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Donnerstag, 20. Dezember 2018

Frauen der Bergleute


Das Grubenlicht geht aus. Morgen endet im Ruhrgebiet die Geschichte des Bergbaus. Die letzte Zeche „Prosper Haniel“ macht dicht. Schicht im Schacht. In unseren Familienunterlagen habe ich einen Artikel aus der GELSENKIRCHNENER ALLGEMEINEN ZEITUNG gefunden, geschrieben von der jungen Journalisten Liselotte Bachmann, meiner Schwiegermutter, Ende der 1930er-Jahre.

„Die Städte an der Ruhr schlafen noch, aber auf den Fördertürmen schwirren bereits die Seilscheiben im Widerspiel, und durch ihre Nuten gleiten die schweren Förderseile, die die Körbe auf und nieder bewegen, während die Leuteförderung durch Glockengedröhn angekündigt wird und das entsprechende Signal zum Fördermaschinisten kommt, holpert ein Milchwagen über das Kopfsteinpflaster, und die Hufe des Pferdes schlagen aus dem Stein kärgliche Funken. Der Bergmann beginnt sein Tag…Die Kleider, die er auf dem Wege trägt, hängen in der Waschkaue. Er steht auf der Brücke, die Kaffeepulle über der Schulter, wartet darauf, dass er den Korb zur Seilfahrt betreten kann.In sausender Fahrt geht's dann hinunter in die Tiefen, die den schwarzen Diamanten bergen.“ Meine Schwiegermutter kannte sich als Bergmannstochter aus. Ihr Vater Friedrich war ein ganz spezieller Kumpel. Markscheider auf der Zeche „Hugo“ in Buer in Westfalen, als die kleine Stadt am Rande des Ruhrgebiets noch selbstständig war. Die  Vermessungsingenieure unter Tage wurden so genannt. Das Ehepaar Bachmann mit drei Töchtern wohnte privilegiert in einem so genannten Steigerhaus in der Beisenstraße.Gewidmet war dieser Artikel allerdings nicht den Bergmännern, sondern deren Ehefrauen. Deshalb lautete auch die Überschrift: „TAPFERE FRAUEN AN DER RUHR“ Weiter im Text: „Noch bevor der Bergmann seine Tag beginnt, ist sein Kamerad, seine Frau, auf den Beinen, um ihn für die Arbeit auszurüsten. Die „ Butters“ sind kräftig einzupacken, um sie vor Kohlenstaub zunächst einmal zu schützen, zum anderen muss ihre Verpackung so widerstandsfähig sein, dass sie die Drahtschlinge aushält, an der die Brote zum Schutze gegen die Mäuse unter Tage aufgehängt werden. Möglichst abwechslungsreich sollen die „Kniften“ und möglichst handfest müssen sie sein. Der Kumpel will wissen, dass er etwas zwischen die Zähne hat, wenn es ans „Buttern“ geht. Und außerdem: Ist’s ein guter Kaffee, dann darf die Pulle, umso größer sein, weil ja auch der Steiger, wenn er seinen Gang durchs Revier macht, gerne einen Zug aus der Blechkanne macht.“ Der Artikel endet mit dem Satz: „Die Frau ist in der Familie des Bergmanns das, was der Feldwebel in der Kompanie darstellt. Ihr Leben fließt nach der Uhr ihres Mannes dahin.“ (Liselotte Bachmann, Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung, etwa 1938). So war das damals. Glückauf…

Sonntag, 16. Dezember 2018

Unser Sitznachbar


Einer der glücklichsten Menschen am diesem Wochenende war unser Sitznachbar Edmund Seib in der Essener Philharmonie. Der 92-Jährige fand sich im Programm zum Weihnachtskonzert der Essener Polizei in einer Reihe mit Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und Georg Friedrich Händel wieder. Sein vor vielen Jahren komponiertes Lied „Weihnachtsfreuden in den Bergen…“ sang der Polizeichor mit Orchester- und Orgelbegleitung. Das Lied habe er vor vielen Jahren komponiert. „Da lebte meine Frau noch. Sie starb vor 19 Jahren.“ Angereist aus Ueberbach in der Nähe von Frankfurt besuchte der Senior alle drei ausverkauften Konzerte am Samstag und Sonntag in der Philharmonie. „Das Weihnachtskonzert der Essener Polizei ist das beste, das ich kenne“, sagte der Senior. Er muss es wissen. Leitete er doch selbst fast 50 Jahre einen Männerchor, ist über 75 Jahre Mitglied des Hessischen Sängerbundes und musikalisch in ganz Deutschland unterwegs. Sportlich hat Edmund Seib ebenfalls für Furore gesorgt. Er war Weltmeister, Europameister, deutscher Meister, das -zig Mal in mehreren Disziplinen. Noch mit über 75 Jahren wurde er Weltmeister im Zehnkampf. Sein Leben widmete Edmund Seib der Musik und dem Sport, titelte eine Lokalzeitung aus Anlass seines 90. Geburtstags. Und neben der Einstimmung auf Weihnachten durch die Musik war der 92-Jährige auch für uns eine Bereicherung. „Halten Sie Ihre Frau gut fest. Das ist das wichtigste", gab er mir mit einem Klaps auf die Schulter auf den Heimweg.

Sonntag, 9. Dezember 2018

Allison - Ich habe Krebs II

Könnt ihr euch an Allison erinnern? Vor einem Monat habe ich über ihre Rückenmarktransplantation berichtet. Das 14-jährige Mädchen liegt immer noch im Essener Klinikum. Sie wünschte sich an ihrem Geburtstag, dass ihr „Youtube-Video“ aus ihrem eigenen Kanal „JustAllison“ durch die Decke geht. Das gibt ihr Kraft. Jetzt hat sie ein neues ins Netz gestellt. Sie berichtet über den Verlauf ihrer Krebserkrankung und lässt sich vor laufender Kamera ihre schönen Locken abschneiden. Ja, sie ist ein verdammt mutiges und starkes Kind. Nein, ein Kind ist sie bestimmt nicht mehr. Alle Kinder, die ich bislang im Hundertwasserhaus der McDonald’s Kinderhilfe kennengelernt haben, sind anders als gleichaltrige gesunde Kinder. Einfach erwachsener. Schaut euch das Video an.
Ihre Mutter Marianne kommentiert es mit den Worten von Allison:"Mama, durch meine Krankheit werden viele Menschen beten.“ Vielleicht werden wir demütiger, wenn wir es ansehen, gerade jetzt, wo wir stramm durch die geschmückten Geschäfte auf Weihnachten zu marschieren. An dem Beispiel des holländischen Mädchens müssten wir doch alle lernen, worum es im Leben wirklich geht.