Freitag, 11. September 2020

9/11 – vor 19 Jahren

Bei unseren New York Aufenthalten wurde es zu einem Ritual. Ich setzte mich für ein Foto neben die Bronzestatue "Double Check" von John Seward Johnson. Sie stellt einen Geschäftsmann dar, der seinen Aktenkoffer „checkt“. Er sitzt auf einer Bank im Zuccotti Park, nahe des Word Trade Centers. „Bis zum nächsten Mal, mein Freund“, hieß es. Dann der Terroranschlag am 11. September 2001.  Als Asche und Staub sich lichteten, kam die Statue fast unbeschädigt wieder zum Vorschein. Der Künstler überarbeite sie und fügte in den Aktenkoffer Gegenstände von Trauernden hinzu. Der bronzene Geschäftsmann wurde zum Symbol des Überlebens.

"Double Check" 1995 - 2001 - 20012

Der Terroranschlag hat mich anfangs im wahrsten Sinne des Wortes krank gemacht. Fernsehbilder waren für mich unerträglich. Mir kamen ständig die Tränen. „Meine Türme“ sollen nicht mehr da sein? Fast 3000 Menschen kamen zu Tode. Erst eineinhalb Jahre später an meinem 50. Geburtstag, als wir am Ground Zero standen, und ins riesige, schneebedeckte Loch guckten, verging langsam das Trauma. Vielleicht ging es Menschen ähnlich wie mir, die mal oben auf dem Dach der Welt standen. Die New York so mögen wie meine Frau und ich, die mal am Tag und in der Nacht aus über 400 Meter über diese wahnsinnige Stadt schauen durften.

Diese Skyline gibt es nicht mehr

Einige Jahre später erzählte mir ein New Yorker Polizeikollege beim Rundgang durch Manhattan, wie er im Einsatz diesen Tag und das Zusammensacken der Zwillingstürme erlebte. Wir sahen die Überbleibsel von verkohlten persönlichen Gegenständen der Feuerwehrmänner und Polizisten im Polizeimuseum.

Meine New Yorker Kollege

In den Jahren danach starben noch viele Retter, die in den Trümmern nach Überlebenden suchten, die den Staub in ihre Lungen aufnahmen, an Folgekrankheiten. Fast so viele wie die Menschen in den Türmen, die keine Überlebenschance hatten. Viele sprangen in ihrer Verzweiflung in den Tod. Die weltpolitischen Folgen waren verheerend. Die Attentäter haben zigtausend Menschen auf dem Gewissen. Never forget.

 

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