Das Grubenlicht geht aus. Morgen endet im
Ruhrgebiet die Geschichte des Bergbaus. Die letzte Zeche „Prosper Haniel“ macht
dicht. Schicht im Schacht. In unseren Familienunterlagen habe ich einen Artikel
aus der GELSENKIRCHNENER ALLGEMEINEN ZEITUNG gefunden, geschrieben von der jungen
Journalisten Liselotte Bachmann, meiner
Schwiegermutter, Ende der 1930er-Jahre.
„Die Städte an der Ruhr schlafen noch, aber auf den Fördertürmen schwirren bereits die Seilscheiben im Widerspiel, und durch ihre Nuten gleiten die schweren Förderseile, die die Körbe auf und nieder bewegen, während die Leuteförderung durch Glockengedröhn angekündigt wird und das entsprechende Signal zum Fördermaschinisten kommt, holpert ein Milchwagen über das Kopfsteinpflaster, und die Hufe des Pferdes schlagen aus dem Stein kärgliche Funken. Der Bergmann beginnt sein Tag…Die Kleider, die er auf dem Wege trägt, hängen in der Waschkaue. Er steht auf der Brücke, die Kaffeepulle über der Schulter, wartet darauf, dass er den Korb zur Seilfahrt betreten kann.In sausender Fahrt geht's dann hinunter in die Tiefen, die den schwarzen Diamanten bergen.“ Meine Schwiegermutter kannte sich als Bergmannstochter aus. Ihr Vater Friedrich war ein ganz spezieller Kumpel. Markscheider auf der Zeche „Hugo“ in Buer in Westfalen, als die kleine Stadt am Rande des Ruhrgebiets noch selbstständig war. Die Vermessungsingenieure unter Tage wurden so genannt. Das Ehepaar Bachmann mit drei Töchtern wohnte privilegiert in einem so genannten Steigerhaus in der Beisenstraße.Gewidmet war dieser Artikel allerdings nicht den Bergmännern, sondern deren Ehefrauen. Deshalb lautete auch die Überschrift: „TAPFERE FRAUEN AN DER RUHR“ Weiter im Text: „Noch bevor der Bergmann seine Tag beginnt, ist sein Kamerad, seine Frau, auf den Beinen, um ihn für die Arbeit auszurüsten. Die „ Butters“ sind kräftig einzupacken, um sie vor Kohlenstaub zunächst einmal zu schützen, zum anderen muss ihre Verpackung so widerstandsfähig sein, dass sie die Drahtschlinge aushält, an der die Brote zum Schutze gegen die Mäuse unter Tage aufgehängt werden. Möglichst abwechslungsreich sollen die „Kniften“ und möglichst handfest müssen sie sein. Der Kumpel will wissen, dass er etwas zwischen die Zähne hat, wenn es ans „Buttern“ geht. Und außerdem: Ist’s ein guter Kaffee, dann darf die Pulle, umso größer sein, weil ja auch der Steiger, wenn er seinen Gang durchs Revier macht, gerne einen Zug aus der Blechkanne macht.“ Der Artikel endet mit dem Satz: „Die Frau ist in der Familie des Bergmanns das, was der Feldwebel in der Kompanie darstellt. Ihr Leben fließt nach der Uhr ihres Mannes dahin.“ (Liselotte Bachmann, Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung, etwa 1938). So war das damals. Glückauf…