Theo Albrecht, einer der beiden ALDI-Brüder, wurde 1971
entführt. Sieben Millionen DM war der Preis für seine Freilassung. Ich war gerade
junger Schutzmann in Essen auf der „Gerlingwache“. 18 Jahre alt, nicht
volljährig, Oberwachtmeister im Praktikum. Meine Uniform war nicht nur Grün, ich hatte auch die gleiche Farbe hinter meinen Ohren. Von der Entführung habe ich
eigentlich nichts mitbekommen. Geheimsache. Das zum damaligen Informationsfluss innerhalb
einer Polizeibehörde.
Aber viel, viel später in meiner Rolle als Leiter der
Pressestelle antworteten viele älteren Kriminalbeamte kurz vor ihrer
Pensionierung auf meine Frage nach ihrem größten Fall: „Die Entführung von Theo
Albrecht.“ Der spätere Leiter der Mordkommission Klaus M. hatte viele
Geschichten aus den 17 Tagen der
Fahndung nach den Entführern auf Lager. Manche sind echt lustig. Theo Albrecht lud nach seiner Befreiung viele
Jahre lang immer zu Weihnachten Mitglieder der Ermittlungskommision auf Kaffee
und Christstollen ein. Da ein Kollege keinen Kaffee mochte, musste er den
Kuchen trocken essen. Ein Ersatzgetränk gab es nicht. „Mir klebte ständig der
ALDI-Stollen unter dem Gaumen.“
Die Couch, unter der angeblich im Polizeipräsidium das
Lösegeld zwischengelagert worden war, rettete ich später vor dem Sperrmüll.
Erst jetzt habe ich von der damaligen Ex-Chefsekretärin des Polizeipräsidenten
erfahren, dass dies nur ein Gerücht sei. Auf dem Sitz- und Liegemöbel, das
jetzt mein Zimmer ziert, schlief damals im Dienstzimmer des Vizepräsidenten
ein hochrangiger Kriminalbeamter aus München, den der Polizeipräsident Hans
Kirchhoff aus der bayrischen Landeshauptstadt zur Unterstützung angefordert
hatte. Na ja, immerhin.
In der neuen Reihe „Der Gerichtsreporter“ der Funke
Medien Gruppe berichtet der langjährige Gerichtsreporter und frühere Polizeireporter Stefan Wette im
Podcast über interessante Kriminalfälle. Einer handelt von der Entführung von Theo Albrecht. Hier geht’s zum Podcast:
https://www.der-gerichtsreporter.de/ein-leben-im-versteck/
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