Als Polizist hatte ich das Privileg in den 1970er- und 1980er
– Jahren einigen großen Politiker ganz Nahe zu sein. So den drei Bundespräsidenten
Gustav Heinemann, Richard von Weizäcker, Carl Carstens, dem bayrischen
Ministerpräsidenten Franz-Joseph Strauß,
dem russischem Staatspräsidenten Wladimir Putin, dem amerikanischen
Vize-Präsidenten George Bush (sen.), dem Bundeskanzler Helmut Kohl und dem DDR-Staatsratsvorsitzenden
Erich Honecker.
Eine kleine Begegnung mit einem der größten deutschen Politiker
war für mich allerdings die eindrucksvollste. Beim Parteitag 1984 hielt der Vorsitzende
der SPD Willy Brandt eine flammende Rede in der Essener Grugahalle. Sie
wurde auf Monitoren nach hinten „Backstage“ übertragen. Dort saß ich mit „meiner“
SEK-Gruppe. Es galt immer noch die höchste Sicherheitsstufe zu Zeiten des
RAF-Terrorismus.Nach Ende der Rede ging ich zur Bühne und stieß plötzlich hinter
dem Vorhang auf Willy Brandt. Der 71-Jährige saß in sich gekehrt, ein wenig nach
vorne gebeugt auf einem Holzstuhl und
rauchte eine Zigarette, niemand bei ihm. Der SPD-Vorsitzende war nicht wieder zu
erkennen. Gerade noch jemand, der eine ganze Halle voller Menschen begeisterte
und in diesem Moment ein ausgebrannter, einsamer Politiker. Welch ein
Unterschied innerhalb weniger Minuten. Oft denke ich als passionierter Fotograf
und Willy Brandt-Fan („1972 Willy wählen“): Wäre das ein tolles Foto geworden.
Fotos: Von meinen Begegnungen gibt es keine
Bilddokumentationen. Zum einen galt bei derartigen Einsätzen striktes
Fotografieverbot und fotografierende Telefone gab es noch nicht. Zwei
Zeitdokumente aus der WAZ sind noch vorhanden. Na ja, eher eineinhalb.
Willy Brandt hat ein bescheidenes Ehrengrab auf dem
Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf.
Mit Bundespräsident Karl Carstens auf Wanderschaft
Mit Bundespräsidernt Richard von Weizäcker, rechts sieht man noch mein Funkgerät
2009 holte ich das verpasste Foto von Willy Brandt nach
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