„Die Lords“, auch die deutschen Beatles genannt, war Ende
der 1960er-Jahre eine erfolgreiche Band mit mehreren Titeln in den Hitlisten
(„Poorboy, Shakin’ all over“) Als bekanntester der Beatband ging Ulrich
Günther, alias Lord Ulli, in die Musikgeschichte ein. Er starb 1999 vier Tage nach einem
Zusammenbruch auf der Bühne im Alter von 57 Jahren. „Die Lords“ gibt es immer
noch. Sie ist die dienstälteste Band der Welt, heißt es auf ihrer Homepage.
Vor kurzem las ich in meiner Tageszeitung (NRZ) unter der
Rubrik „ESSEN VOR 50 JAHREN“ die Story „Schlägerei zwischen Ober-„Lord“ und
Polizei“.
Schon als junger Schutzmann wurde ich 1971 mit dieser
Geschichte in der „Gerlingwache“ konfrontiert. Ganz offen erzählten meine
älteren Kollegen, dass der Kollege „Bobby B.“ dem Beatsänger mit einem Schlag
den Unterkiefer gebrochen habe und dadurch das Konzert der erfolgreichsten Band
in der ausverkauften Grugahalle abgesagt worden sei. Der Grund soll ein
Polizeieinsatz gewesen sein. Mehrere Beamte seien damals gezielt zur Kontrolle
von Telefonzellen eingesetzt gewesen, weil es Tage zuvor immer wieder zu
Vandalismus in mehreren öffentlichen Fernsprecheinrichtungen in der Essener
Innenstadt gekommen sei. Eine Polizeistreife, darunter besagter „Bobby“, habe
„Lord Uli“ in einer Telefonzelle erwischt. Der Langhaarige habe einen Telefonhörer
mit abgerissener Schnur in der Hand gehalten. In der Annahme, es sei der Serientäter,
habe der schwergewichtige „Bobby“ sofort
mit voller Wucht zugeschlagen. Das Ergebnis: Kieferbruch beim Tatverdächtigen
„Lord Ulli“.
Der Beamte war auf der damaligen „Weberwache“ und nach dem
Umzug zur „Gerlingwache“ für seinen, sagen wir mal, körperbetonten Einsatz
bekannt. Deeskalation war zu dieser Zeit im Polizeiberuf ein Fremdwort. Gewalt war noch ein Teil des gesellschaftlichen
Umgangs miteinander, in der Familie, in der Schule und auch bei der Polizei wurde geschlagen. „Bobby“, so
meine älteren Kollegen, habe schnell mal unüberlegt zugelangt. Es rankten sich einige
Geschichten um ihn. An seiner rechten Schlaghand habe der frühere Boxer einen
Siegelring getragen. Das habe besonders weh getan, wenn er traf. „Bobby“ sei
ein einfacher Mann gewesen. Sein Bruder soll für ihn die Aufnahmeprüfung zur
Polizei gemacht haben, so das Gerücht.
Ich, damals gerade einmal 20 Jahre alt, habe den älteren Beamten noch kennengelernt. Er war tatsächlich nicht mit hoher Intelligenz
ausgestattet. Jahre später, kurz vor seiner Pensionierung, hat er versucht,
sich in der Wache mit seiner Dienstwaffe zu erschießen. „Bobby“ überlebte. Das Projektil
prallte von der Zahnplatte ab, und blieb in der Schulter stecken. „Selbst das
kann er nicht“, sollen einige der Beamten danach gesagt haben. (uk)
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