„Am Rosenmontag bin ich geboren“, lautet ein gängiges Lied in der Narrenzeit.(„Denn Rosenmontagskinder müssen närrisch sein“).
Um rund drei Stunden habe ich es 1953 knapp verpasst. Und so erblickte ich in der Nacht zum Karnevaldienstag in Gelsenkirchen-Buer-Erle im Elisabeth- Krankenhaus das Licht dieser Welt. Als vierter und letzter Junge meiner Eltern Katharina und Walter. 1947, 1948, 1950 und 1953 die Reihenfolge. Stramme Leistung. Aber in dieser Zeit nicht unüblich. Mein Bruder Hartmut ("Harper") wurde 1948 im November geboren. Könnte rein zurückgerechnet sein, dass er auch etwas mit Karneval zu tun hat. Also, er nicht, sondern meine Eltern. Schade, ich habe ihnen die Frage nie gestellt. Familienpolitisch schon wieder etwas verpasst. Zumal ich der Chronist unserer Familie bin.
Weltgeschichtlich ist an diesem Wintertag 1953 nichts Besonders passiert. Zum ersten Mal wurde allerdings in Deutschland ein Rosenmontagszug aus Köln im Fernsehen übertragen. Die Jecken zogen noch die Trümmerlandschaft am Rhein. Wir besaßen sowieso noch lange kein Fernsehenapparat und meiner Mutter war wohl nicht nach Karneval zumute. Sie hatte andere Sorgen. Flurwoche. Sie betonte später immer wieder, dass sie noch den Hausflur geputzt und gebohnert habe. Tja, das war eben eine pflichtbewusste Generation.
68 Jahre später. Kein Rosenmontagszug – nirgends. Corona hat den Karnevalisten den Spaß versemmelt.
Und was passiert heute so Weltbewegendes? Bis jetzt nichts. Oder doch? Ich lese es gerade im Netz. Es gibt im neuen Duden einen sprachlichen Umsturz. Das meldet „Der Spiegel“. Es heißt jetzt auch „Gästin“ und „Bösewichtin“. Den letzteren Begriff hätte ich gerne den Männern exklusiv überlassen, weil sie von Hause aus das schlechtere Geschlecht sind. Ein Blick in die Kriminalitätsstatistik beweist dies.
Na dann, Helau und Alaaf von einem beinahe Rosenmontagskind aus dem Ruhrpott.