Es gibt Tabuthemen. Besonders die aus dem gekachelten Raum
der Wohnung. Vor vielen Jahren wurde in einem Kreis von führenden
Polizeibeamten und Journalisten dieses Tabu gebrochen. Es drehte sich standesgemäß um „die großen
Geschäfte“. Ich war dabei. Der Vize-Präsident berichtete, dass in seiner
Familie immer ein Atlas am Klo lag. So lernte er und seine Geschwister die Welt
kennen. Comics und Zeitungen gehörten zum Lesestoff. Die BILD-Zeitung eignete
sich besonders zur Ablenkung, so ein Journalist, hatte er sie doch in einer
Sitzung durch. Andere beschäftigten sich mit Kreuzworträtsel. Ein Jüngerer überbrückte die Zeit der
Erleichterung mit seinem „Nintendo“. Aber nur solange, bis Mutter klopfte und
fragte, ob alles in Ordnung sei.
Übrigens so die einhellige Meinung der Gesprächsrunde: Jungs
und Männer halten sich länger auf dem stillen Örtchen auf. Gibt’s Gründe?
Ich
frage mich heute noch, wie wir das in meiner Familie geschafft haben. Nur ein
Bad mit WC für Eltern mit vier Jungs. Wir mussten oft zur gleichen Zeit in die
Schule und Vater zur Arbeit. Es klappte nur im Akkord. Ich habe noch das Klopfen meiner Brüder im Ohr: "Beeil Dich!" Da war nix mit Lesen.
Jetzt habe ich auf einem WC die Ausgabe eines Grundgesetzes
entdeckt. Ich finde, unsere Verfassung müsste zur Pflichtlektüre auf diesem Ort
werden und schlage eine Erweiterung des
Artikels 5 (Informationsfreiheit) GG vor. Wird wohl an der Zweidrittelmehrheit
scheitern.
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