„Es geht in der Corona-Krise um Leben und Tod“, sagt der
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Ja, er hat recht. Ich meine jetzt nicht das Sterben aufgrund einer
Virusinfektion. Das ist traurig genug. Ich meine gesellschaftliche
Einschränkungen im Zusammenhang mit diesem Thema.
Väter können und dürfen nicht mehr bei der Geburt ihrer
Kinder dabei sein. Der Kreißsaal bleibt nur für die unmittelbar Beteiligten
geöffnet. Einen Satz lese ich heute in der Tageszeitung häufig. Und zwar auf
den Doppelseiten der Todesanzeigen. „Die Beisetzung hat aufgrund der momentanen
Situation im engsten Familienkreis stattgefunden.“ Einige Familien fügen hinzu:
„Die Trauerfeier wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.“ Besonders hat
mir gefallen: “Olli würde schmunzeln.“
Ja, ich bin ein Befürworter davon, dass beim letzten Gang
viele Verwandte, Freunde, Nachbarn und Wegbegleiter des Verstorbenen dabei
sind. Wenn Arbeitskollegen sterben, wird die Trauerfeier im Anschluss bei Kaffee und
Kuchen zum Veteranentreffen. Dann darf nach den Tränen auch wieder gelacht
werden. Ein Teil der Trauerbewältigung.
Margot Käßmann, die Pfarrerin und ehemalige Bischöfin,
schrieb in ihrem Buch DAS ZEITLICHE
SEGNEN: „Da ist es schön, Menschen wiederzusehen, die Du lange nicht
gesehen hast. Es ist eine Feier in Respekt vor den Toten, aber auch für die
Lebenden.“ Der Satz der Mutter am Abend der Trauerfeier und Beerdigung für
ihren achtjährigen Sohn Moritz, meinem kleinen Freund, klingt für mich immer
noch nach: „Es war ein schöner Tag.“
Der Tod hat schon zwei Mal nach meiner, nach unserer Hand
gegriffen, 1978 beim Badeunfall unseres Sohnes Axel, 1981 bei meinem
Hubschrauberabsturz und ein bisschen auch
bei meinem Infarkt 2015 in Wien. Aber dann hat er sie wieder
losgelassen, Gott sei Dank. Seit vielen Jahren beschäftigte ich mich mit ihm und habe Gevatter
Hein zu meinem Freund erklärt. Vielleicht aus Dankbarkeit oder aus rein egoistischen
Gründen. Dann lässt er mich noch ein bisschen länger im Irdischen, denke ich.
Aber manchmal ist der Tod auch ein großes Arschloch. Immer
dann, wenn er die Kinder, wie Samantha und Moritz, holt oder Menschen ganz
plötzlich aus dem Leben reißt, wie unseren Piloten und Polizeikollegen Rolf
damals im Wald bei Paderborn. Er kann aber auch sehr sanft sein, so wie bei meiner
Mutter. Sie legte sich noch einmal vormittags ins Bett, weil es ihr nicht so
gut ging und schlief mit ihren 89 Jahren ein. Für immer.
Gestern ist Kurt gestorben. Auch er muss nun im ganz kleinen
Kreis verabschiedet werden. Schade, es wird kein Veteranentreffen geben.
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