Dienstag, 29. März 2016

Erdowie, Erdowo, Erdogan…




Die Medien berichten heute, dass der deutsche Botschafter in der Türkei „einbestellt“ wurde. Angeblich sei der Grund ein satirischer Beitrag im NDR (extra 3) gewesen. Damit wir wissen, worüber sich der türkische Präsident vermutlich geärgert hat, und mitreden können folgt jetzt der Beitrag „Erdowie, Erdowo, Erdogan“, ausgestrahlt am17.3.2016: https://www.youtube.com/watch?v=R2e2yHjc_mc In der Redaktion werden jetzt die Sektkorken knallen – alles richtig gemacht. Von mir kriegt ihr schon mal ein dickes „Gefällt mir“.


 Foto (Quelle: flickr.com) Die Handhaltung erinnert mich an etwas?



Freitag, 25. März 2016

Karfreitag - Fernseh-Sternstunde



So muss Kirche sein. Wie heute der evangelische Fernseh-Gottesdienst unter dem Titel „Die Welt schreit nach Gerechtigkeit“ aus Mannheim im „Ersten“. Es kamen Menschen mit ganz unterschiedlichen Problemen zu Wort. Kranke, Arme, Flüchtlinge - getragen und begleitet von der Pfarrerin Ilka Sobottke. Hier gelang die Verknüpfung von christlichem Glauben und ernstem Weltgeschehen. Wenn so alle Gottesdienste gestaltet würden, wären die Kirchen wieder voller. Da bin ich sicher. Es war eine Fernseh-Sternstunde an einem der höchsten christlichen Feiertage. Es stimmte alles. Das Konzept, die Protagonisten, die Musik. Mein Kompliment am Todestag von Jesus, als der Mob schrie: “Weg, weg mit dem, kreuzige ihn.“

uk-Foto vom Bildschirm: 
Die Pfarrein Ilka Sobottke hielt eine tolle Predigt. Ihre Gemeinde engagiert sich gegen Armut und für Integration und war die erste in Baden, die ihre Kirche für Arme und Obdachlose öffnete.


Dienstag, 22. März 2016

Terror in Brüssel - Nachrichtenwirrwarr



Gegen 8.20 Uhr detonieren in Brüssel zwei Sprengkörper im Flughafen und in einer Metro-Station. Vermutlicher Terroranschlag. Tote, Verletzte. Ich schalte den Fernseher an und „zappe“ durch die Nachrichtensender. Was ich  sehe und höre: wackelnde, wiederholende Bilder, stotternde Reporter, spekulierende Terrorexperten. Der Nachrichtenwert annähernd Null. Ich schalte ab. Im Radio höre ich die Stimme eines Reporters, der sich von allen Nachrichtenformaten wohltuend abhebt. Ralph Sina, WDR-Korrespondent in Brüssel ist eine Ausnahme im Informationswirrwarr mit Nachrichtenwert. 
Ich denke an die Opfer.

uk-Collage: Egal welcher Sender. Der Informationswert ist nicht besonders hoch.



Donnerstag, 17. März 2016

Danke,Landgericht Hannover



Die Gerichte werden häufig wegen ihrer milden Urteile kritisiert. Die Bild titelte vor Jahren „Saustall Justiz“. Manche Strafkammern werden von Ermittlern hinter vorgehaltener Hand „Herz-Jesu-Kammern“ genannt. In diesem Fall muss ich dem Landgericht Hannover ein großes Lob aussprechen. Es hat heute ein Urteil gesprochen, das den Anspruch „im Namen des Volkes“ genügt. Zwei Männer (31,25) und ein Frau (24) erhielten hohe Haftstrafen. Die Anklage: versuchter Mord und Brandstiftung. Der Älteste muss acht, sein jüngerer Mittäter sieben und die Frau vier Jahre hinter Gitter. Sie hatte die beiden Männer zu einem Flüchtlingsheim gefahren, wo sie einen Brandsatz in ein Fenster schmissen. Nur durch Zufall gab es keine Verletzten und Toten.  Der Richter ließ keinen Zweifel an der fremdenfeindlichen und rassistischen Gesinnung des Trios: "Wenn man Ihr Gedankengut zusammenrührt, würde eine Suppe herauskommen, die die Fratze des Nationalsozialismus zeigt." Das jetzige Urteil ist eine deutliche Warnung an ähnlich Denkende.
Nur etwa 100 Kilometer vom Tatort entfernt liegt die Gedenkstätte und ehemalige Vernichtungsstätte Bergen-Belsen in Niedersachsen. Dort hätte sich das Trio anschauen können, was Verblendete im Namen des Deutschen Volkes angerichtet haben. Insgesamt 52 000 KZ-Häftlinge aus vielen Ländern Europas kamen im Lager um oder starben unmittelbar nach der Befreiung an den Folgen ihrer Haft,  darunter auch die 15-jährige Anne Frank. Danke, Landgericht Hannover für dieses Urteil.


Montag, 14. März 2016

Libanesische Disziplin


Uns Deutschen sagen  die Ausländer Disziplin, Korrektheit, Pünktlichkeit und Akkuratesse nach. Ich muss diese typisch deutsche Charaktereigenschaft jetzt einmal meinem libanesischen Frisör Rabih zuschreiben. Sein Arbeitsplatz würde jedem Bundeswehrsoldaten alle Ehre machen. Zentimetergenau ausgerichtet liegen Scheren, Kamm und Rasiermesser auf der kleinen Spiegelanrichte in Reih und Glied, eingerahmt von weiterem Arbeitsgerät. Blumen und Bonbonniere geben dem Ensemble noch einen gewissen femininen Touch. Vielleicht liegt es daran, dass Rabih zu Hause von vier Frauen umgeben ist. Bevor einer auf falsche Gedanken kommt, gemeint sind seine Ehefrau und die drei Töchter Leyla, Lela und Lea. Und als kürzlich sein Arbeitskollege rausflog, weil er ständig zu spät kam, sagte er:“ Richtig, er hatte keine Disziplin.“ Danke Rabih, dass Du Klischees so einfach über den Haufen wirfst,  alle 14 Tage komme ich gerne zu dir.

(c) uk-Fotos: Seit 10 Jahren ist Rabih mein Frisör. Er kam während des Bürgerkriegs in seinem Heimatland nach Essen. Sein Vater und zwei Schwestern leben noch in Beirut.


Donnerstag, 10. März 2016

Organspende


Nur sage und schreibe 877 Organe konnten im letzten Jahr in Deutschland verpflanzt und somit die gleiche Anzahl Menschenleben gerettet werden. Nur so wenig? Das hat mich glatt umgehauen. Der Grund: Viele Menschen haben Angst vor ihrer Organspende oder sich noch nicht mit dem Thema beschäftig. Aber wie schnell können sie selbst oder ein naher Angehöriger auf ein lebenswichtiges Organ warten. Gestern war auf SAT.1 Themenabend zur Organspende. In dem Film „Zwei Leben“ spielte Annette Frier, sonst nur aus lustigen Rollen bekannt, ganz überzeugt und hervorragend eine Ärztin.
Joel, mein kleiner Freund aus dem Hundertwasser Haus, lebt seit einigen Jahren mit einem fremden Organ. Sonst wäre er schon gestorben. Beim Sommerfest der McDonald's KInderhilfe kriegt er immer meine zweite Fotokamera und dann "schießen" wir drauf los. Der 12-Jährige ist verdammt pfiffig und talentiert. Und als Dank hat er mir im letzten Jahr seinen ganz persönlichen Organspendeausweis überreicht.
Wäre es nicht schön, wenn unser Tod noch ein anderes Menschenleben retten könnte. Also, besorgt euch einen Ausweis. 

(c) Joel-Foto/ uk-Foto

Mein ganz persönlicher Organspendeausweis


 Joel mit seiner großen Schwester


 Joel's Foto

Dienstag, 8. März 2016

Weltfrauentag



Liebe Frauen, heute ist Euer Tag. Sagt man (Mann) jetzt: Herzlichen Glückwunsch. Ich denke, eher nicht. Weil es noch eine Menge weltweit für Euch zu tun gibt. Stichworte: Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit, Zwangsehe, Doppelbelastung in der Familie und im Beruf, Ehrenmord…

Und wenn Ihr für Eure Rechte auf die Straße geht, wie vor zwei Tagen in Istanbul, werdet ihr von Sicherheitsorganen niedergeknüppelt oder mit Gummigeschossen traktiert. Bei solchen Szenen schäme ich mich immer für mein Geschlecht, als Ex-Polizist sowieso.

In manchen Kulturen und Ländern werdet Ihr immer noch versteckt und müsst Euch von Kopf bis Fuß verschleiern, so dass nichts mehr von euch zu sehen ist.  Herman van Veen hat dazu vor vielen Jahren ein Lied geschrieben: „Ich bin verhüllt von Kopf bis Fuß. Und mich erreicht kein Blick, kein Gruß, so streng wie ich verpackt bin. […] Ich fühl mich hier in eurem Land wie eine Fatima Morgana […]. Wie gerne reicht ich euch die Hand. Mir bleibt verwehrt und unbekannt, was euch bewegt, weil ich verwunschen bin.“
Das folgende Foto, aufgenommen auf einem Flohmarkt in Nordrehein-Westfalen, versehen mit dem Text des holländischen Liedermachers als Bildunterzeile, habe ich vor einigen Jahren ausgestellt. Ein Betrachter merkte an: „Ich hoffe, du hast die Frau vorher gefragt, ob du sie ablichten darfst? Wenn nicht, finde ich das unter aller Sau.“

Ich werde jetzt dieser Meinung mal Rechnung tragen. Die Frau hat sehr schöne Augen. Mit der jetzigen Darstellung würde ich ihr die letzte Würde nehmen.

Und die Würde lasst Euch nicht nehmen. Nur eine Bitte habe ich und zitiere eine Frau:“ Bleibt bei eurem Gleichstellungsbemühen Frau, Ihr müsst nicht im Stehen pinkeln.“

Zum Schluss noch einmal Herman van Veen: „Die Männer haben ihren Krieg; verlieren sie, bleibt noch der Sieg, das Fleisch der Frauen. Sie fürchten uns als tiefsten Feind, erst wenn Fatima nicht mehr weint, kann man dem Frieden trauern.“



Alles Gute….

Montag, 7. März 2016

Meine erste Leiche



Mir fiel jetzt nach Jahren beim Aufräumen - die Krankheit der Rentner -  das Buch mit dem Titel „Die erste Leiche vergisst man nie“ in die Hand. In dem Buch erzählen Polizisten ihre Geschichten. Der erste Raub, der erste Mord, der erste Suizid. Volker Uhl, Kriminalbeamter und Konfliktberater in Ludwigsburg, hat das Internet-Projekt „Polizei-Poeten“ 2002 ins Leben gerufen.
Meine erste Leiche habe ich auch nicht vergessen. 18. September 1972. Die Leiche war ein Mann, hieß Josef P., 53 Jahre alt und hing im Türrahmen. Gefunden von seiner jüngeren Schwester Irmgard. Welch ein Anblick.
Auch für mich. Ich war 19 Jahre alt. Polizeihauptwachtmeister. Noch nicht volljährig. Einen Toten hatte ich zuvor noch nie gesehen, weder privat noch dienstlich.
An diesem grauen Regentag fuhr ich mit meinem Streifenführer, Polizeiobermeister Hans W., den Funkstreifenwagen Gruga 11/12 des Schutzbereichs I („Gerlingwache“). Gegen 10.00 Uhr erhielten wir den Einsatzauftrag: „Fahren Sie zur Herwathstraße. Ein Mann hat sich aufgehängt.“ Der Arzt und die Todesermittler vom 1.Kommissariat wurden gerufen. Das erledigte mein Kollege, Polizeiobermeister Hans W., vom Streifenwagen über Funk aus. Er ließ mich alleine mit dem Verstorbenen in der Wohnung zurück. Ich sah den Erhängten immer wieder an, wie er dort im Rahmen leicht schaukelte. Und später musste ich dem Kripokollegen noch beim Abschneiden des Verstorbenen helfen. „Pack mal mit an Junge“, sagte er kurz. Was blieb mir anderes übrig.  Direkter Körperkontakt mit dem Erhängten. Josef wohnte bis kurz vor seiner Selbsttötung mit seiner Mutter zusammen. Seine Schwester erzählte, dass er ihren Tod nicht verwunden habe. Jetzt waren sie wieder zusammen.
Nach dem Dienst fuhr ich auf direktem Weg nach Hause. Mein erster Gang war unter die Dusche. Das machte ich sonst nie.
Später kamen noch einige Tote hinzu: Unfall-, Brand und Mordopfer, Selbstmörder oder einfach so Verstorbene. Aber „meinen Josef“ habe ich nach über 44 Jahren immer noch vor Augen. Als wenn es gestern gewesen wäre.



Infos: „Die erste Leiche vergisst man nicht“, Taschenbuch, erschienen im Piper-Verlag, 9,99 Euro, 5 Sterne… oder www.polizei-poeten.de

 (c) uk-Foto: Die "Gerlingwache", damals Schutzbereich I, am Rande der Essener Innenstadt. Heute befindet sich eine Außenstelle der Uni in dem Gebäude, nach jahrelangem Leerstand. 


 

Sonntag, 6. März 2016

Armes Deutschland?



Einige Kommentare in den sozialen Netzwerken oder in Leserbriefen enden mit dem Satz: Armes Deutschland. Was soll das eigentlich bedeuten? Die Bundesrepublik ist eine der reichsten Industrienationen der Welt. Zitat Heiner Geißler (CDU): „Wir haben Geld wie Dreck.“ Unseren Wohlstand finanzieren die Menschen anderer Länder, weil wir fast ein reines Exportland sind. Wir leben in einem  funktionierenden demokratischen Rechtsstaat mit gutem Rechts- und Sozialsystem, auch wenn es manchmal nicht so ganz rund läuft. Dann wird korrigiert. Wir reisen gerne in andere Länder. Der Reisebranche boomt. Und in Deutschland darf jeder seine Meinung sagen, auch wenn sie noch so blöd ist. Fazit: Ich lebe gerne hier. Also, was soll denn an Deutschland arm sein?

© uk-Foto: Das Deutschlandhaus, 1929 gebaut als erstes Hochaus in Essen mit Paternoster 


Freitag, 4. März 2016

Glückwunsch

Lieber Moritz,
herzlichen Glückwunsch zu Deinem 10. Geburtstag. Schade, dass Du nicht mehr bei uns bist. Du würdest die Welt ein bisschen schöner machen, so herzerfrischend lustig wie Du warst. Du hast meist gelacht, auch noch als die verflixte Krankheit dich schon gepackt hatte. Manchen Kindern geht es hier unten auch nicht gut. Entweder sind sie schwer krank, aber das kennst Du ja von der McDonald’s Kinderhilfe im Essener Hundertwasser Haus, wo wir uns kennengelernt haben, oder sie hängen an irgendwelchen stacheldrahtbefestigten Grenzen bei Nässe und Kälte in Europa fest, weil sie mit ihren Eltern vor dem Krieg in ihrem Land geflüchtet sind. Und die Erwachsenen tun nicht nur Gutes. Wie damals bei Anne Frank. Ihren Film haben wir in dieser Woche gesehen. Sie wurde nur 14 Jahre alt, weil deutsche Herren nicht zimperlich waren, schreibt sie in ihr Tagebuch.
Du wärst bestimmt ein guter Mensch geworden, ein besonderer Schutzmann, SEK-Polizist, das war Dein Wunsch. 
Ich muss jetzt Schluss machen, weil die Leute hier so lange Texte nicht mögen :-)
Wir denken heute besonders an dich und alle anderen dort oben. Feiert schön.

Dein großer Freund
Uwe

P.S.
Grüße auch von Sabine….

Moritz (2006 - 20014). Sein Lachen war ansteckend. An dem Tag hatten wir viel Spaß im Duisburger Zoo. Und meine Mütze hast Du mit Stolz getragen.
 

Donnerstag, 3. März 2016

Das Tagebuch der Anne Frank…



…neu verfilmt. Gestern war die NRW-Filmpremiere. Wunderbare Schauspieler (alle!!!)  - wunderbarer Film - wunderbare Essener Lichtburg. Kinoabend pur. Ulrich Noehten, spielt Annes Vater, fand im Anschluss die richtigen Worte im Bezug auf die heutige Zeit auf die Fragen des schwachen Moderators.  Unbedingt angucken. Einige Plätze in der Lichtburg blieben leer, weil die Zuschauer im Stau rund um den Stadtteil Holsterhausen steckengeblieben sind. Entschärfung einer Bombe aus dem 2. Weltkrieg. Fast schon zum Filmthema passend.
P.S. Und der Haus- und Hoffotograf der Lichtburg, Armin Thiemer, hat mich nach Filmende im Publikum  „abgeschossen“, während hinter mir die Dame die letzte Träne aus dem Auge wischt.



© uk-Foto/ Armin Thiemer


Martina Gedenk, Regisseur Hans Steinbichler, Lea van Acken und Ulrich Noethen



Mittwoch, 2. März 2016

Opa ist tot



Winfried Leibold, den ich drei Wochen vor seinem Tod kennenlernen durfte, starb ganz bewusst im Hospiz, begleitet von den engsten Angehörigen, Verwandten und Freunden. Am Tag des Abschieds standen auch seine drei Enkel am Sterbebett. Opa war liebevoll aufgebahrt. Ich finde es gut, dass Kinder mit dem Sterben konfrontiert werden.  Die evangelische Theologin Margot Käßmann schreibt in ihrem Buch ‚Das Zeitliche segnen’: “Kinder würden gerne über Sterben und Tod sprechen, aber die Erwachsenen haben Angst davor.“
Ich habe allerhöchsten Respekt, wie die Familie von Winfried die Jungs in den Abschiedsprozess mit einbezogen haben. Tobi sagte mir am Tag der Beerdigung von Opa: “Es war ein traurig schöner Tag.“ Kindermund tut Wahrheit kund.

© uk-Foto: "Opa ist tot" -  Die Brüder beschirmen sich gegenseitig





Dienstag, 1. März 2016

Zurück in die 1960er-Jahre – Polizei spart Personal



„Um Streifenbeamte zu sparen, setzt die Polizei in deutschen Großstädten neuartige Polizeirufsäulen von Telefunken ein. Jedermann kann durch einen Tastendruck Verbindung mit dem nächsten Revier aufnehmen. Schnellsten wird auf den Anruf hin ein Funkstreifenwagen in Marsch gesetzt. Die Polizei spart so Zeit und Menschen, dem Publikum wird rasch geholfen.“ So heißt es in einer Presserklärung von Telefunken.
Die grandiose Technik hielt etwa 40 Jahre. Dann wurden die Rufsäulen nach und nach abgebaut. Jeder Haushalt hatte einen telefonischen Festanschluss. Und mit Beginn des Handyzeitalters waren die Säulen total überflüssig geworden. Die meistbenutzte Säule in Essen hing an einem Haus an der Segerothstraße/ Ecke Nordhoffstraße am Rande der Innenstadt. Der Grund. In der nahegelegenen Stahlstraße („Dirnenwohnheim“) herrschte 24-Stunden-Betrieb. Ich kann mich noch gut an die nächtlichen Hilferufe erinnern. Ein Beispiel: „Die Polizei muss mir helfen! Die Frau hat mich nach 10 Minuten rausgeschmissen, obwohl ich noch nicht fertig war.“

Fotos: Telefunken, WAZ-Archiv (Franz Strauch)