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Montag, 15. Februar 2021

Verpasst

Am Rosenmontag bin ich geboren“, lautet ein gängiges Lied in der Narrenzeit.(„Denn Rosenmontagskinder müssen närrisch sein“).

Um rund drei Stunden habe ich es 1953 knapp verpasst. Und so erblickte ich in der Nacht zum Karnevaldienstag in Gelsenkirchen-Buer-Erle im Elisabeth- Krankenhaus das Licht dieser Welt. Als vierter und letzter Junge meiner Eltern Katharina und Walter. 1947, 1948, 1950 und 1953 die Reihenfolge. Stramme Leistung. Aber in dieser Zeit nicht unüblich. Mein Bruder Hartmut ("Harper") wurde 1948 im November geboren. Könnte rein zurückgerechnet sein, dass er auch etwas mit Karneval zu tun hat. Also, er nicht, sondern meine Eltern. Schade, ich habe ihnen die Frage nie gestellt. Familienpolitisch schon wieder etwas verpasst. Zumal ich der Chronist unserer Familie bin.


Weltgeschichtlich ist an diesem Wintertag 1953 nichts Besonders passiert. Zum ersten Mal wurde allerdings in Deutschland ein Rosenmontagszug aus Köln im Fernsehen übertragen. Die Jecken zogen noch die Trümmerlandschaft am Rhein. Wir besaßen sowieso noch lange kein Fernsehenapparat und meiner Mutter war wohl nicht nach Karneval zumute. Sie hatte andere Sorgen. Flurwoche. Sie betonte später immer wieder, dass sie noch den Hausflur geputzt und gebohnert habe. Tja, das war eben eine pflichtbewusste Generation.

68 Jahre später. Kein Rosenmontagszug – nirgends. Corona hat den Karnevalisten den Spaß versemmelt.

Und was passiert heute so Weltbewegendes? Bis jetzt nichts. Oder doch? Ich lese es gerade im Netz. Es gibt im neuen Duden einen sprachlichen Umsturz. Das meldet „Der Spiegel“. Es heißt jetzt auch „Gästin“ und „Bösewichtin“. Den letzteren Begriff hätte ich gerne den Männern exklusiv überlassen, weil sie von Hause aus das schlechtere Geschlecht sind. Ein Blick in die Kriminalitätsstatistik beweist dies.  

Na dann, Helau und Alaaf von einem beinahe Rosenmontagskind aus dem Ruhrpott.

 

 

Sonntag, 14. Februar 2021

Spaziergang…

…durch unser Viertel und zum Baldeneysee. Das Tauwetter hat heute eingesetzt, das Wasser noch eine dünne Eisschicht. Betreten verboten – Lebensgefahr. Also, raus in die Natur und den letzten Wintertag genießen. 7066 Schritte. Heute Nacht soll es regnen. Zum Wochenanfang wird’s glatt. Die kleinen und großen Wintersportler sind in den Feldern unterwegs. Und zum Schluss gibt’s die Belohung aus dem (Ruhr-) Pott. Den Pharisäer, bestehend aus Kaffee, Rum und Sahne, den man eher aus Nordfriesland kennt, schmeckt auch hier ganz gut.
Hier die Impressionen:















 

Donnerstag, 4. Februar 2021

Verlässt die Polizei ihr Stammhaus?

Die Spatzen pfiffen es schon von den Polizeidächern. Jetzt ist es öffentlich. Die Tageszeitungen berichten gestern über einen möglichen Aus- und Umzug aus dem Präsidium an der Büscherstraße im Stadtteil Rüttenscheid. Zieht die Polizei aus ihrem Stammhaus aus? Der Grund könnte Platzmangel sein. Der Mietvertrag mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW läuft 2023 aus. Ein Umzug nach Bredeney in eine Immobilie der ehemaligen Karstadt-Hauptverwaltung ist im Gespräch, heißt es in der Berichterstattung.

Frontalsicht mit Haupteingang

Das Essener Polizeipräsidium ist eines der wenigen Gebäude, die den Bomben der Alliierten im 2. Weltkrieg stand hielt. Zwar schwer beschädigt, konnte es wieder nach und nach in den alten Zustand hergestellt werden.

Historie: Die Bauarbeiten des Polizeipräsidiums begannen 1914 und endeten 1918. Dieses Datum ist über dem Haupteingang in Stein gemeißelt. Es folgten aufregende Zeiten. In den 1970er-Jahren wurden die ersten Überlegungen eines Abrisses laut. Es sei nicht mehr zeitgemäß und für die Bediensteten zu klein geworden, hieß es damals. Gott sei Dank verhinderten kluge Köpfe die Idee der Bausünde.

Das Präsidium kam 1987 unter Denkmalschutz. Eine Sanierung und die Neuerrichtung des Westflügels erfolgten ab den 1990er-Jahren.

Das Gebäude im klassizistischen Stil ist eins der geschichtsträchtigsten in Essen. Kaiserreich, Weimarer Zeit und Besetzung durch französische Truppen, Naziherrschaft und Wiederaufbau überlebte der Hauptsitz der Essener Polizei.

Neuer Westflügel und das Polizeigewahrsam (rechts)

Meinung: Ich habe 21 Jahre im Polizeipräsidium gearbeitet und mich immer dort wohl gefühlt. Dicke Mauern und hohe Wände waren von Natur aus in heißen Sommern eine gute Klimaanlage. Mich interessierte auch immer der Historie des Gebäudes. Wenn Mauern erzählen könnten? Für mich wäre die Abmietung, wie es im Amtsdeutsch heißt, und Aufgabe des polizeilichen Stammhauses, eines der schönsten Gebäude der Stadt, der historische Supergau. Da sollte das Innenministerium in Düsseldorf ihren Vorbehalt äußern. Geschichte kann nicht gegen Pragmatismus und finanzielle Vorteile aufgewogen werden. Da muss ein Kompromiss her.

 

Bauarbeiten im Innenhof

Infos: Planungsbeginn 1912 +++ Vertragsabschluss 1913 +++ Grundstückspreis 360.960 Reichsmark +++ Baukosten 1.5 Millionen Reichsmark +++ Baubeginn 1914 +++ Grundstücksgröße: 8184 qm +++ Nutzungsgröße 6815 qm +++ Bebauung 3700 qm +++ Planung der Fertigstellung 1916 +++ Verzögerung durch Krieg (Bauarbeiter zur Front, fehlendes Baumaterial, Witterungseinflüsse) +++ Einzug des ersten Polizeipräsidenten Dr. Bemberg-Flamersheim in die Dienstwohnung im Nebengebäude +++ 1. April 1918 Fertigstellung +++ Einzug der Bediensteten und offizielle Übergabe 15. Mai 1918 +++ nach dem 2. Weltkrieg Sanierung/ Weideraufbau ab 1948 +++ 1987 Denkmalschutz +++

 

Dienstag, 2. Februar 2021

Eine Essener Medienlegende…

…ist im Alter von 70 Jahren plötzlich gegangen. Wolfgang Wiebold ist tot.

So kannte man ihn - fehlt nur noch die Fluppe

„Lieber Wolfgang, wir haben uns vor 50 Jahren kennengelernt. Ich war junger Schutzmann, Du junger Pressefotograf. Das war Anfang der 1970er-Jahre. Und Du warst oft schneller am Unglücksort als die Polizei erlaubte. Das war deine Stärke. Es gefiel nicht allen. Selbst manchem Journalisten nicht. Aber deine Fotos und später Filmaufnahmen haben die Redaktionen gerne genommen. Weil es die einzigen vom Unglück waren. Deine Bilder vom fremdenfeindlichen Angriff in Solingen liefen als erste über den Bildschirm. Da schliefen andere noch. Kaum einer hat mit so viel Leidenschaft seinen Beruf ausgeübt. Rund um die Uhr. Ein Spruch bleibt mir in Erinnerung, als Du mal wieder am Tatort zusammen mit der Polizei ankamst. In diesem Fall war es eine Zivilstreife. Auf meine Frage: „Woran hast Du den unauffälligen Polizeiwagen erkannt.“ Seine knappe Antwort: „Ich rieche die Polizei. Da bin ich hinterher gefahren. Treffer.“ Mach’s gut Wolfgang.

Mit Wolfgang (rechts)- 2010 bei RTL West