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Mittwoch, 31. Januar 2018

"Lord Ulli" vs. Bobby B.



„Die Lords“, auch die deutschen Beatles genannt, war Ende der 1960er-Jahre eine erfolgreiche Band mit mehreren Titeln in den Hitlisten („Poorboy, Shakin’ all over“) Als bekanntester der Beatband ging Ulrich Günther, alias Lord Ulli, in die Musikgeschichte ein.  Er starb 1999 vier Tage nach einem Zusammenbruch auf der Bühne im Alter von 57 Jahren. „Die Lords“ gibt es immer noch. Sie ist die dienstälteste Band der Welt, heißt es auf ihrer Homepage.
Vor kurzem las ich in meiner Tageszeitung (NRZ) unter der Rubrik „ESSEN VOR 50 JAHREN“ die Story „Schlägerei zwischen Ober-„Lord“ und Polizei“.
Schon als junger Schutzmann wurde ich 1971 mit dieser Geschichte in der „Gerlingwache“ konfrontiert. Ganz offen erzählten meine älteren Kollegen, dass der Kollege „Bobby B.“ dem Beatsänger mit einem Schlag den Unterkiefer gebrochen habe und dadurch das Konzert der erfolgreichsten Band in der ausverkauften Grugahalle abgesagt worden sei. Der Grund soll ein Polizeieinsatz gewesen sein. Mehrere Beamte seien damals gezielt zur Kontrolle von Telefonzellen eingesetzt gewesen, weil es Tage zuvor immer wieder zu Vandalismus in mehreren öffentlichen Fernsprecheinrichtungen in der Essener Innenstadt gekommen sei. Eine Polizeistreife, darunter besagter „Bobby“, habe „Lord Uli“ in einer Telefonzelle erwischt. Der Langhaarige habe einen Telefonhörer mit abgerissener Schnur in der Hand gehalten. In der Annahme, es sei der Serientäter, habe  der schwergewichtige „Bobby“ sofort mit voller Wucht zugeschlagen. Das Ergebnis: Kieferbruch beim Tatverdächtigen „Lord Ulli“.
Der Beamte war auf der damaligen „Weberwache“ und nach dem Umzug zur „Gerlingwache“ für seinen, sagen wir mal, körperbetonten Einsatz bekannt. Deeskalation war zu dieser Zeit im Polizeiberuf ein Fremdwort. Gewalt war noch ein Teil des gesellschaftlichen Umgangs miteinander, in der Familie, in der Schule und auch bei der Polizei wurde geschlagen. „Bobby“, so meine älteren Kollegen, habe schnell mal unüberlegt zugelangt. Es rankten sich einige Geschichten um ihn. An seiner rechten Schlaghand habe der frühere Boxer einen Siegelring getragen. Das habe besonders weh getan, wenn er traf. „Bobby“ sei ein einfacher Mann gewesen. Sein Bruder soll für ihn die Aufnahmeprüfung zur Polizei gemacht haben, so das Gerücht.
Ich, damals gerade einmal 20 Jahre alt,  habe den älteren Beamten noch kennengelernt.  Er war tatsächlich nicht mit hoher Intelligenz ausgestattet. Jahre später, kurz vor seiner Pensionierung, hat er versucht, sich in der Wache mit seiner Dienstwaffe zu erschießen. „Bobby“ überlebte. Das Projektil prallte von der Zahnplatte ab, und blieb in der Schulter stecken. „Selbst das kann er nicht“, sollen einige der Beamten danach gesagt haben. (uk)


Foto: Wikipedia