Freitag, 3. Dezember 2021

Der "Sex-Kommissar" - Hörenswerter Podcast

„In übler Erinnerung ist mir noch aus dieser Zeit der damalige Wachdienstführer unserer Dienstgruppe […], der mit seiner harten und zynischen Art die jüngeren Beamten in Angst und Schrecken versetzte. So war es für ihn Normalität, Jüngere, bei denen er etwa einen Fehler beim Fertigen der Straf- oder Unfallanzeige, auch vor den Ohren unbeteiligter Bürger anzuschreien und Übel zu beleidigen“, so beschrieb eine der ersten NRW-Kolleginnen 1982 einen Beamten der „Gerlingwache“ in dem Buch „Achtung! Hier Gruga an alle!“ von Frank Kawelovski.

Ich kann ihr nur beipflichten. Auch ich habe mit dem besagten Beamten auf „Berta“ Dienst versehen. Unser erstes Aufeinandertreffen 1971 war äußerst unangenehm. Er pöbelte mich –  damals 18 Jahre alt und Oberwachtmeister – lautstark an, weil ich ein goldenes Mehrkampfabzeichen an der Uniform trug. „Mach den Scheiß ab. Das will hier keiner sehen.“ Er war damals Polizeimeister und einer, der häufig für Unruhe sorgte. Ein richtiger Stinkstiefel.

In Abwandlung des Textes („Der Friederich, der Friederich…“) aus dem Struwelpeter hieß es damals unter uns: „Der Roderich, der Roderich, der ist ein wahrer Wüterich.“ Keiner wollte so recht mit ihm auf Streife fahren, denn er langte schon mal schnell zu, gelinde gesagt. 

Das Gebäude der alten "Gerlingwache" - heute Teil der Uni
So wurde er später zum Polizeioberkommissar übergeleitet und Wachdienstführer auf der Dienstgruppe von Monika Schumann. Dort hatte er das Sagen und nicht der eigentliche Chef, erzählte man in unseren Kreisen über Schutzbereichsgrenzen hinweg.

Der Oberkommissar bekam in den 90er-Jahren seine Strafe weg. Im wahrsten Sinne des Wortes. Als so genannter Sex-Kommissar von den Medien bezeichnet ging er in die Polizeigeschichte ein. Vier Jahre Haft lautete das Urteil, weil er seine Macht als Bezirks- und Ermittlungsbeamter zu perversen, sexualisierten Handlungen an einer kranken Frau „auslebte“.

Monika Schumann: „Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich mich aufrichtig freute, als ich von seiner Festnahme hörte. Ein anderer Kollege: „Wir haben auf dem Flur getanzt, als wir hörten, dass er in den Knast muss.“

Über das Strafverfahren berichtet Stefan Wette in seinem Podcast „Der Gerichtsreporter“. Er war als junger Journalist Polizeireporter und schreibt seit mehr als drei Jahrzehnten Gerichtsreporter.

Dieser Beitrag ist wirklich hörenswert, teilweise skurril, wenn Stefan Wette den angeklagten „Polizeikommissar“ beschreibt. Dieser hat übrigens seine Taten nie zugegeben und deshalb die gesamten vier Jahre abgesessen.

 https://www.waz.de/podcast/gerichtsreporter/sex-statt-strafverfahren-id233915167.html

 

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