Dienstag, 30. Mai 2017

Trauer (-schwan)



Er kommt eigentlich vom am anderen Ende der Welt. Aus Australien oder Neuseeland. Der Trauerschwan. Seit ein paar Jahren brüten die schwarzen Schwäne auch am Baldeneysee. Spielt sich dort gerade ein Drama ab? Am ehemaligen Wasserschloss „Haus Scheppen“ haben schon einige dieser exotischen Schwäne das Licht von Essen erblickt. Immer im selben Nest. Dort liegen jetzt wieder zwei große Eier. Vor ein paar Tagen schwamm ein einzelner Schwan ans Gelege. Er (oder sie) brauchte eine ganze Weile darauf zu klettern, versuchte sich für einen kurzen Moment im Brutverhalten, plusterte sich dann aber auf, „trompetete“ und verschwand wieder. Heute liegen die Eier verwaist im Gelege, ein Blässhuhnküken wuselte drum herum. Ein Trauerspiel.



© uk-Foto






Sonntag, 28. Mai 2017

Freundin und Helferin

Manchmal sind es die kleinen Momente, die den Alltag ein bisschen schöner machen. So passiert in der Essener Innenstadt. Ein Polizeiauto rollt langsam die Einkaufsstraße hinunter. Zwei Polizistinnen der Inspektion 1 (Mitte) auf Streife. Ein kleiner Junge trippelt auf den Wagen zu, der Papa will ihn zurückhalten. Schon durch das geschlossene Fenster winkt die Fahrerin dem Kleinen zu. Sie hält an und fragt: “Na, möchtest Du mal gucken.“ Der Junge geht zu der Polizistin, die kleine Schwester und Papa folgen. Er wirft einen Blick ins Innere und lauscht dem Funk. Einige Passanten bleiben stehen und beobachten die Szenerie mit einem Lächeln. So schnell kann man (in diesem Fall frau) Freunde gewinnen.
Gut gemacht, Frau Kollegin.

 
© uk-Fotos


Montag, 22. Mai 2017

Schalker - Treue bis in den Tod

Vor dem Jubiläumsspiel „20. Jahre Eurofighter“ und dem Abschied von dem Jahrhunderttrainer Huub Stevens wollten meine Frau und ich nur noch mal kurz einen Blick auf den „Schalker Friedhof“ werfen. Das Feld war menschenleer, bis auf eine Frau. Sie saß an einem blau-weißen Urnengrab und erzählte uns später die Geschichte ihres verstorbenen Mannes Karl Otto Maylahn (59), einem Schalke Fan durch und durch. Eine traurig-schöne Einstimmung auf das, was uns später in der Schalker Arena erwartete.

Jeden Sonntag am Grab ihres Mannes

Einmal Schalker, immer Schalker. Treu bis in den Tod. Fußballverrückt? Einfach so daher gesagt? Für „Kalle“ Maylahn nicht. Als abzusehen war, dass er sterben würde, hatte er einen letzten Wunsch. Er wollte auf dem Schalker Friedhof beerdigt werden. Seit 2012 ist das nämlich möglich, ganz in der Nähe der Veltins Arena auf dem Friedhof im Gelsenkirchener Stadtteil Beckhausen-Sutum gibt es das Schalke-Feld, etwa 15 Gehminuten vom Stadion entfernt. Vor einem Jahr wurde Karl Otto Maylahn hier beigesetzt. Der 59-Jährige stammte noch nicht einmal aus der Region. Mit seiner Frau lebte er in der Nähe von Köln. Aber Schalke-Fan war er durch und durch. Fast standesgemäß liegt er nun in der ersten Reihe auf Platz 22. Auf dieser Platznummer saß der Dauerkarteninhaber auch immer bei den Spielen seiner Knappen im Stadion. Und jeden Sonntag reist seine Ehefrau aus dem Rheinland an, sitzt am Grab ihres Mannes und denkt an die gemeinsamen Jahre. Auch sie möchte einmal hier ihre letzte Ruhestätte finden, neben ihrem „Kalle“ direkt am Spielfeldrand.  

Karl Otto Maylan, Platz 22 in der erster Reihe

Einem Spielfeld nachempfunden

Das Grabfeld im Schatten der Arena


Ganz in der Nähe, die Veltins Arena
 alle Fotos © Uwe Klein

Mittwoch, 17. Mai 2017

Tag gegen Homophobie


Solange „schwul“ als Schimpfwort benutzt wird, solange „schwul“ im abwertenden Zusammenhang in der Jugendsprache altersgebräuchlich ist, hat der heutige Tag seine Berechtigung. Der Tag gegen Homophobie.
Mein Vater, Polizist in Gelsenkirchen in den 1950er-Jahren, hat Männer mit anderer sexueller Orientierung eingesperrt. Es existierte der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches: „Unzucht zwischen Männern wird mit Gefängnis bestraft.“ Gustav Heinemann (SPD-Justizminister und späterer Bundespräsident) entschärfte den Tatbestand in den 1970er-Jahren. In dieser Zeit war ich junger Polizist. Und als mein Sohn in den 1990er-Jahren den „grünen Rock“ anzog, war der Tatbestand verschwunden. Gesellschaftlicher Wandel in nur drei Polizeigenerationen.
In vielen Ländern werden jedoch Männer und Frauen immer noch geächtet. Und bei deren Verfolgung ist die Polizei wieder der Büttel des Staates. Und in Deutschland?
Ich kenne einen jungen homosexuellen Polizeikollegen mit Migrantenhintergrund, der mir vor ein paar Jahren sagte: “Ich trage zwei Lasten auf meinen Schultern. Meine Eltern dürfen nichts von meiner Lebenspartnerschaft mit einem Mann wissen." Auch bei uns ist wieder eine Ablehnung spürbar, stellen Schwulen- und Lesbenverbände fest. Der Gedenktag hat nach wie vor seine Berechtigung. 



Cover des Buches „Schwule, Lesben, Polizei“, das ich zurzeit lese

Montag, 8. Mai 2017

Filmkritik - Polizei Notruf 110


Gestern lief einer der besten Filme (Polizei Notruf 110: Nachts auf Station) mit dem wunderbaren Matthias Brandt als Ermittler in der Hauptrolle. Besonders das Spiel der alten Akteure hatte es in sich. Ernst Jacobi, weit über 80 Jahre alt, spielte den ins Altenheim abgeschobenen SEK-Mann. Ihn kannte man noch aus den 70er- und 80er-Jahren. Großartig.
Da stimmt alles. Drehbuch, Regie, Kamera und Musik. Der Film bekommt schon mal von mir vorab den Deutschen Filmpreis in allen Kategorien.
Als Fazit mit einem Augenzwickern: Lasse nie einen gesellschaftskritischen ehemaligen SEK-Mann allein mit einer Sportpistole im Pflegeheim. Es könnte zum Disaster kommen.
 


http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/der-polizeiruf-110-nachtdienst-aus-muenchen-15001774.html

Donnerstag, 4. Mai 2017

Kultur - Tipp

Die kleine Straße wirkt wie ein Freiluftmuseum, die Wengestraße im Stadtteil Schonnebeck, nicht weit vom Weltkulturerbe „Zeche Zollverein“ entfernt.. Die Kunstwerke aus Muttern und Schrauben hat Klaus Viehöfer (69) erschaffen. Diese Kunstform nennt sich „Objet trouvé“. Was so viel heißt wie „gefundener Alltagsgegenstand“. Der Rentner hat in der Straße im Essener Norden seine Werkstatt, die er bereits 1968 gründete, schrieben jetzt WAZ und NRZ in einem große Artikel über Klaus Viehöfer. Das ist doch mal einen kleinen Tagesausflug wert – vom Weltkulturerbe zur Wengestraße. Meiner Frau und mir hat’s gefallen. 
 © Fotos Uwe Klein