Dienstag, 20. September 2022

SPD und FDP: „In das Polizeipräsidium soll die Ausländerbehörde“

 

Nach dem Auszug der Polizei aus ihrem Stammhaus in 2025 kommt jetzt ein Vorschlag der SPD und FDP, berichtet heute Radio Essen in den Lokalnachrichten. Die beiden Parteien regen einen Einzug der Ausländerbehörde in das leerstehende Polizeipräsidium an. Spontane nicht ganz ernst gemeinte Äußerung eines Insiders: „Dann kann ja gleich das Polizeigewahrsam genutzt werden.“

Wo die Polizeiführung und andere Dienststellen in drei Jahren verbleiben, ist immer noch ein Geheimnis. Zumindest für die Öffentlichkeit. Die Ausschreibung zielte nach Bredeney, wo schon etwa 1000 Bedienstete in Gebäuden der ehemaligen Karstadt-Hauptverwaltung ihren Dienst verrichten. Der gegenüberliegende Bredeneyer Büropark soll für die Polizei das neue Domizil werden, munkelt man.

 

Die Rückseite mit den Anbauten aus den 1990er-Jahren - rechts das Gewahrsam

Für viele Essener ist der Auszug der Polizei aus dem Präsidium immer noch nicht nachzuvollziehen. Auch die Begründung, moderne Computertechnik und flexible Räume lassen sich in dem mehr als 100 Jahre alten Gebäude nicht verwirklichen, ist für viele Essener nicht zu verstehen. Denn das Gebäude wurde in den letzten 30 Jahren für viele Millionen Mark und Euro saniert, in den 1990er-Jahren ein neues Polizeigewahrsam, ein gesamter Flügeltrakt und später ein Zwischengebäude errichtet.

Einsatztaktisch wäre ein Einzug der zuständigen Polizeiinspektion Süd und der Verbleib der Kriminalkommissariate die bessere Lösung gewesen, sind sich viele Insider sicher, denn rund 70 Prozent der Polizeieinsätze sind in Rüttenscheid, Holsterhausen und Frohnhausen zu verzeichnen. Bürgernähe spielte wohl bei der Überlegung des Wegzug der Polizei aus dem Justizviertel in Rüttenscheid weiter südlich nach Bredeney eine untergeordnete Rolle. Vom Polizeibeirat und der Stadtspitze hat man zu der Verlagerung nichts gehört.

Die Front des Gebäudes in bester Lage im Essener Justizviertel

 

 

Montag, 19. September 2022

ANTON geht in Rente

 

Anton geht in Pension. Er hatte gestern seinen letzten Auftritt beim Abschlusskonzert des NRW-Polizeimusikkorps im Pavillon des Grugaparks. Seinen ersten hatte das riesige Maskottchen der Essener Polizei beim NRW-Tag 2018 in der Innenstadt. Und da lernte er auch gleich seinen höchsten Chef kennen. NRW-Innenminister Herbert Reul begrüßte „Anton“ mit einem kräftigen Handschlag. Kennengelernt hatte er ihn allerdings schon kurz vorher ohne Verkleidung beim „Essenfassen“ in der Mensa der Uni. Andreas Mock, der Leiter der Poststelle der Polizei, steckte in dem kilogrammschweren Kostüm. Rückblickend war es für ihn der heißeste Einsatz. Im wahrsten Sinne des Wortes. An den zwei Tagen im August herrschten Außentemperaturen bis zu 35 Grad. Da kann sich jeder vorstellen, wie es darunter kochte. Der 60-Jährige hat an diesem Wochenende fünf Kilo Lebendgewicht verloren. Was seine Frau, die Krankenschwester in Werden ist, zu der Aussage verleitete: „Kannst öfter als ANTON auftreten.“ Andreas bringt bei einer Größe von 198 cm immerhin 94 Kilogramm auf die Waage.

Musikalischer Abschied in der Gruga
In der vierjährigen „Amtszeit“ trat ANTON bei vielen Veranstaltungen auf und war somit ein Teil der polizeilichen Öffentlichkeitsarbeit. Besonders die Kinder mochten ihn, ob beim NRW-Tag, bei den Feierlichkeiten rund ums Polizeipräsidium beim „Steigerfest“ oder „110-Jahre-Jubiläum“, beim Ferienspatz in der Polizeischule an der Norbertstraße oder der 100-Jahr-Feier des Polizeispotvereins noch vor kurzem in der Gruga.

Besucherin Sabine wird persönlich begrüßt
Andreas Mock stammt aus einer Polizeifamilie. Sein Vater Joseph war beim Fahrdienst der Essener Polizei beschäftig und fuhr lange Jahre die Polizeipräsidenten Hans Kirchhoff und Dr. Max Bloser. Zwischenzeitlich wurde er sogar als Fahrer zum damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann abkommandiert. Andreas Mock erinnert sich noch als Junge gut daran, als die Sicherheitsbeamten des Staatsoberhauptes sich mit ihrem schwarzen Porsche Targa und Blaulicht in den Nebenstraßen in Bergerhausen verfahren hatten und zufällig ihn nach dem Weg fragten. Er eskortierte dann mit seinem Fahrrad voraus die Personenschützer zu seinem Wohnhaus, wo schon sein Vater auf die Sicherheitsbeamten wartete, um Gustav Heinemann abzuholen. Und die Polizeigeschichte der Familie Mock findet seine Fortsetzung. Auch der Sohn ist Polizist und arbeitet als Hauptkommissar bei der Kripo - ebenso wie seine Schwiegertochter Eva. Da ist der Weg der vierten „Mock-Generation“ schon vorgezeichnet. Die gesamte Familie war gestern auch beim Abschied von ANTON dabei.

Das Geheimnis Andreas Mock hinter der Maske
Aber jetzt ist für den Regierungsangestellten Andreas Mock Schluss. Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Das wird kein leichtes Unterfangen sein, denn da muss schon jemand von stabiler Gestalt unters Kostüm schlüpfen.

ANTON alias Andreas Mock beim Firmenlauf
 Gestern weinte der Himmel im Grugapark. Es goss wie aus Kübeln und war gerade mal an diesem Spätsommertag 10 Grad kalt. So schließt sich der Kreis. Ist Anton beim ersten Mal im Kostüm fast verschmolzen , hatte er es gestern muckelig warm unter seiner Plüschkleidung. Tschüs ANTON.

Dieser ANTON wird jetzt auch zur Polizeigeschichte

 

 

Freitag, 16. September 2022

Unsere Arme bleiben dran

 

In den 1980er-Jahren habe ich mir einen Indianer auf den linken Oberarm tätowieren lassen, da mir die Ureinwohner Amerikas immer sympathischer waren als die europäischen Einwanderer, also die Cowboys. Da die Tätowierkunst zu dieser Zeit noch nicht so weit und gut war wie heute, kam Jahre später ein so genanntes Coverup darüber. Dieses Mal als Maori-Symbol. Nach heutiger Auffassung würden einige Kritiker sagen: zweiter Fehler - kulturelle Aneignung.  Für mich war es allerdings eine Hommage an beide Bevölkerungsgruppen.

Links Sitting Bull - rechts  Nscho-tschi
Anfang der Woche auf dem Kaiser-Otto-Platz fiel mir im Café ein älterer Mann (69) mit seiner Partnerin am Nebentisch eines Cafés auf.  Er trug ein ärmelloses Shirt. Auf dem rechten Oberarm prangte ein Indianer-Tattoo. Wie er mir später erklärte, ziert der mittlerweile leicht verblasste Sitting Bull schon knapp zwei Jahrzehnte die Muskeln an dieser Stelle. Auf die Frage, ob ich ein Foto machen darf, erwiderte er: „Aber dann auch von beiden Armen.“ Denn auf der anderen Seite schaute mich eine Indianerin an. Nscho-tschi, die Schwester von Winnetou. Ihr wisst schon, die im Film von Mario Adorf erschossen wurde.

Natürlich kamen wir älteren Männer über die zurzeit andauernde hitzige Diskussion über Winnetou, Dreadlocks, Hautfarben oder Reggeamusik ins Gespräch. Die Meinungen gingen dabei nicht auseinander. Unser Fazit: Unsere Arme bleiben dran, auf seinen Sitting Bull und  Nscho-tschi, auf meinen die Maoris.