Freitag, 16. September 2022

Unsere Arme bleiben dran

 

In den 1980er-Jahren habe ich mir einen Indianer auf den linken Oberarm tätowieren lassen, da mir die Ureinwohner Amerikas immer sympathischer waren als die europäischen Einwanderer, also die Cowboys. Da die Tätowierkunst zu dieser Zeit noch nicht so weit und gut war wie heute, kam Jahre später ein so genanntes Coverup darüber. Dieses Mal als Maori-Symbol. Nach heutiger Auffassung würden einige Kritiker sagen: zweiter Fehler - kulturelle Aneignung.  Für mich war es allerdings eine Hommage an beide Bevölkerungsgruppen.

Links Sitting Bull - rechts  Nscho-tschi
Anfang der Woche auf dem Kaiser-Otto-Platz fiel mir im Café ein älterer Mann (69) mit seiner Partnerin am Nebentisch eines Cafés auf.  Er trug ein ärmelloses Shirt. Auf dem rechten Oberarm prangte ein Indianer-Tattoo. Wie er mir später erklärte, ziert der mittlerweile leicht verblasste Sitting Bull schon knapp zwei Jahrzehnte die Muskeln an dieser Stelle. Auf die Frage, ob ich ein Foto machen darf, erwiderte er: „Aber dann auch von beiden Armen.“ Denn auf der anderen Seite schaute mich eine Indianerin an. Nscho-tschi, die Schwester von Winnetou. Ihr wisst schon, die im Film von Mario Adorf erschossen wurde.

Natürlich kamen wir älteren Männer über die zurzeit andauernde hitzige Diskussion über Winnetou, Dreadlocks, Hautfarben oder Reggeamusik ins Gespräch. Die Meinungen gingen dabei nicht auseinander. Unser Fazit: Unsere Arme bleiben dran, auf seinen Sitting Bull und  Nscho-tschi, auf meinen die Maoris. 


 

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