Dienstag, 15. Dezember 2020

Geschenktipp für Polizeifreunde

Ob es noch bis Weihnachten klappt, weiß ich nicht genau. Aber ich möchte noch auf die Schnelle auf das Buch meines Kollegen Frank Kawelovski hinweisen. In diesem Jahr erschien „Illustrierte Polizeigeschichte Nordrhein-Westfalens von 1945 – 2020“. Der promovierte Erste Kriminalhauptkommissar (EKHK) interessiert sich schon seit vielen Jahren für die Geschichte der NRW-Polizei und hat schon einige Bücher zum Thema verfasst. Das jetzt im Eigenverlag erschienene Buch enthält 155 zum Teil noch nie veröffentlichte Fotos. Weitere Informationen findet ihr auf seiner Homepage. Schaut mal vorbei. Es lohnt sich: https://www.polizeigeschichte-infopool.de/


Samstag, 12. Dezember 2020

Keine Weihnachtskonzerte der Essener Polizei

Es wird etwas fehlen im Kulturleben der Stadt Essen. Die Weihnachtskonzerte der Essener Polizei fallen aus, wie so viele andere Veranstaltungen in diesem Corona-Jahr. Traditionell sind die drei Konzerte am zweiten Wochenende in der Philharmonie im Dezember ausverkauft und stimmen die Besucher auf Weihnachten ein. Seit 1955 gibt es sie.

Die Essener Philharmonie 2017
„Einander beizustehen, füreinander da zu sein, Sorgen zu teilen und damit zu halbieren, Dank zu sagen macht die Herzen frei. In der Würdigung des anderen, des Nächsten geben wir unserer eigenen Menschenwürde zurück.“ Das sagte der damalige Polizeipräsident Michael Dybowski zu den Besuchern des Konzerts 1989. Die Worte passen zu gut in diese schwere Zeit.
Die Solisten 2017


 

 

Montag, 7. Dezember 2020

Die Tabakpfeife vom Chefermittler für Ben nach 18 Jahren

Amtliches Lockdown wegen der Coronapandemie. Das gesellige Miteinander oder, wie es eine Freundin formulierte, das soziale Kaugummi ruht zurzeit. Auch Betriebsweihnachtsfeiern, die sonst im Dezember Hochkonjunktur hätten, finden nicht statt. Die folgende Geschichte begann kurz nach der Jahrtausendwende auf einer. Aber von vorne.

Einer der berühmtesten Pfeifenraucher der Kriminalgeschichte war  Sherlock Holmes, die geschwungene Tabakpfeife sein Erkennungszeichen. So machte er sich meist mit Dr. Watson auf erfolgreiche Verbrecherjagd. Auf Verbrecherjagd bei der Essener Polizei machte sich auch jahrzehntelang der Erste Kriminalhauptkommissar (EKHK) Wolfgang Dinsing. Lange Jahre Leiter des Rauschgiftkommissariats und die letzten 15 Jahre seiner Dienstzeit Chef der Todes- und Brandermittler. Aufgrund seiner Körperfülle wurde er auch liebevoll „der Dicke“ genannt. Sein zweites Erkennungsmerkmal - seine Tabakpfeife. Oft saß er im Büro über den Akten, die Luft rauchgeschwängert, was zu dieser Zeit niemanden störte. Rauchfreie Zonen oder qualmen auf dem Hinterhof bei eisiger Kälte wie heutzutage – unbekannt im Präsidium. Apropos geschwängert. Das spielt in der folgenden Anekdote die entscheidende Rolle. EKHK Wolfgang Dinsing rauchte nicht nur die Pfeife, er fertigte sie auch in seiner kleinen Werkstatt in Gelsenkirchen-Buer an. Das war sein Hobby und beruhigender Ausgleich zum Beruf. So qualmten zur damaligen Zeit viele Kollegen im Präsidium eine echte „Handmade-Dinsing“.

Auf einer Weihnachtsfeier der International Police Association (IPA), unter dem Dach des Polizeipräsidiums an der Büscherstraße, wurde der Chefermittler der Mordkommission unfreiwilliger Zeuge eines Frauengesprächs. Eine junge Kollegin erzählte gerade freudig, dass sie schwanger sei. Wolfgang Dinsing drehte sich spontan um, zeigte auf den Bauch seiner Kollegin: „Wenn es ein Junge wird, kriegt er von mir eine handgefertigte Tabakpfeife.“

Bald Polizist? Ben am 18. Geburtstag mit dem speziellen Geschenk
Der Erste Kriminalhauptkommissar hielt Wort. Er machte sich ans Werk und fertigte für das werdende Leben eine Tabakpfeife an. Aber da er sich mit Drogen und Süchten als Ex-Rauschgiftermittler gut auskannte, war die Übergabe mit einer Mahnung verbunden. Er schrieb Ruth Selzer, so der Name der Kollegin mit dem Kind unter dem Herzen, einen Brief und legte ihn zur Tabakpfeife auf ihren Schreibtisch. „Bitte, händige deinem Sohn erst zu seinem 18. Geburtstag meine Pfeife aus.“ Er verlängerte somit die gesetzliche Raucherlaubnis noch um zwei Jahre. Die dienstlichen Wege des Chefermittlers und seiner Kollegin trennten sich. Ruth wurde Mutter, bekam ihren Jungen mit Namen Ben und wurde nach Bochum versetzt, Wolfgang Dinsing blieb weiterhin in Essen, klärte mit seinen Kollegen Kapitalverbrechen auf und ist jetzt schon 10 Jahre im Ruhestand. Man verlor sich aus den Augen.
Passionierter Pfeifenraucher Wolfgang Dinsing - Chef der Mordkommission
Zeitsprung. Nach 18 Jahren klingelte am 13. Juli dieses Jahres das Telefon des Ersten Kriminalhauptkommissars a. D. und Pensionärs in Gelsenkirchen-Buer. Ruth war dran. Sie sei mit ihrem Ehemann - auch Polizist - und ihrem  ältesten Sohn Ben auf Sardinien im Urlaub. Die Familie feiere seine Volljährigkeit. Sie habe ihm gerade, wie 2003 vereinbart, die handgefertigte Tabakpfeife vom „dicken Dinsing“ ausgehändigt. Fotos von der kleinen Familienfeier folgten. Darauf zu sehen, der 18-Jährige mit Pfeife im Mund, allerdings ohne Tabak und Qualm.
Ruth Selzer - heute Ermittlerin bei "der Sitte" in Bochum

Ben möchte nach dem Abi wie seine Eltern Polizist werden. Ob er allerdings durch das besondere Geschenk vom ehemaligen Chefermittler der Mordkommission zum Pfeifenraucher wird, erscheint eher unwahrscheinlich. Das spielt aber keine Rolle. Die Zeiten haben sich eben geändert, die Verbundenheit nicht. Echte Polizeifreundschaft verjährt eben nie.

Mittwoch, 25. November 2020

KRUPP und eine missglückte Polizeieskorte

Auch in meiner über 40-jährigen Polizeidienstzeit in Essen war der Stahkonzern KRUPP durch Einsätze ständig präsent. Meine erste dienstliche Berührung hatte ich unvorbereitet Mitte der 1970er-Jahre als junger Schutzmann. Gerade mit dem Spätdienst auf der „Gerlingwache“ begonnen wurde ich für eine Motorradeskorte eingeteilt. Der iranischen Wirtschaftsminister besuchte die Villa Hügel für einen Megadeal. Der damalige Schah von Persien erwarb vom Konzern ein Aktienpaket von 25,1 Prozent. Wir übernahmen während schneller Fahrt den Konvoi auf der Autobahn 52 und begleiteten ihn zur Villa Hügel. Während alle Kollegen die schweren dunklen Limousinen des Ministers und des Begleittrosses bis direkt zum Eingang der Villa aufgereiht begleiteten, bog ich als einziger vorher ab und "versaute" das Gesamtbild. Das sorgte im Anschluss für Gelächter und Gesprächsstoff.

Halbmast geflaggt vor der Villa Hügel nach dem Tod von Berthold Beitz 2013

Im Laufe der späteren Jahre kamen noch der Personenschutz für den Generalbevollmächtigten Berthold Beitz und zahlreiche Staatsbesuche hinzu, so wie die von Wladimir Putin und Erich Honecker. Oder der EU-Wirtschaftsgipfel 2011. Meinen größten Auftritt hatte ich mit einem Live-Interview vor der Villa Hügel im „Bericht aus Bonn“ während des EU-Gipfels 1994, meinen letzten Einsatz bei der Trauerfeier für Berthold Beitz 2013.

Polizeimeister Klein nach missglückter Eskortenfahrt

Wenn also eine Stadt mit einem Unternehmen eng verbunden ist, dann ist es Essen mit KRUPP. Diese Symbiose existiert seit weit über 100 Jahren. Kruppstraße, Alfredstraße, Krupp Krankenhaus, Margarethenhöhe, Villa Hügel und vieles, vieles mehr, deuten im Stadtgebiet auf das Unternehmen hin. Seit 1999, nach der Fusion mit der Düsseldorfer Thyssen AG, hieß es dann „Thyssenkrupp“.

Das Hauptgebäude von "tyseenkrupp" an der Altendorfer Straße

Essen profitierte ständig und großzügig vom Unternehmen bzw. von der Krupp-Stiftung. Der letzte Gönner und Förderer war Berthold Beitz, der den jetzigen Firmensitz nach dem Zusammenschluß mit Thyssen nach Essen holte und zum  Kulturhauptstadtjahr mit einer kräftigen Finanzspritze den Neubau des Folkwangmuseums ermöglichte. Aber auch eine dunkle Wolke liegt auf dem Stahlunternehmen. Krupp die Kanonen- und Waffenschmiede des Deutschen Reichs. Selbst der größte Verbrecher aller Zeiten wurde hofiert und wollte die Jugend in der Nazi-Diktatur so hart wie Kruppstahl formen. Nach dem Krieg erholte sich die Firma langsam, geriet aber immer wieder in wirtschaftliche Schräglagen. Zurzeit macht „Thyssenkrupp“ wieder Schlagzeilen. Milliardenschwere Verluste lasten auf dem Unternehmen. Es droht der Wegfall tausender Arbeitsplätze durch den Einbruch im Stahlgeschäft und die Corona-Pandemie. Hoffen wir, dass der Konzern nach und nach in ruhiges wirtschaftliches Fahrwasser gerät. Dann ist die Polizei auch wieder am Ball, allerdings ohne mich.

Der Anfang. Das nachgebaute Stammhaus der Krupps  


Dienstag, 17. November 2020

Coronakrise – wie kriegen wir das finanziell hin

 „Wer soll das bezahlen? Wer hat das bestellt? Wer hat so viel Pinkepinke? Wer hat so viel Geld?“ So beginnt ein Schlager aus dem Zeitalter des Wirtschaftswunders. Die Antwort wäre ganz einfach: Die Superreichen. Denn 1 Prozent der Deutschen besitzen 1/3 des Gesamtvermögens. Es wird auf 10 Billionen Euro geschätzt. Jährlich werden etwa 400 Milliarden Euro vererbt. Davon bekommt die Gemeinschaft lediglich 1,5 Prozent - „nur“ 6 Milliarden Euro, heißt es in einem Hörfunkbeitrag des WDR(siehe unten).

WDR-Foto

Die Corona-Krise kostet uns allen, also dem Staat, eine Menge Geld. Das erste Hilfspaket wird mit 350 Milliarden Euro veranschlagt. Weitere Forderungen stehen im Raum. Unterstützung von Solounternehmen, Mitarbeitern von Eventunternehmen, Künstlern usw.  Die jetzige Pandemie ist finanziell die größte Herausforderung nach dem 2. Weltkrieg für Deutschland. Und die ist durch Lastenverteilung und höhere Steuern der Mehrverdiener gestemmt worden. Und jetzt? Selbst einige Erben, wie die Enkelin von BOSCH und der Enkel von FROSTA, sind für einen gerechteren Lastenausgleich. Da gibt es allerdings politische Bremser wie die FDP. Das Thema habe ich heute im Radio gehört – im WDR 5. Gut, dass es noch denn öffentlich-rechtlichen-Rundfunk gibt. Ob die Privaten das Thema angepackt hätten? Da bin ich mir nicht ganz so sicher. An dieser Stelle zitiere ich immer wieder gerne den verstorbenen CDU-Politiker Heiner Geißler: „Es gibt Geld wie Dreck, es haben nur die falschen Leute.“

Hier geht’s zum Beitrag:

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-neugier-genuegt-das-feature/audio-corona-hilfen--wer-soll-das-alles-bezahlen-100.html

 

 

 

Montag, 2. November 2020

Bleibt der Mord an Marijana (9) ungesühnt?

Vorwort

Der Mord an dem bosnischen Mädchen ist über 27 Jahre her. Marijana wäre heute eine Frau mittleren Alters. Wie wäre ihr Leben verlaufen? Vielleicht würde sie in Essen wohnen, wäre verheiratet, hätte Kinder? Der Krieg in ihrem Heimatland Bosnien/ Herzegowina war noch nicht ausgebrochen. Hätte sie, ihre Geschwister und Mutter fliehen müssen oder können, zumal ihr Vater schon jahrelang im Ruhrgebiet arbeitete. Es kam anders. Ein Unbekannter beendete grausam das junge Leben des Mädchens. Der Mord konnte bislang nicht geklärt werden. Lebt der Mörder weiter unter uns in Essen? Neben einer noch möglichen Aufklärung („Mord verjährt nie“) sollte das Opfer nie vergessen werden.

Vermisst

Essen-Altenessen. In der Frühbesprechung der Essener Kripo am 1. September 1993 hat die Erste Kriminalhauptkommissarin Hanna Baltuttis schon ein ungutes Gefühl. Jahrzehntelange Erfahrung lässt die Leiterin des 2. Kommissariats, zuständig für Sexualdelikte, Vermisstenfälle und Kinderkriminalität, sagen: "Das sieht nicht gut aus.“ Ihr Gefühl soll ihr recht geben.

Seit den späten Abendstunden des Vortages bis in die Nacht hinein sucht die Essener Polizei mit einem Großaufgebot nach Marijana Krajina. Über 100 Beamte sind im Einsatz. Das Mädchen aus Bosnien-Herzegowina ist mit ihrer Mutter zu Besuch bei ihrem Vater (51), der in Altenessen wohnt und seit 1966 bereits in Deutschland arbeitet.  Schon zum siebten Mal ist die 9-Jährige im Ruhrgebiet, immer in den Sommerferien. Sie kennt sich gut im Wohnumfeld aus, spricht aber wenig Deutsch. Sieben Wochen ist Marijana zurzeit in Essen.

Marijana - 9 Jahre alt

Am Dienstag, dem 31.August 1993, gegen 17.45 Uhr, verlässt das Kind die Wohnung des Vaters an der Straße Am Schlagbaum 5, um ihre Mutter (46) vom Kaufhaus "Woolworth" an der Altenessener Straße - nur wenige hundert Meter entfernt - abzuholen. Die Mutter kommt wenig später allein zur Wohnung zurück. Ihre Tochter ist verschwunden. Am späten Abend, gegen 22.00 Uhr, schalten die Eltern nach eigener erfolgloser Suche die Polizei ein. Bis zu 26 Streifenwagen suchen in der Nacht planmäßig die Umgebung und den Stadtteil Altenessen ab. Die Beamten werden von der Feuerwehr, von Bus- und Bahnfahrern sowie von Taxifahrern unterstützt.
Vom Wohnort zum Kaufhaus - ein kurzer Weg (Foto: Google Map)
Die Kripo nimmt die Ermittlungen auf. Die fieberhafte Suche bringt nicht den erhofften Erfolg. Marijana bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Die Suche geht bei Helligkeit im unmittelbaren Wohnumfeld, im Kaiserpark, im und rund um das Einkaufszentrum, auf dem Gelände der Zeche Carl am nächsten Tag weiter. Das Mädchen ist wie vom Erbogen verschluckt. Nach den Veröffentlichungen auf Radio Essen und in anderen Medien gehen wenige Hinweise ein. Auch sie führen nicht zu dem Kind.

Mord

Scheeßel (Niedersachsen/Landkreis Rotenburg/Wümme). Am Freitagabend, dem 3. September 1993, gegen 19.45 Uhr, dann die Gewissheit was geschehen ist. Eine Frau findet in Niedersachsen an der Bundesstraße 75 zwischen Bremen und Hamburg, nordöstlich der Ortschaft Scheeßel, an einem Parkplatz in einem Brombeergebüsch den Leichnam eines Kindes. Der Fundort ist etwa 300 km von Essen entfernt. Der kleine Körper weist Stiche und Würgemerkmale auf. Spuren von sexueller Misshandlung stellt der Rechtsmediziner später fest. Schnell wird den Ermittlern in Niedersachsen klar, dass es sich um das 9-Jährige Mädchen aus Essen-Altenessen handelt.

Der Fundort des Leichnams in Niedersachsen
Aus der Vermisstenkommission wird jetzt in Essen eine Mordkommission (MK). Sie wird geleitet vom Kriminalhauptkommissar Klaus Welski. Marijana Krajina ist schon in der Nacht ihres Verschwindens oder tags darauf von ihrem Mörder getötet und missbraucht worden, ergibt das Spurenbild.

 

Ermittlungen

Die Theorie der Fahnder lautet: Der Täter hat Marijana in der Nähe der Altenessener Wohnung oder am Einkaufszentrum Altenessen verschleppt und ist mit ihr in Richtung Norddeutschland gefahren, vermutlich über die Autobahn A1. Die Fahrtzeit bis zum Fundort des Leichnams liegt bei drei bis vier Stunden. Irgendwo auf der Strecke passiert das schreckliche Verbrechen. Der Leichnam wird dann vom Täter in dem Gebüsch auf dem Parkplatz an der B75 abgelegt. Doch bleiben einige Fragen offen: Warum steigt das Kind in das Fahrzeug eines Unbekannten? Oder hat sie doch Vertrauen zu ihm? Kein Mensch hat Marijana nach dem 31. August 1993 mehr gesehen. Ungewöhnlich. Klaus Welski und seine Kollegen gehen jeder kleinsten Spur nach. Trotz intensiver Pressearbeit kommen wenige Hinweise aus der Bevölkerung.

Wurde Marijana auf dem Weg von Essen nach Scheeßel getötet? Foto: Google Map

Hoffnung

Dann keimt neue Hoffnung auf. Nach Tagen meldet sich eine Zeugin bei der Mordkommission. Sie will Marijana am Tage ihres Verschwindens in Begleitung eines Mannes gesehen haben. Dieser Unbekannte soll eine Bundeswehruniform getragen haben, unter einer Schulterklappe klemmte ein bordeauxfarbenes Barett. Ein Phantomfoto wird von Beamten des Landeskriminalamtes (LKA)gefertigt. So sieht der mögliche Mörder aus, ist sich die Hinweisgeberin sicher.

Das Phantomfoto - sieht so der Mörder aus?
Die Frau ist glaubhaft, eine gute Zeugin, so der Leiter der MK. In Niedersachsen gibt es im engeren und weiteren Bereich des Fundortes des Leichnams viele Kasernen. Das Puzzle könnte zusammenpassen. Ist der Mörder ein Bundeswehrsoldat?

Die Beschreibung des mutmaßlichen Täters: etwa 20 bis 22 Jahre alt, etwa 170 bis 175 cm groß, schlank, breite Schultern, kurzes, leicht gelocktes, blondes Haar.

Der Parkplatz und Ablegeort im Hintergrund

Die Essener Mordkommission ermittelt in norddeutschen Kasernen, die Bundeswehr leistet Hilfe und Unterstützung. 1131 Soldaten werden überprüft. Leider ohne den erhofften Erfolg. Der Mörder bleibt unbekannt.

ZDF „Aktenzeichen XY…ungelöst“

Nächste Hoffnung und Möglichkeit: Die Mordkommission wendet sich an das Zweite Deutsche Fernsehen. Eduard Zimmermann berichtet zeitnah in seiner Sendung "Aktenzeichen XY…ungelöst..." über das Verbrechen. Klaus Welski nimmt noch im Studio die ersten der 48 Hinweise entgegen, seine Kollegen warten in Essen auf den entscheidenden Tipp. Viele Anrufe aus ganz Deutschland gehen in Essen ein. Leider ist die "heiße Spur" nicht darunter.

In Altenessen wird das Plakat veröffentlicht

Fazit

Am 12. November 1993 wird die Mordkommission (MK) aufgelöst. Die Bilanz: Die MK besteht zeitweise aus bis zu 25 Beamten und leistet 1800 Überstunden. Sie überprüft 1726 Personen, darunter 1131 Soldaten, 333 Autofahrer (rote Alfa-Romeo mit Essener Kennzeichen und weiße Opel-Omega mit Verdener Kennzeichen). 

Bleibt der Mord an dem Mädchen für immer ungesühnt? Was geschah am 31. August und 1. September 1993? Nur der Mörder könnte eine Antwort geben. 

Autor: Uwe Klein, Erster Polizeihauptkommissar a. D.

Sonntag, 1. November 2020

50 Jahre Frauenfußball

Ab dem 31. Oktober 1970 durften auch die Frauen öffentlich Fußball spielen. Der mächtige von Männern dominierte Deutsche Fußball-Bund (DFB) hob das Verbot auf. Man(n) räumte den Frauen allerdings nicht die gleichen Bedingungen wie den Ballkickern ein: So dauerte das Spiel nur 70 Minuten, Stollenschuhe waren verboten, die Bälle waren kleiner und leichter. Erst 23 Jahre später traf der legendäre Satz vom Bundestrainer Sepp Herberger auch auf den Frauenfußball zu: „Ein Spiel dauert 90 Minuten.“ Die peinlichste Aktion des DFB ereignete sich 1989 (!). Die deutsche Frauenmannschaft gewann die Europameisterschaft. Die Gewinnprämie für die Spielerinnen bestand aus einem Kaffeeservice mit bunten Blümchen der Firma  „Villeroy & Boch“.

Die erste Frauenmannschaft des Polizeisportvereins (PSV) Essen 1973

Heute ist der Frauenfußball voll etabliert. Die Frauen spielen einen guten Ball. Trotz der vielen Erfolge der deutschen Mannschaft (oder muss es gendergerecht Frauschaft heißen?) blieb der Zuschauererfolg aus. Nur zurzeit spielen beide Geschlechter vor der gleichen Anzahl. Wegen der Corona-Pandemie sind die Stadien (fast) menschenleer.

Am Rande: Was mir bislang immer bei den Frauenspielen positiv auffiel. Die Spielerinnen halten ihren Speichel im Mund. Das ungezügelte Speien sieht man nur bei den Männern. Obwohl bei einem der letzten Spielen eine Kickerin mir auch negativ auffiel. Bitte nicht nachmachen, liebe Frauen.

Samstag, 24. Oktober 2020

Kein Arsch in der Hose

Keine Angst, es wird nicht politisch. Es bleibt persönlich. Ich erinnere mich an Sprüche aus meiner Jugendzeit. „Kein Arsch in der Hose, aber Kamm in der Tasche.“ Die Steigerung: „Kein Arsch in der Hose, aber La Paloma pfeifen.“

Nach meiner OP im September trifft der erste Teil der beiden Sätze auf mich zu. Also, kein Arsch mehr in der Hose. Zu meiner körperbetonten Hochzeit brachte ich etwa 80 Kilogramm auf die Waage. Der Spruch eines Kollegen: „Wenn Du so weitermachst, siehst Du bald aus wie Dirk Bach.“ Von da ab ging’s peu à peu mit den Kilos bergab. Nach meinem Wiener Infarkt vor 5 Jahren bis auf 71 Kilogramm. Mein Ehrgeiz war geweckt. Ich wollte die 70-Kilohürde knacken. So wie ich einmal in meiner Jugend wog, als noch Sport im Mittelpunkt meines Alltags stand. Jetzt habe ich es geschafft. Ohne Training, ohne Diät. In nur fünf Wochen.

Selbstbildnis von hinten
Die OP war verantwortlich, als man mir den Durchzug der Liebe wegnehmen musste - meinen Magen. Ich kann alles Essen. Nur in kleinen Mengen und alle zwei bis drei Stunden. Ich kratze zurzeit an der 60kg-Grenze, habe aber schon 300 Gramm zugenommen. Und mit dem Gewichtsverlust einhergehend wird die Kleiderfrage zum Thema. Bei meiner jetzigen Marathonfigur kann ich in meine Buxen ein Laib Brot reinstecken. Gestern war ich mal auf Shopping-Tour. In der Männerkollektion wurde ich nicht fündig. Alles nur ab Größe 48 (USA 30) aufwärts. Da half nur noch die Damenabteilung. Ich trage jetzt Größe 38 (!). Liebe Frauen, nicht neidisch werden.

Samstag, 3. Oktober 2020

Systemrelevante Engel

Systemrelevant. Was für ein holpriges Wort, das viele vor der Corona-Pandemie noch gar nicht kannten. Es wird meist im Zusammenhang mit Berufen erwähnt. Als systemrelevant werden Unternehmen, kritische Infrastrukturen oder Berufe bezeichnet, die eine derart bedeutende volkswirtschaftliche oder infrastrukturelle Rolle in einem Staat spielen, dass ihre Insolvenz oder Systemrisiken nicht hingenommen werden können oder ihre Dienstleistung besonders geschützt werden muss. (Quelle: Wikipedia) Diese Definition liest sich auch nicht besser.

Ein Lächeln von Lareen heilt

Nach drei Wochen Aufenthalt im Huyssenstift der Kliniken Essen Mitte auf der Station „Grillo“ beinhaltet der Begriff jetzt für mich viele Namen: Lareen, Jana, Chris, Jasmin, Daniela, Sylvia, Micki, Polina, Alina, Tara, Sabine, Areti, Jan, Steffi, Kristina, Rüdiger, Alessandra, Martin, Dirk und viele mehr. So heißen nämlich der Prof., die Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und der Hausmeister. Rund 600 Betten hat die Klinik, „meine“ Station 30. Ich liege seit Mitte September in einem. Patient auf Zimmer 1.303. Fast noch im Hochsommer reingekommen.

Herzen hinter der Maske

Als Patient wird man zum Kleinkind. Hilfe rund um die Uhr wird benötigt. Zumal der Eingriff an mir nicht ohne war. Rund vier Stunden geschnitten und genäht. Bei mir liegt jetzt nichts mehr schwer im Magen, auch die Liebe geht nicht mehr durch. Er ist weg. Fast jede Bewegung und Handlung fällt anfangs schwer. Alle, aber wirklich alle, damit schließe ich den Hausmeister Dirk, die Putzfrau Ibis und die Servicekräfte mit ein, sind großartig. Freundlich, hilfsbereit, kompetent. Keine Schwestern Rabiata oder "Götter in Weiß" mehr wie früher, als man sich eher im Knast wähnte als in einer Klinik.

Visite - Spaß am Krankenbett mit den Ärztinnen

Kaum geklingelt, steht schon jemand im Krankenzimmer. Höfliche Umfangsformen sind an der Tagesordnung. Anklopfen. Danke. Bitte. Gerne. Ein „Ruhrpottmädchen“ habe ich besonders ins Herz geschlossen. Alia, 22 Jahre alt, aus Oberhausen. Ihre direkte Ansprache hat mir besonders gut gefallen: „Na, Herr Klein, haben Sie Piene?“ und mit einem Augenzwinkern: „ Stellen Sie sich nicht so an, Sie liegen hier doch nur so rum?“ Manchmal braucht auch der Patient einen Tritt in den Hintern. Alia darf das. Als Sie jetzt wieder zur weiteren Ausbildung muss und sich mit den Worten: „Alles Gute, mein Lieblingspatient“, verabschiedet, muss der harte, ehemalige SEK-Mann ganz schön schlucken.

Jetzt weiß ich, was systemrelevant bedeutet. Diesen Engeln wünsche ich die Wertschätzung, die ihnen zusteht. Nicht nur mit dem Herzen, sondern auch im Portmonee! Wenn alles klappt, darf ich Anfang nächster Woche nach Hause. Welche Freude. Aber irgendwie werde ich meine Systemrelevanten im Huyssenstift vermissen.

Training für den Neuaufbau

P.S. Und an die Ausländer-Raus-Schreihälse gerichtet. Ganz viele von meinen Schutzengeln sind nicht in Deutschland geboren. Ohne sie wäre unser Gesundheitssystem, sorry, nämlich im Arsch. Also, Schnauze halten, vielleicht braucht ihr die ausländischen Engel auch einmal.

Sonntag, 13. September 2020

Ein kleiner Schnitt für den Arzt…

…ein großer Schnitt für mich. Die Krankenhäuser sind auch nicht das, was sie mal waren. Die Zimmer sind großzügig. Und wenn man das Glück auf ein Einzelzimmer mit Blick ins Grüne hat, könnte man glatt in Urlaubstimmung kommen.

Das Krankenhaus (Huyssenstift), in dem ich mich seit heute befinde, kenne ich noch aus meiner Anfangszeit als junger Schutzmann der Essener „Gerlingwache“.

Das evangelische Huyssenstift heute Abend

Es liegt am Rande der Innenstadt. Schöne Wohngegend. Aber die Klinik hatte vor knapp 50 Jahren nicht den allerbesten Ruf. Unsere Klienten wollten immer ins nahe gelegene Elisabethkrankenhaus. Selbst im größten Leid. Die Schwestern der Notfallambulanz im „Elisabeth“ waren auch viel netter. Das Huyssenstift war einfach nur piefig. Einer sagte mal zum Notarzt: „Wat? Zum Huyssen? Da gehze doch nur zum Abnippeln hin.“

Tonnenschwere Kompetenz - Kliniken Essen Mitte

Und heute? Das Krankenhaus ist eins von vielen der Kliniken Essen Mitte (KEM) und genießt einen hervorragenden Ruf über die Stadtgrenzen von Essen hinaus. Na, dann bin ich ja für morgen beruhigt.

Am frühen Abend im Park


 

Freitag, 11. September 2020

9/11 – vor 19 Jahren

Bei unseren New York Aufenthalten wurde es zu einem Ritual. Ich setzte mich für ein Foto neben die Bronzestatue "Double Check" von John Seward Johnson. Sie stellt einen Geschäftsmann dar, der seinen Aktenkoffer „checkt“. Er sitzt auf einer Bank im Zuccotti Park, nahe des Word Trade Centers. „Bis zum nächsten Mal, mein Freund“, hieß es. Dann der Terroranschlag am 11. September 2001.  Als Asche und Staub sich lichteten, kam die Statue fast unbeschädigt wieder zum Vorschein. Der Künstler überarbeite sie und fügte in den Aktenkoffer Gegenstände von Trauernden hinzu. Der bronzene Geschäftsmann wurde zum Symbol des Überlebens.

"Double Check" 1995 - 2001 - 20012

Der Terroranschlag hat mich anfangs im wahrsten Sinne des Wortes krank gemacht. Fernsehbilder waren für mich unerträglich. Mir kamen ständig die Tränen. „Meine Türme“ sollen nicht mehr da sein? Fast 3000 Menschen kamen zu Tode. Erst eineinhalb Jahre später an meinem 50. Geburtstag, als wir am Ground Zero standen, und ins riesige, schneebedeckte Loch guckten, verging langsam das Trauma. Vielleicht ging es Menschen ähnlich wie mir, die mal oben auf dem Dach der Welt standen. Die New York so mögen wie meine Frau und ich, die mal am Tag und in der Nacht aus über 400 Meter über diese wahnsinnige Stadt schauen durften.

Diese Skyline gibt es nicht mehr

Einige Jahre später erzählte mir ein New Yorker Polizeikollege beim Rundgang durch Manhattan, wie er im Einsatz diesen Tag und das Zusammensacken der Zwillingstürme erlebte. Wir sahen die Überbleibsel von verkohlten persönlichen Gegenständen der Feuerwehrmänner und Polizisten im Polizeimuseum.

Meine New Yorker Kollege

In den Jahren danach starben noch viele Retter, die in den Trümmern nach Überlebenden suchten, die den Staub in ihre Lungen aufnahmen, an Folgekrankheiten. Fast so viele wie die Menschen in den Türmen, die keine Überlebenschance hatten. Viele sprangen in ihrer Verzweiflung in den Tod. Die weltpolitischen Folgen waren verheerend. Die Attentäter haben zigtausend Menschen auf dem Gewissen. Never forget.

 

Donnerstag, 10. September 2020

Umgangssprache

Den Menschen in der Region wird eine kurze, direkte und ehrliche Ansprache nachgesagt. Ein richtiger Dialekt ist das nicht. Die Sprache hat sich so entwickelt, bedingt auch durch die Menschen aus ganz vielen Regionen, die hier Kohle machen wollten. Nicht nur die schwarze. Der Ursprung der Umgangssprache liegt im Bergbau. Schön ist anders. Und mit dem Dativ liegen hier auch viele über Kreuz. Im dunklen Loch konnten die Kumpel nicht lange diskutieren. Selbst Beschimpfungen („Ey, Du Arsch “) sind freundlicher als in der gemeindeutschen Umgangssprache. Diese typische Kommunikation gab es nicht nur unter Tage. Ich kenne sie aus meinem früheren Beruf und jetzt auch aus dem Gesundheitswesen.  Sie macht selbst vor Akademikern nicht halt. Beispiel gefällig. Patient: „Wie würden Sie sich an meiner Stelle fühlen.“ Professor. „Scheiße!“  Alles gesagt. Ich liebe die Menschen im Pott (die meisten).


Mittwoch, 9. September 2020

Drei K

Es gibt drei Tabus, die fangen alle mit K an. Kirche (die sollte kein Tabu mehr sein), Krieg (der sollte tabu sein). Aber das dritte K, das fürchten wir am meisten, das fürchten wie die Pest. Diese Gedanken stammen von Herman van Veen, dem holländischen Sänger, Geiger, Poet, Tänzer, Schauspieler, Pantomime, Satiriker, Bürgerschreck, Träumer, Kinderfreund, Kabarettist, Clown und vieles mehr. Er hat mich, er hat uns seit Anfang der 1970er-Jahre begleitet. Meine Frau sagte einmal über diesen wunderbaren glatzköpfigen Holländer: „Ich liebe zwei Männer, dich und Herman van Veen.“ Welch schönes Kompliment. Seine Musik, seine Gedanken haben mich über die fast fünf Jahrzehnte berührt, verzaubert, nachdenklich, getragen und heiter gemacht. Auch jetzt.

Selbstportrait © Uwe Klein

 

 

Montag, 7. September 2020

Was wäre wenn…

…es vor 50 Jahren schon das Internet und die sozialen Netzwerke gegeben hätte? Ich lese heute häufig den Satz in den Foren und Kommentaren: Es wird immer schlimmer. Ne, ne. Stimmt nicht. Es war immer schon schlimm. Vielleicht sogar schlimmer. Die letzte Seite meiner Tageszeitung NRZ gibt die Antwort und einen Rückblick. „Vor 50 Jahren“ lautet die Überschrift. Jeden Tag lese ich über die weltweiten und regionalen Gräueltaten, die Unglücke, die Schicksale im Jahr 1970. An einige kann ich mich noch gut erinnern. An einem Wochenende wurden  vor fünf Jahrzehnten drei Flugzeuge entführt, eine Entführung scheiterte. Hunderte von Fluggästen versetzten die vermeintlichen Freiheitskämpfer in Todesangst. Eine Entführung misslang, einer der Terroristen wurde erschossen, seine Komplizin, im Besitz von zwei Handgranaten, von Passagieren überwältigt. Die Täter: arabische Terroristen der PLO, Angehörige der Volksfront zur Befreiung Palästinas.

Titelseite der NRZ vom 7. Sept. 1970

Liebe Internetuser im Jahr 2020, fragt einfach mal die Älteren oder werft jeden Tag einen Blick in die NRZ. Es ist nicht schlimmer geworden. Nur anders. Glaubt mir. Auch auf lokaler Ebene kann ich das nach fast 45 Jahren Polizeidienst bestätigen. Die Welt war schon immer ein Tollhaus.

Samstag, 5. September 2020

Nina - Warum unsere Tochter so heißt?

„Uwe, Uwe“, schallte es früher durch die Fußballstadien. Ich dachte als Kind, dass alle mich rufen. Als mir meine Eltern den kurzen nordischen Vornamen verpassten, dachten sie noch nicht an den späteren Fußballstar Uwe Seeler. Die Namensvergabe hatte wohl andere Gründe. Mit Uwe komme ich unkompliziert durchs Leben. Kein Diktieren, keine Verwechselungsgefahr wie z.B. Kirsten, Kerstin oder Kirstin, keine Schublade. Obwohl es auch einen Uve mit V gibt. Die Schreibweise kennen nur die wenigsten. Aber um mich soll es in diesem Blog doch gar nicht gehen. Es geht um Nina.

Nina im Alter von 5 Jahren auf einem SEK-Fahrzeug

Im Kinderzimmer meiner Frau hingen Ende der 1960er-Jahre Che Guevare (zum Leidwesen ihres Vaters), der Bravo-Starschnitt von Pierre Brice als Winnetou und der Rennfahrer Jochen Rindt an der Wand. Der Letztere noch als wir uns ineinander 1969 verliebten. Jochen Rindt war damals der erste rennfahrende Popstar auf dem Weg zum Weltmeister.

Jochen Rindt gewann gewann 6 Grand-Prix-Rennen (Foto: Wikipedia)

Und dann passierte das Unglück in Monza. Jochen Rindt verunglückte heute vor 50 Jahren tödlich. Seine hübsche Ehefrau Nina (!) saß in der Boxengasse, als die Freunde mit dem blutverschmierten Helm ihres Mannes von der Rennstrecke zurückkamen. Am 5. September 1970 endete das Leben des 38-Jährigen in seinem Lotus unter einer Leitplanke. Er wurde nach seinem Tod noch Formel 1 – Weltmeister.

Die Finnin Nina Rindt im T-Shirt ihres Mannes

Die ersten Motorshows in den Essener Messehallen wurden nach ihm genannt  - die Jochen-Rindt-Shows. Ehefrau Nina eröffnete jeweils die Ausstellungen in prominenter Runde. Und ihr Name war die Vorlage für unsere 1976 geborene Tochter – Nina eben.

 

Donnerstag, 27. August 2020

US-Polizisten und deutsche Polizisten - der Unterschied

Seit Wochen hält sich beharrlich ein Thema in den Medien und wird öffentlich heftig diskutiert: Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten. Zurzeit sind nach einem Schusswaffengebrauch eines Cops in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin wieder Unruhen ausgebrochen, in deren Verlauf zwei Menschen von einem 17-Jährigen erschossen wurden. Der amerikanische Präsident D. Trump will Bundespolizisten in die Region schicken. Denn er kennt nur eine Antwort: Härte.

Auch in Deutschland gehen  Menschen auf die Straße, um gegen vermeintliche Polizeigewalt  zu demonstrieren. Am Wochenende floppte so ein Protest in Düsseldorf. Rund 5000 Demonstranten meldete der Ausrichter an, etwa 300 kamen dem Aufruf nach. Trotzdem „befeuern“ bestimmte politische Parteien und Medien die Debatte. Aber was macht denn überhaupt den Unterschied aus? Amerikanische Polizisten handeln ganz anders als deutsche. Das hat auch seine Gründe?

Mein bayrischer Kollegen Lothar Riemer hat darüber einen längeren Artikel geschrieben. Er weiß, wo von er spricht. Nach 41 Jahren im Polizeidienst in verschieden Funktionen - vom Streifendienst über die Kripo und einigen Auslandseinsätzen bis hin zum Polizeilehrer – ist er jetzt in Pension gegangen. Er engagiert sich seit Jahren für Kinder im Verein „Lachen helfen e.V.“ Nehmt Euch die Zeit.

Motorradpolizist in New York

  

Gebt den US-Cops eine Chance – ein Erklärungsversuch

Was mach den Unterschied von deutschen und amerikanischen Polizisten aus?

 von Lothar Riemer, Polizeihauptkommissar a.D.

 „Ich kann nicht atmen“, dieser Hilfeschrei des getöteten George Floyd führt derzeit in den USA zu gewaltsamen Protesten und Ausschreitungen. Denkmale werden beschädigt, verschmiert und oftmals zerstört. Eine Gewaltwelle erschüttert das Land und „Unter Beschuss“, im wahrsten Sinne des Wortes, dabei die Polizeibehörden der Vereinigten Staaten von Amerika.

Fast alle Medien hierzulande sind sich darüber einig, dass die Sicherheitsbehörden (u.a. State Police, Sheriffs Department oder Metropolitan Police) zu schlecht ausgebildet, zu rassistisch und zu gewalttätig seien. Dem möchte ich mit diesem Artikel entschieden widersprechen und eine Lanze für unsere Kolleginnen und Kollegen in den USA brechen.

Seit über 30 Jahren habe ich enge Kontakte zu einer Vielzahl von PolizistenInnen in den verschiedensten Diensträngen und Sicherheitsbehörden. Ich besuchte Polizeiakademien, fuhr Einsätze und hielt Vorträge bei diversen Dienststellen. Mehrmals habe ich längere Zeit in Auslandseinsätzen mit US-PolizistenInnen zusammengearbeitet. Ich gewann über die vielen Jahre einen tiefen Einblick in die Strukturen und Denkweise der Polizeibehörden und deren Mitarbeiter. Ich möchte daher ein paar Erklärungsversuche machen; nicht zuletzt, da auch die deutsche Polizei im Fokus von Rassismus und Polizeigewalt steht.

Der Autor - Polizeihauptkommissar Lothar Riemer

Ohne Zahlen geht es nicht

Um Fake-News entgegen zu wirken, lassen wir erst einmal nackte Zahlen sprechen. Die offiziellen Behördenseiten und das Statistic Research Department geben hierbei Auskunft. Siehe da, die tatsächlichen Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache.

Derzeit gibt es in den USA ca. 1 Millionen (13% schwarze) Polizeikräfte. Im Jahr 2019 wurden in den USA 50.000 Schusswaffengebräuche registriert, davon 15.000 getötete Personen.

Im gleichen Jahr gab es bei den Sicherheitsbehörden ca. 1.000 tödliche Schusswaffengebräuche (14 in Deutschland), wovon 235 getötete Personen schwarzer Hautfarbe waren. Da der Bevölkerungsanteil in den USA bei Schwarzen bei ca. 13 % liegt, ist das Verhältnis zu Weißen getöteten daher im Verhältnis höher. Aber die Kriminalitätsbelastung innerhalb der schwarzen Bevölkerung ist überdurchschnittlich hoch; daher auch ein erklärbarer vermehrter Schusswaffengebrauch gegen schwarze Straftäter.

Bei diesen Tötungsdelikten durch PolizistenInnen waren die Straftäter zu annähernd 95 Prozent bewaffnet. Dazu zählen auch Anscheinswaffen. Von einer vermehrten Tötung unbescholtener Afro-Amerikaner kann also keine Rede sein.

Durch die genannten reellen Zahlen, erscheinen die pauschalen Vorverurteilungen der US-Sicherheitsbehörden in einem anderen Licht. 

Ist die US-Polizei rassistisch?

Aus meiner langjährigen Erfahrung muss ich diese Aussage grundsätzlich verneinen. Wiewohl es in Deutschland rechtsradikale Tendenzen oder Kriminelle innerhalb der Polizei gibt, so gibt es bei über 1 Millionen. PolizistenInnen in den USA natürlich auch Rassisten und korrupte Mitarbeiter. Von einer rassistischen Polizei darf aber meines Erachtens nicht gesprochen werden. Die innerbehördlichen Kontrollmechanismen würden dem schon einen Riegel vorschieben. Solche Gewaltexzesse wie im Fall Floyd sind vehement zu verurteilen, aber nicht die Regel. Unabhängig davon, dass Georg Floyd unter Drogen und Alkohol stand, mit Falschgeld bezahlen wollte und ein einschlägig vorbestrafter Täter war; was auch zur gesamten Wahrheit gehört.

Dass es unterschwelligen Rassismus innerhalb der Bevölkerung und damit auch bei der Polizei gibt, möchte ich in keinster Weise verneinen. Es geht bei dem, in der Öffentlichkeit diskutierten Thema, jedoch um einen offenen und radikalen Rassismus, der hier verneint werden muss.

Ist die Polizei schlecht ausgebildet?

In Maryland oder Georgia braucht ein Friseur 1.500 Ausbildungseinheiten (AE), um zertifiziert zu werden. Ein Polizeibeamter bekommt beispielhaft in der Ausbildung 408 AE (Georgia) und in Maryland 1.168 AE. In anderen Bundesstaaten sieht es nicht besser aus. Schwerpunkt an den Akademien sind hier das „Überlebenstraining auf der Straße“ und rudimentäres Rechtswissen. Handlungskompetenz wird oftmals mit 10 AE abgehandelt.

Zum Vergleich: Bei der Bayerischen Polizei erhält ein Beamter in der Ausbildung 4.900 AE, wovon schon allein 500 Stunden für Polizeiliches Einsatztraining und 162 Stunden Kommunikation und Konfliktmanagement angesetzt sind. Die Zahlen sprechen somit für sich.

Ja, die Sicherheitskräfte an der Basis sind in den USA, neutral betrachtet, schlechter ausgebildet als in Europa. Diese Meinung vertritt u.a. auch Dr. Jason Amstrong, Criminal Justice Professor und langjährig zertifizierter Polizeiausbilder. Siehe hierzu die angeführten Literaturhinweise unten. 

Fairerweise muss erwähnt werden, dass in der Regel jeder Rekrut (Rookie) nach der Ausbildung einem FTO (Field Training Officer) zugeteilt wird, der dem Rookie „das Laufen lernt“. Somit erhöht sich die Ausbildung meistens auf ungefähr ein Jahr. Dies ersetzt jedoch in keinster Weise eine fundierte Ausbildung in sozialer und interkultureller Kompetenz, sowie sicherem Rechtswissen. Learning by doing kann eben nicht eine umfangreiche schulische Ausbildung wie bei uns ersetzen.

Polizisten in New York - immer freundlich und hilfsbereit

Bildungsgrad innerhalb der US-Polizei

Die US-Polizeibehörden rekrutieren zum größten Teil ehemalige Soldaten (Kriegsveteranen). Diese sind natürlich anders konditioniert (militärisch) und oftmals auch durch Auslandseinsätze traumatisiert. Viele PolizistenInnen haben nur einen Highschool-Abschluss, der unserem Qualifizierten Hauptschulabschluss gleich zu setzten ist. Lediglich das FBI und Secret Service verlangen einen Bachelor Abschluss (laut Auskunft des FBI Repräsentanten in Frankfurt/Main). Möchte ein Polizist/Polizistin in der polizeilichen Hierarchie aufsteigen, muss er/sie sich privat fortbilden und entsprechende Diploma vorweisen. Eine zweijährige bezahlte Qualifizierung zur 2. oder 3. QE ist in den USA undenkbar und wird oftmals nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. 

Ich möchte betonen, dass gerade in der Kriminaltechnik und Forensik viele Bereiche hervorragend arbeiten, da diese oftmals bei der Staatspolizei (State Police) angesiedelt, jedoch in vielen ländlichen Gemeinden und Sheriff Counties nicht vorhanden sind. Umfangreiche Ausbildung hinsichtlich Erstem Angriff und Spurensicherung wie in Deutschland sind in der Basisausbildung der Polizeikadetten in den USA nicht vorgesehen.

Strukturen innerhalb der Polizei

Die Polizeibehörden sind streng hierarchisch strukturiert und ein „Yes Sir, no Sir“ ist obligatorisch. Kooperatives oder situatives Führen ist nahezu unbekannt. Junge PolizistenInnen haben sich zu fügen und müssen meist auch mit den ungeliebtesten Diensten vorliebnehmen. Widerspruch, gerade in der Ausbildung, ist verpönt. Auch hier schlägt die militärische Komponente eine große Rolle. Dies erklärt auch, warum die anderen Kollegen nicht einschritten, als es offensichtlich zur Überreaktion des einschreitenden Polizisten im Falle George Floyd kam. Dem „Senior  Chief“ fährt man nicht in die Parade, auch wenn es offensichtlich eines Widerpruchs bedarf.

Leider ist, gerade in den Ballungszentren, die Polizei nicht ein Teil der Bevölkerung. PolizistenInnen leben oftmals in einer Subkultur und nicht selten auch in sogenannten „Cop Lands“. Ein Polizist/Polizistin wird in der Bevölkerung akzeptiert, aber eben nicht „zum Kindergeburtstag eingeladen“. Viele MitarbeiterInnen scheinen sich damit abgefunden zu haben und pflegen ein intensives Miteinander im Privatleben. Dies fördert oftmals den Gedanken: „Wir gegen Die“. Siehe hierzu unten angeführte Doktorarbeit von Dr. Karen E. Richter (Kanada). Cops bewegen sich auch privat unter Ihresgleichen; ein Freundeskreis außerhalb ist eher selten.

 Gewalttätige Bevölkerung

Der 2. Zusatzartikel der US-Verfassung (von 1791) verbietet der Bundesregierung, Gesetze gegen den Besitz und das Führen von Waffen zu erlassen. Marginale Einschränkungen sind von den Bundesstaaten möglich, werden meist aber nicht angewandt. Die Bevölkerung liebt ihre Waffen (auch Kriegswaffen) und ist dementsprechend Gewalt geneigt. Die Rechtsprechung lässt einen Schusswaffengebrauch durch Bürger in vielen Fällen auch zu. Beispielhaft sei hier das „drive by car shooting“ oder der sanktionierte Schusswaffengebrauch bei Hausfriedensbrechern genannt.

Solch eine gewalttätige Bevölkerung (Zahlen dazu siehe oben) kann natürlich nur mit einer entsprechend aggressiven Sicherheitsbehörde in Schach gehalten werden. Eine liberale und deeskalierende Polizeitaktik wie hier zu Lande wäre in den USA undenkbar. Jede Personen- und Fahrzeugkontrolle muss vor diesem Hintergrund durchgeführt werden. Im Jahr 2018 wurden 106 PolizistenInnen im Dienst getötet. Im Jahr 2016 waren es sogar 159! Da Solostreifen aus Kostengründen in den USA obligatorisch sind, ist während der Kontrolle der Griff zur Dienstwaffe nur umso verständlicher und martialisches Auftreten nachvollziehbar.

Da es in den USA keine Bereitschaftspolizeien (analog Deutschland) gibt, erscheinen die polizeitaktischen Maßnahmen gegen radikale Massenproteste oftmals übertrieben hart und unkoordiniert. In solchen Fällen wird leider die Nationalgarde (militärisch ausgebildet) zur Unterstützung herangezogen. Die von Präsident Trump derzeit angedrohten Bundespolizisten gibt es de facto so nicht. Oftmals ist dies ein zusammengewürfelter Haufen, u.a. aus FBI, Secret Service und Marshalls, deren polizeiliches Handeln nicht von Einsatztaktik geprägt ist. Geschlossene Einsätze und dazugehörende Kräfte, wie in Deutschland, sind in den USA gänzlich unbekannt.

 Diese negativen Erfahrungen mit Einsatzzügen aus Einzeldienstbeamten hatten wir, nur am Rande bemerkt, zu Einsatzzeiten von Wackersdorf, Startbahn West und Brokdorf ebenso gemacht und die Lehren daraus gezogen.

Cop in New York - oftmals allein unterwegs

 Ausrüstung und Bezahlung

Viele PolizistenInnen verdienen sich mittels Nebenjob Geld, da die Bezahlung meist am unteren Niveau angesiedelt ist. Jede Gemeinde bzw. Kommune ist für die Ausrüstung und Bezahlung ihrer Polizei selbst verantwortlich. Ausnahme hierbei das FBI und Secret Service. Reiche Gemeinden oder Städte sind eher die Seltenheit. Wer gibt schon gerne Geld für Sicherheitsbehörden aus. Positve Beispiele sind hier eher selten, wie z.B. San Jose im Silikon Valley oder Dallas/Texas. Die Ausrüstung ist meist, entgegen den unrealistischen Kriminalfilmen, unterdurchschnittlich. Allein die riesigen unpersönlichen Großraumbüros wären für deutsche PolizistenInnen ein Albtraum. Von Weihnachtsgeld und 30 Tagen Urlaub ganz zu schweigen. 14 Tage sind hier der Standard. Lediglich die Krankenversorgung gilt als großer Pluspunkt; was in Deutschland nicht der Rede wert ist.

Vor ein paar Jahren erhielten die US-Polizeibehörden aus der Not heraus, ausgemusterte Militärausrüstung im Wert von 4,3 Milliarden Dollar. Man stelle sich in Deutschland vor, die Bundeswehr würde die Polizei mit ausgemusterten Maschinengewehren, Panzerfahrzeugen etc. ausrüsten. 

Ist die Bevölkerung bereit zu Veränderungen?

Weder das Verbot von Schusswaffen, noch eine umfangreiche Polizeiausbildung sind politisch derzeit durchsetzbar. Hinzu kommt das derzeit aufgeheizte politische Klima innerhalb der Bevölkerung, das sich in unversöhnlichen demokratischen und republikanischen Lagern wiederfindet. Hinzu kommt, dass die Polizei Spielball der Politik geworden ist und je nach Parteizugehörigkeit des/der BürgermeisterIn oder PolizeichefIn missbraucht wird. Als aktuelles Beispiel kann der Fall des auf Bewährung entlassenen Rayshard Brooks in Atlanta dienen. Die Umstände sind noch nicht völlig geklärt und ein Schusswaffengebrauch, nach derzeitigem Stand, wäre auch hierzulande gerechtfertigt gewesen. Normalerweise ermittelt der dortige Bezirksstaatsanwalt mit Ermittlungsbeamten der Kriminalpolizei, um dann eine Entscheidung zu treffen. In diesem Fall wurde der Schütze jedoch sofort entlassen; gegen den Willen der Polizeichefin von Atlanta, Erika Schields. Diese wollte die Ermittlungen abwarten. Frau Keisha Lance Bottoms, Bürgermeisterin von Atlanta, empfiehlt sich derzeit jedoch als Kandidatin der Vizepräsidentin von Joe Biden und wollte öffentlich ein Exempel statuieren, was ihr auch gelang. Dass dies alles auf dem Rücken der US-Polizei ausgetragen wird, erleichtert die Arbeit dieser nicht.

Trotzdem, das Ansehen der Sicherheitsbehörden ist beim überwiegenden Teil der Bevölkerung sehr gut, wenn auch in den Medien (derzeit) negativ überzeichnet dargestellt. Warum sollte also etwas am System geändert werden; noch dazu viel Geld und Personal notwendig wäre?

Die junge Generation wünscht sich zwar eine andere (besser gar keine) Polizei, Geld dafür will aber keiner in die Hand nehmen. Derzeit postulierte Maßnahmen, wie Reduzierung der Polizei und Aufstockung der Sozialarbeiter darf aber nicht grundsätzlich verneint werden. Der Grund dafür ist, dass die Polizei oftmals Sozial- und Jugendarbeit durchführt, was eigentlich nicht deren Kernaufgabe ist. Insofern wäre eine Verlagerung zu originären Stellen sicherlich zielführend. Auch in Deutschland neigt die kommunale Politik dazu, den örtlichen Polizeibehörden Sozialaufgaben zuzuweisen. Beispielhaft seien hier genannt: Selbstbehauptungslehrgänge für Frauen oder Schüler, Sektenbeauftragte, Beauftragte für Frauen und Kinder, Verkehrserziehung, KontaktbeamteInnen. Hier lässt sich trefflich streiten, ob dies zur Kernaufgabe der Polizei gehört. Umso vehementer wird diese Diskussion im gewinnorientierten Amerika geführt. Sicherheit darf eben nicht viel kosten.

 

Wie ist die Realität?

Abschließend möchte ich betonen, dass es mir in keinster Weise zusteht, die US-Behörden zu kritisieren oder über deren fachliche Kompetenz und Engagement zu urteilen. Meine Erfahrung ist, dass in den Polizeidienststellen eine engagierte und soweit möglich, gute Arbeit geleistet wird. „To serve and protect“ sind keine hohlen Phrasen. Deshalb auch dieser Artikel, der Verständnis und Hintergrundwissen vermitteln möchte.

Mit der deutschen Polizeiarbeit ist die Arbeit der dortigen Sicherheitsbehörden nicht vergleichbar. Wir haben eine grundlegend andere Ausbildung, anders sozialisiertes Personal und vor allem (derzeit noch) eine relativ friedliebende Gesellschaft. Sollte sich die Radikalisierung von Jugendlichen weiterhin so fortsetzen, wird es auch mit der deeskalierenden Polizei in Deutschland bald vorbei sein.

All die, in Deutschland so selbstverständlichen Dinge, sind leider in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht gegeben und sollten uns davor bewahren, unsere Kolleginnen und Kollegen dort zu verurteilen. Diese kämpfen derzeit an verschiedensten Fronten.

Lothar Riemer engagiert sich seit Jahren für Kinder in Lachen helfen e.V.

 

Literaturhinweis:

Dr. Jason Amstrong „The Quiet Cop“, „Leader Without Title“ Dr. Karen E. Richter „Policing in Germany – Culture and Communication in Police“

 Quellenhinweis: Statistic Researche Department und Datausa.io

 

Infos zum Autor im Netz….

http://www.polizei-poeten.de/index.php?page=31&rec=73&sortt=

https://polizistmensch.de/?s=Riemer

https://www.lachen-helfen.de