Donnerstag, 29. Dezember 2016

Knall nicht gehört



In einigen Innenstädten, wie in der Düsseldorfer Altstadt, gibt es in diesem Jahr Böllerverbot. Ein Discounter wirbt seit Tagen. Die Knaller-Tage sind schon ab 7 Uhr geöffnet. Vor Augen haben wir alle noch, was vor einem Jahr in Köln passierte, als Verrückte auf der Domplatte Raketen in die Menschen schossen. Auch in diesem Jahr wird wieder die Feuerwehr ausrücken müssen. Die Polizei und die Ordnungsämter warnen vor „Polenböller“ und bitten um fachgerechten Umgang mit Feuerwerksartikeln. Die Tierfreunde wünschen Verzicht, die Umweltschützer ebenso. Und so guter Letzt lese ich heute in der Zeitung, dass die Entsorgungsbetriebe die Feierfreunde bitten, ihren Dreck nach dem Knallen wegzuräumen. Die einzigen Gewinner sind die Hersteller, wie in jedem Jahr.

 
Foto: pixabay

Dienstag, 27. Dezember 2016

Nils Heinrich im Radio - Altherren-Bashing

Seinen heutigen Kommentar im Radio auf  WDR 2 begann Nils Heinrich, der sich auf seiner Homepage tiefenentspannter Satiriker nennt,  wie folgt: „ Es werden immer mehr und sie leben immer länger, alte Herren. Ich habe nichts gegen sie, aber müssen sie immer so laut sein.“ Das ließ mich aufhören.
Und dann schmiss er die alten Herren ( „…die früher noch hinter der Gardine Falschparker gezählt haben“) in einen Topf mit Sarrazin (71) und Gauland (75). Das ließ natürlichen meinen Topf überlaufen. 
Ich fand die Beiträge von Nils Heinrich (45) noch nie prickelnd, im Vergleich zum Beispiel mit denen von Wilfried Schmickler oder Fritz Eckenga. Seine Radiostimme auch nicht, aber dafür kann er ja nichts. Aber was sich der gebürtige Sachsen-Anhalter heute im WDR  geleistet hat, war einfach schlecht. Kein Kabarett, keine Comedy, keine Satire. Hätte er sich die Opas Gauland und Sarrazin vorgeköpft, wäre dies ja noch in Ordnung gewesen, aber die Verwurstung mit Themen wie dem gesellschaftlichen Generationenkonflikt („…weil die Jüngeren immer mehr arbeiten müssen, damit die Alten Geld haben für ihren DSL-Anschluss“) oder dem Schulsystem (…den kapiert noch nicht einmal meine Frau und die hat studiert, wie sollen das denn Leute mit Hauptschulabschluss raffen, was man da eintragen soll“). Und zum Schluss möchte er die alten Herren zum zweiten Mal auf den Friedhof ("…werden immer mehr und leben immer länger“) schicken. Wäre ich Intendant vom WDR, dann würde ich Sie, Herr Heinrich, nicht auf den Friedhof aber in die Wüste schicken oder besser vom Sender nehmen.
 
Hier der misslungenen Beitrag von Nils Heinrich: http://www1.wdr.de/radio/wdr2/programm/comedy/nils-heinrich-100.html


Foto: Screenshot - Homepage WDR 2

Freitag, 23. Dezember 2016

Weihnachten...



Weihnachten war bei uns aufregend, wie wohl in allen Familien Der heilige Abend lief nach einem festen Ritual ab. Meine drei älteren Brüder und ich kamen erst einmal in die Badewanne, hintereinander oder gemeinsam. Tägliche Ganzkörperwäschen und Duschen gab es ja erst viel, viel später. Am späten Nachmittag ging es zum traditionellen Gloria-Blasen an den Rathausturm  in Gelsenkirchen-Buer. Das gibt es schon seit 1912. Wir wohnten „umme“ Ecke am Polizeipräsidium. Vor der Bescherung aßen wir zu Abend meist Kartoffelsalat, Würstchen und selbst eingelegten Hering mit viel Zwiebeln. Wenn danach ein Klingeln ertönte, hatte sich gerade das Christkind verabschiedet. „Es ist aus dem Fenster geflogen, um den Weihnachtsbaum mit den brennenden Kerzen und viel Lametta herum“, sagte mein Vater immer. Vor der Bescherung, wurden zunächst Weihnachtslieder gesungen. Jeder bekam ein Geschenk. Am meisten habe ich mich über den Weihnachtsteller gefreut. Plätzchen, Lakritz, Gummibärchen und weitere leckere, süße Sachen drauf.

Vor kurzem hörte ich den Satz vom Schauspieler Miroslav Nemec, der in armen Verhältnissen in Kroatien groß geworden ist: „Wir verlieren uns im Überfluss.“ Da ist etwas dran.  

Heute war ich zum letzten Mal in diesem Jahr bei der McDonald’s Kinderhilfe im Hunderwasserhaus. Dort wohnt zurzeit die Familie des 12-jährigen Moussa aus Münster, der in der letzten Woche eine Spenderleber bekommen hat, auf die Mama, Papa, seine kleinen Schwestern Nora und Jara so sehnlich gewartet haben. Die Transplantation ist gut verlaufen. Gibt es ein schöneres Geschenk zu Weihnachten?

Ich wünsche schöne, stressfreie, besinnliche Tage im Kreise eurer Lieben und so banal wie es kling, wünsche ich allen Menschen die eigentliche weihnachtliche Botschaft: Frieden auf Erden.

  Weihnachten 1956. Das Foto zeigt uns vier Jungs mit Oma und Opa „Wanne“ (Name nach ihrem Wohnort Wanne-Eickel). Kreisel (ich), Pferdekutsche, Hubschrauber, Tornister. Das war’s.


Mittwoch, 21. Dezember 2016

Nach dem Terroranschlag in Berlin



Wenn all das zutrifft, was jetzt die Medien über den mutmaßlichen Mörder und Terroristen berichten, haben alle beteiligen Sicherheitsbehörden versagt, ebenso die politischen Verantwortlichen. Nicht nur in der jetzigen fatalen Situation, sondern schon seit vielen Jahren. Ein schleichender Prozess. Stichworte: Fehlendes Personal, insbesondere bei der Polizei, „stumpfes“ Straf-/ Strafprozessrecht, Mängel in der Sozial-, Asyl-, Ausländer- und Finanzgesetzgebung, fehlendes Einwanderungsgesetz, zu „lasche“ Justiz, mangelnde Selbstkritik. Immer wurde ein bisschen nachgebessert. Und auch nur dann, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen war. Hinzu kam die Tabuisierung gewisser Themen. Der ehemalige nordrhein-westfälische Polizeipfarrer Martin Krolczyk warnte 1990er-Jahren schon vor dieser falschen Verschwiegenheit („Es soll niemand sagen, wir haben es nicht gewusst“). So konnten in Deutschland Parallelgesellschaften (Familienclans) entstehen, die unser Rechtssystem verhöhnen, ebenso wie die sog. No-Go-Areas, die laut Politik nicht existieren. So können Menschen in der OK (Organisierte Kriminalität) ihren Reichtum mehren. So können Menschen ohne Identitätsnachweis in Deutschland Leben. So werden Bevölkerungsgruppen fälscherweise mit einer Nationalität bezeichnet, die ihr nicht zusteht. So wurden und werden gerade jetzt peu à peu die Türen der rechtsextremen Parteien aufgestoßen. Vor vielen Jahren sagte mir ein Kollege vom NRW-Landeskriminalamt. „Die (Gemeint waren die Parteien der Mitte) haben mein sozialdemokratisches Herz kaputt gemacht.“ Ich habe es noch. Wie lange?

Hier geht es zur Öffentlichkeitsfahndung des Bundeskriminalamtes:

https://www.bka.de/DE/IhreSicherheit/Fahndungen/Personen/BekanntePersonen/Amri/Sachverhalt_Amri.html?nn=61060


Ich glaube…



Heute genau vor zwei Jahren starb Udo Jürgens, einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Sänger, Komponisten und Textschreiber. 60 Jahre stand er auf der Bühne, mit über 100 Millionen verkauften Tonträgern einer der erfolgreichsten Künstler. Sein Tod kam plötzlich im Alter von 81 Jahren, drei Tage vor Weihnachten.  Udo Jürgens, mit richtigen Namen Udo Bockelmann, hinlässt eine Unmenge Lieder. Ich mag besonders seine Balladen, nachdenklichen und politischen Lieder, nicht so sehr die „Sahne-Trallala-Songs“. Eins meiner Lieblingslieder („Ich glaube…“) ist nicht so bekannt, es stammt aus den späten 1960er-Jahren und ist nach fast 50 Jahren immer noch brandaktuell.



Ich glaube - dass der Acker, den wir pflügen, nur eine kleine Weile uns gehört.
ich glaube - nicht mehr an die alten Lügen, er wär’ auch nur ein Menschenleben wert...
Ich glaube - dass den Hungernden zu Speisen, Ihm besser dient als noch so kluger Rat...
Ich glaube - Mensch sein und es auch beweisen das ist viel nützlicher als jede Heldentat...
Ich glaube - diese Welt müsste groß genug weit genug, reich genug für uns alle sein
Ich glaube - dieses Leben ist schön genug, bunt genug, Grund genug sich daran zu erfreuen...

Ich glaube - dass man die erst man fragen müsste, mit deren Blut und Geld man Kriege führt.
Ich glaube - dass man nichts vom Krieg mehr wüsste, wenn wer ihn will auch am meisten spürt...
Ich glaube - dass die Haut und Ihre Farbe, den Wert nicht eines Menschen je bestimmt.
Ich glaube - niemand brauchte mehr zu darben, wenn auch der geben wird, der heut nur nimmt!
Ich glaube - diese Welt müsste groß genug weit genug, reich genug für uns alle sein
Ich glaube - dieses Leben ist schön genug, bunt genug, Grund genug sich daran zu erfreuen...



Leider gibt es im Netz keine gesungene Version von Udo Jürgens. Ein Fan von ihm hat seine Interpretation auf „Youtube“  gesungen und zu seinem Lebensmotto gemacht.
https://www.youtube.com/watch?v=OVGJz3Oj8ds

Udo Jürgens 1987 im Friedrichsstadtpalast Berlin (Quelle: wikimedia.commons)

Montag, 19. Dezember 2016

Stille Nacht auf Schalke



Schalke kann nicht nur Fußball. Gestern sangen über 20.000 Besucher Weihnachtslieder in der Gelsenkirchener Arena, Huup Stevens, der Kultrainer der Knappen, las die Weihnachtsgeschichte von „Rudolph, der mit der roten Nase, mit seinem niederländischen Akzent und die Schalker Traditionself mit Mannschaftskapitän Olaf Thon sang „Vom Himmel hoch…“. Das hatte schon etwas - die richtige Einstimmung auf Weihnachten. Schön war’s. Nina, Danke für die Karten im Türchen 18 Deines Adventkalenders. 
 







Montag, 12. Dezember 2016

Sternenkinder



Auf dem kleinen Stuhl sollten eigentlich ein Mädchen oder Junge sitzen. Es sind insgesamt vier Kinderstühlchen mit jeweils brennenden Kerzen darauf. Sie stehen an den Ausgängen der evangelischen Kirche in Rellinghausen, gestern Abend am Weltgedenktag für verstorbene Kinder, der immer am zweiten Sonntag im Dezember jeden Jahres begangen wird.

„Ein Platz für Dich“ lautet das Motto des besonderen Gottesdienstes mit Familien, die ein Kind verloren haben. Die Kirche ist gut besucht, besser als an normalen Sonntagen. Ein Gitarrist spielt "Tears in Heaven". Eric Clapton verarbeitet in dem Song den Unfalltod seines vierjährigen Sohnes. Zum Abschluss werden die Namen der rund 30 Sternenkinder vorgelesen. Einem Vater versagt dabei immer wieder die Stimme. Er schafft es mit Unterstützung einer Mutter bis zum Ende der Namensliste. Die Eltern, Geschwisterkinder, Omas, Opas, Tanten und Onkel hängen danach einen Stern an einen kleinen Tannenbaum.  Auf manchen steht ein Name, auf anderen ein kleiner Spruch oder nur eine Notiz in krakeliger Kinderschrift, „Pauline, wir haben dich lieb“.

Unter den Besuchern entdecken meine Frau und ich ein uns bekanntes Ehepaar, das vor kurzem seine „Goldene Hochzeit“ feierte. Unser Sohn Axel, heute 44 Jahre alt, ist mit einem ihrer vier Jungen zur Schule gegangen. Burkhard starb 1991 im Alter von 18 Jahren ganz plötzlich an einer heimtückischen Krankheit. Und das Paar hatte schon einmal ein Kind im Alter von 14 Jahren verloren. Als wir später über „alte Zeiten“ reden, sehe ich die tränenfeuchten Augen des Vaters. Der Schmerz vergeht wohl niemals.

Anmerkung: Der Gottesdienst wurde mit Unterstützung der McDonald's Kinderhilfe Essen (Hundertwasserhaus im Grugapark) gestaltet.





Sonntag, 4. Dezember 2016

US-Rentnertruppe


Der neue amerikanische Präsident sieht offensichtlich im hohen Alter eines Menschen, sorry Mannes, einen Neustart ins (politische) Arbeitsleben.  Wenn sie dann noch richtig reich sind, scheint für Donald Trump (70) alles perfekt zu sein. Böswillig könnte man sagen: Er hat für sein Kabinett eine millionenschwere Altherrenmannschaft aufgestellt. Der älteste in der Riege ist 79 Jahre alt, der jüngste 44. Der senkt das Durchschnittsalter enorm. Im Durchschnitt sind die Opas und die eine 63-jährige Oma allerdings immer noch 60,6 Jahre alt. Na, dann: MAKE AMERICA GREAT AGAIN. 



Der hölzerne Donald Trump vom Essener Künstler Roger Löcherbach(uk-Foto)