Im Hospiz lerne ich die Tochter von Winfried Leibold kennen. Sie ist Polizistin, wie ich einer war. „Ein Straßenkind“, sagt sie süffisant. Ihr Partner ist auch einer. Er kommt später hinzu. Simone
macht in Bochum Dienst, er in Remscheid.
Wenn Polizisten aufeinandertreffen, gibt’s gleich was zu
erzählen. Gefahrengemeinschaft. Das „Du“ ist deshalb obligatorisch. Wir haben
eben „Logenplätze“ des Lebens. Tod, Leid, Freude sind unsere dienstlichen
Begleiter. Und jeder verarbeitet das Erlebte auf seine Art. Gott sei Dank bietet
der Arbeitgeber der jüngeren Polizeigeneration Hilfen an. Ich bin noch in einer
„harten“ Männergesellschaft beruflich sozialisiert worden. Da war Schwäche
zeigen verpönt.
Aber hier im Hospiz darf man (!) Schwäche zeigen. Das innige
Vater-Tochter-Verhältnis anzusehen ist schön. Liebevoll umsorgt Simone ihn, als
es gestern zum Musizieren zwei Etagen im Haus tiefer geht. Der Außenstehende spürt gleich die gute
Beziehung.
Und später sitzen wir drei Polizisten um den Vater herum. Er,
eigentlich die Hauptperson, rückt plötzlich ein wenig in den Hintergrund. Wir erzählen
„unsere“ Geschichten. Und Papa, seine Beate und ihre Freundin hören aufmerksam
zu, wie wir mal wieder die Welt retten. Aber vielleicht ist es auch gut so,
dass Winfried dieses eine Mal nicht ganz im Mittelpunkt steht.
Heute musste der ehemalige Lehrer für einen ambulanten
Eingriff in ein Essener Krankenhaus. Die Behandlung war doch aufwendiger als
gedacht. Aber Winfried hatte ja seine Simone dabei. „Es war anstrengend, aber
toll, weil Papa sich beim Eingriff an mich gelehnt und wir uns beide gegenseitig
gestützt haben. Er hat meinen Arm festgehalten, ich seinen.“
(c) uk-Fotos
Ein Kuss für Papa...
...und ein Lächeln
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