Und der junge Regisseur ging darauf ein. Also, Klappe – die zweite. Fertig.
So gab es für uns noch eine Unterschrift (Foto) von Hans-Jörg Felmy in meinen Notizblock, ein Dankeschön und nach gut einer halben Stunde waren wir wieder auf Streife. So unkompliziert ging das vor knapp 40 Jahren. Und wir waren in einen Jubiläumstatort gelandet – dem 100.

Kommissar Klein (links) trifft auf Fernsekommissar Haferkamp

Alles Gute - Hans-Jörg Felmy

Montag, 4. Januar 2016

Sein letzter Umzug (3)



Im Hospiz lerne ich die Tochter von Winfried Leibold kennen. Sie ist Polizistin, wie ich einer war. „Ein Straßenkind“, sagt sie süffisant. Ihr Partner ist auch einer. Er kommt später hinzu. Simone macht in Bochum Dienst, er in Remscheid.
 Wenn Polizisten aufeinandertreffen, gibt’s gleich was zu erzählen. Gefahrengemeinschaft. Das „Du“ ist deshalb obligatorisch. Wir haben eben „Logenplätze“ des Lebens. Tod, Leid, Freude sind unsere dienstlichen Begleiter. Und jeder verarbeitet das Erlebte auf seine Art. Gott sei Dank bietet der Arbeitgeber der jüngeren Polizeigeneration Hilfen an. Ich bin noch in einer „harten“ Männergesellschaft beruflich sozialisiert worden. Da war Schwäche zeigen verpönt.
 Aber hier im Hospiz darf man (!) Schwäche zeigen. Das innige Vater-Tochter-Verhältnis anzusehen ist schön. Liebevoll umsorgt Simone ihn, als es gestern zum Musizieren zwei Etagen im Haus tiefer geht.  Der Außenstehende spürt gleich die gute Beziehung.
 Und später sitzen wir drei Polizisten um den Vater herum. Er, eigentlich die Hauptperson, rückt plötzlich ein wenig in den Hintergrund. Wir erzählen „unsere“ Geschichten. Und Papa, seine Beate und ihre Freundin hören aufmerksam zu, wie wir mal wieder die Welt retten. Aber vielleicht ist es auch gut so, dass Winfried dieses eine Mal nicht ganz im Mittelpunkt steht.
 Heute musste der ehemalige Lehrer für einen ambulanten Eingriff in ein Essener Krankenhaus. Die Behandlung war doch aufwendiger als gedacht. Aber Winfried hatte ja seine Simone dabei. „Es war anstrengend, aber toll, weil Papa sich beim Eingriff an mich gelehnt und wir uns beide gegenseitig gestützt haben. Er hat meinen Arm festgehalten, ich seinen.“

(c) uk-Fotos

Ein Kuss für Papa...

 ...und ein Lächeln

Sonntag, 3. Januar 2016

Der letzte Umzug (2)



Nichts deutet auf den eigentlichen Zweck dieses Gebäude hin. Das helle Hospiz am Hellweg 102 in Steele strahlt Wärme aus. Heute am Sonntag war es noch ein bisschen wärmer. Klavier- und Flötenklänge zogen durch die drei Ebenen. Am Klavier saß Beate, die Lebensgefährtin von Winfried Leubold, der kurz vor Weihnachten hier eingezogen ist. Begleitet wurde die pensionierte Lehrerin von ihrer Freundin. Das Publikum war überschaubar: Tochter Simone nebst Partner, ein Pater, die Bekannte Käthe und ich. Und natürlich die anderen neun Gäste des Hauses. Ein knapp einstündiges intimes Konzert, von Klezmermusik über Klassik bis hin zu ein paar verspäteten Weihnachtslieder. Und zu guter Letzt setzte sich Winfried ans Klavier, war er doch jahrelang Organist.
Der morgige Tag wird nicht ganz so angenehm. Der 78-Jährige muss noch einmal zur ambulanten Behandlung in die Klinik. "Routineeingriff", betont der Pensionär.

© uk-Fotos

 Flötentöne...

 Aufmerksame Zuhörer - Vater und Tochter

 Musik liegt in der Luft

 Winfried greift selbst in die Tasten

 Bitte schön ... Applaus

Oleg trifft Lilo und Leven...



Gestern verbrachten wir mit unseren „Enkelkindern“ Lilo und Leven zwei wunderbare Stunden beim Weltcirkus-Festival. Das Programm wurde ausschließlich von chinesischen Artisten und Oleg Popov gestaltet. Die Kinder hatten einen Riesenspaß. Und wenn es den Kinder, den ehrlichsten Kritikern, gefallen hat, muss es gut gewesen sein. 
Dass sie zum Abschluss noch die Clownlegende hinter der Bühne treffen durften, war natürlich das Größte. Meine Frau und ich hatten Oleg Popov, seine bezaubernde Ehefrau Gabriela  und einige junge Artisten im Oktober bei der McDonald’s Kinderhilfe im Hundertwasser Haus kennengelernt. Leider musste die vorgesehene Benefizveranstaltung für die Stiftung vor Weihnachten abgesagt werden. Als Entschädigung gab es jetzt das Treffen mit Oleg. 

(c) uk-Fotos
 Auf geht's - das Weihnachtsgeschenk einlösen

Leven trifft auf den Zirkusdirektor

 Hula Hupp ...

 Oleg Popov hatte einen Vogel ...

 Oh, was passiert den da?

 Fast wie eine Blumenpracht ...

 Lilo, Leven meets Oleg...

Wenn ich groß bin, werde ich Clown... oder Zirkusdirektor ;-)