Sonntag, 27. November 2022

Herman van Veen ...

…trat Freitag in der Essener Philharmonie auf. Mittlerweile 77 Jahre alt tourt der niederländische Liedermacher, Clown, Philosoph, Maler, Kinder- und Menschenfreund nach langer Zwangspause wieder durch Deutschland. Gott sei Dank. Meine Frau ( „Ich liebe zwei Männer mit Glatze, dich und Herman van Veen“) und ich sehen ihn nach langer Zeit kurz vor Weihnachten in Wuppertal wieder. Seit fast 50 Jahren „verfolgen“ wir ihn in seiner vielfältigen Kunst. Für die Jüngeren: Er ist auch der Vater von Alfred Jodocus Kwack („Warum bin ich so fröhlich“).

Und zur Einstimmung auf seinen Auftritt in Wuppertal haben wir uns heute beim Frühstück das Album „Blaue Flecken“ von 1989 angehört. Herman van Veen sang vor über 30 Jahren "Chanson de Malheur". Hörenswert. Es geht nämlich um den Klimawandel. Und über drei Jahrzehnte später gehen Kinder auf die Straße, haben Angst um ihre Zukunft und weisen auf das bevorstehende Malheur hin.  

Mal lustig - mal ernst - Herman van 2002

CHANSON DE MALHEUR

Wo kann ich mich verstecken, wenn nirgendwo ein Baum mehr steht.
Wo kann ich noch frei atmen, wenn jedem Fisch die Luft ausgeht.
Sind die Vorratskammern leer - hilft keine Rationierung mehr.
Wo kann ich untertauchen, wenn das Meer am Gift erstickt.
Wo kann ich Wasser kaufen, wenn alle Quellen längst versiegt sind.
Sind die Vorratskammern leer - hilft keine Rationierung mehr.
Wohin noch flüchten - es hat keinen Zweck.
Zeitbomben ticken, Menschen ersticken in ihrem eignen Dreck.
Warum sehn viele das nicht ein, fehlt ihnen das Gespür.

Jetzt nützt keine Versicherung und kein Riegel vor der Tür.
Wo kann ich mich erholen, wenn die Sonne mir die Haut zerfrisst.

Wo kann ich ernten, wenn jedes Feld verpestet ist.
Sind die Vorratskammern leer, hilft keine Rationierung mehr.
Schleswig-Holstein wird zur Wüste und Köln liegt dann am Meer.
Die Alpen melden "Land unter" und Sylt gibt's überhaupt nicht mehr.
Liegt dieser Gedanke denn so fern. Warum sehn viele das nicht ein
Aus Schaden wird man klug - nur wann. Warum sehn viele das nicht ein
Wann lernen wir, dass man Geld nicht essen kann. Können wir euch helfen?

Youtube - Chanson de Malheur


 



Sonntag, 16. Oktober 2022

Polizeigeschichte - WERDEN gab polizeiliche Zuständigkeiten ab

 

Bereits im Jahr 799 wurde der Stadtteil im Süden erstmals erwähnt. WERDEN an der Ruhr wird deshalb auch als die Quelle von ESSEN bezeichnet. Obwohl? Erst viele Jahrhunderte später wurde WERDEN ein Teil des Stadtgebietes. Die Gebeine vom Friesen-Missionar Liudger, der hier im 8. Jahrhundert ein Kloster errichtete, werden heute noch einmal jährlich durch die Straßen des Stadtteils getragen. Geprägt wird das Stadtbild durch die Basilika und die romanische Luciuskirche. Schluss mit der Selbstständigkeit war am  1. August 1929 als Werden und Werden-Land (Fischlaken, Heidhausen) eingemeindet und Teil der Stadt Essen wurden. Die staatliche Polizei in Essen existierte seit 1909. Das Polizeipräsidium entstand mitten im 1. Weltkrieg – erbaut von 1914 bis 1918. 

1926 - Das Polizeipäsidium an der Büscherstraße

Die Werdener Nachrichten berichtete am 25. August. 1922:

„Der preußische Minister des Inneren hat mit Zustimmung des Provinzialrates, der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen und nach Anhörung der Beteiligten Reichsausschüsse beschlossen, in einer Reihe von Gemeinden die Ausübung der Sicherheitspolizei mit Wirkung vom 1. Oktober 1922 an besonderen staatlichen Beamten zu übertragen.

Die übrigen polizeilichen Geschäfte verbleiben den kommunalen örtlichen Polizeiverwaltungen zur selbstständigen Erledigung. Die Zuständigkeit der staatlichen Polizeiverwaltung erstreckt sich auf das gesamte Gebiet der Sicherheitspolizei und auf die mit dieser im engen Zusammenhang stehenden Polizeizweige.

Heute Universität - früher Abtei und Strafanstalt - links der Turm der Basilika
 Insbesondere gehören zu der Zuständigkeit der staatlichen Polizeiverwaltung 1. die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung, 2. die politische Polizei, insbesondere das Presse-, Vereins- und Versammlungswesen, 3. die Fremdenpolizei, einschließlich das polizeiliche Pass -und Meldewesen, 4. die Verkehrspolizei,  5.die Kriminalpolizei, 6. die Feuerpolizei, 7. die den Ortspolizeibehörden auf dem Gebiete der Gewerbepolizei übertragenen Befugnisse. […]

1833 erbaut - der letzte Bürgermeister zog in der 50er-Jahren aus
Unter Zusammenlegung mit dem Polizeipräsidium Essen: die Städte Kettwig und Werden und die Bürgermeistereien Kettwig -Land, Werden -Land, Heisingen, Kupferdreh und Überruhr, sämtlich im Landkreis Essen.“ (Quelle: Werdener Nachrichten vom 14.10.2022)

Anmerkung: Heute ist Werden und Werden-Land ein Teil der Polizeiinspektion 2 – Süd mit Sitz in Bredeney in der ehemaligen Karstadt-Hauptverwaltung. Die Einsätze werden von dort aus gefahren. Die Inspektion ist zuständig für 13 Stadtteile mit rund 230000 Einwohnern. Eine Polizeiwache gibt es in WERDEN schon lange nicht mehr. Sie befand sich zuletzt in der Bungertstraße.

Hier im Anbau der lten Schleuse befand sich die Wache der Wasserschutzpolizei
Heute machen im Stadtteil, Heidhausen und Fischlaken noch eine Polizeibezirksbeamtin und ein Polizeibetirksbeamter Dienst. Sie haben ihre Anlaufstelle im Rathaus am Werdener Markt. 

Tatort - hier wurde 1986 "Pommes Erwin" Opfer eines Raubmords

 Mehr zur Essener Polizeigeschichte gibt es im Polizeimuseum der International Police Association (IPA) an der Theodor-Althoff-Str. 4. Infos unter: http://ipa-essen.de/index.php/polizeihistorische-sammlung

Dienstag, 20. September 2022

SPD und FDP: „In das Polizeipräsidium soll die Ausländerbehörde“

 

Nach dem Auszug der Polizei aus ihrem Stammhaus in 2025 kommt jetzt ein Vorschlag der SPD und FDP, berichtet heute Radio Essen in den Lokalnachrichten. Die beiden Parteien regen einen Einzug der Ausländerbehörde in das leerstehende Polizeipräsidium an. Spontane nicht ganz ernst gemeinte Äußerung eines Insiders: „Dann kann ja gleich das Polizeigewahrsam genutzt werden.“

Wo die Polizeiführung und andere Dienststellen in drei Jahren verbleiben, ist immer noch ein Geheimnis. Zumindest für die Öffentlichkeit. Die Ausschreibung zielte nach Bredeney, wo schon etwa 1000 Bedienstete in Gebäuden der ehemaligen Karstadt-Hauptverwaltung ihren Dienst verrichten. Der gegenüberliegende Bredeneyer Büropark soll für die Polizei das neue Domizil werden, munkelt man.

 

Die Rückseite mit den Anbauten aus den 1990er-Jahren - rechts das Gewahrsam

Für viele Essener ist der Auszug der Polizei aus dem Präsidium immer noch nicht nachzuvollziehen. Auch die Begründung, moderne Computertechnik und flexible Räume lassen sich in dem mehr als 100 Jahre alten Gebäude nicht verwirklichen, ist für viele Essener nicht zu verstehen. Denn das Gebäude wurde in den letzten 30 Jahren für viele Millionen Mark und Euro saniert, in den 1990er-Jahren ein neues Polizeigewahrsam, ein gesamter Flügeltrakt und später ein Zwischengebäude errichtet.

Einsatztaktisch wäre ein Einzug der zuständigen Polizeiinspektion Süd und der Verbleib der Kriminalkommissariate die bessere Lösung gewesen, sind sich viele Insider sicher, denn rund 70 Prozent der Polizeieinsätze sind in Rüttenscheid, Holsterhausen und Frohnhausen zu verzeichnen. Bürgernähe spielte wohl bei der Überlegung des Wegzug der Polizei aus dem Justizviertel in Rüttenscheid weiter südlich nach Bredeney eine untergeordnete Rolle. Vom Polizeibeirat und der Stadtspitze hat man zu der Verlagerung nichts gehört.

Die Front des Gebäudes in bester Lage im Essener Justizviertel