Sonntag, 1. März 2020

Alexander Nübel - Fußballtragik eines jungen Mannes


Ein Fußballtorwart kann zum Helden oder zu einer tragischen Figur werden. Wir erleben es zurzeit „auf Schalke“. „Toni, Du bist ein Fußballgott“, schrie der Reporter Herbert Zimmermann 1954 ins Radiomikrofon. Deutschland wurde Weltmeister. Jahre später. Die Experten wählten Manuel Neuer dreimal zum Welttorhüter. Helden! Der letzte Mann auf dem Fußballplatz entscheidet häufig über Sieg oder Niederlage. Seine zehn Vorderleute dürfen Fehler machen. Die Auswirkungen sind meist nicht so spielentscheidend. Aber der Torwart? Ein Fehlgriff entscheidet oftmals über Sieg oder Niederlage.


Wir erleben gerade, wie ein junger Torwart zu einer tragische Figur im Fußballgeschäft wird. Gestern Abend nach dem Spiel in Köln, das 3:0  verloren ging, hatte er Tränen in den Augen. Dabei verlief seine Karriere bisher steil bergauf. Der 23-Jährige fiel vor Jahren den Scouts beim  „kleinen“ Bundesligisten FC Paderborn, seinem Geburtsort, auf. Er wechselte schon kurz danach zum Traditionsverein FC Schalke 04. Und hier gelang im ebefalls etwas Ungewöhnliches. Er verdrängte den Stammtorwart. Alle glaubten, hier in Gelsenkirchen wächst der neue Welttorwart heran.

Dann der sportliche Schock in der laufenden Saison. Alexander Nübel gibt seinen Wechsel zum Spitzenclub Bayern München bekannt. Beginn der Tragik.

Dort steht noch der genannte Welttorhüter Manuel Neuer, auch ein Ex-Schalker, zwischen den Pfosten. Alle fragen sich, was Nübel dort jetzt schon soll? Sind es die Euro-Millionen? Er wird dort zunächst auf der Ersatzbank Patz nehmen müssen.

Die Fans des blau-weißen Clubs sind sauer auf den jungen Mann. Verständlich. Aber sie halten sich mit öffentlichen Schmähungen noch zurück. Die sind in den Stadien nicht unüblich. Gerade in den legendären Kurven. Der Paderborner bleibt für den Schalke-Trainer die Nummer 1. Nur einmal durfte er nicht auf den Rasen, als er nach einem üblen Foul für drei Spiele gesperrt wird. Sein Ersatzmann patzt danach ebenfalls. So kommt Alexander nach Ablauf der Sperre wieder ins Tor. Und er macht Fehler. Ist der Druck zu groß? In den Foren des Internets  wird jetzt öffentlich seine Ablösung gefordert und gepöbelt.

Gestern der tragische Höhepunkt. Das Spiel gegen den FC Köln war schon längst verloren, als 10 Minuten vor Schluss dem Keeper Nübel ein ganz leichter Torschuss durch die Hände flutscht und er sich den Ball danach durch die Beine hinter die Linie haut. Slapstick nennen das die Kommentatoren. Die mitgereisten Schalke-Fan pfeifen ihren Torwart aus und skandieren: Nübel, raus! Nübel, raus!

Nach dem Schlusspfiff ist der so Gescholtene ganz alleine. Seine Augen sind feucht. Wird ihm jetzt erst bewusst, was in den letzten Wochen passiert ist, trotz der tröstenden Umarmungen seiner Mitspieler?


Die Causa „Nübel“ hat ihren tragischen Höhepunkt erreicht. Ich wünsche dem jungen Mann, dass er aus diesem tiefen sportlichen und menschlichen Tal hinauskommt. Seine Berater, die den Deal mit dem bayrischen Club eingefädelt, abgeschlossen und sich bestimmt auch einiges vom Millionenkuchen in die Tasche gesteckt haben, sollten sich schämen. 
P. S. Ich denke an Robert Enke.

1 Kommentar:

  1. Gute berüllt, Löwe, mehr ist dem nicht hiunzuzufügen. Ich schließe mich vor allem deinen menschlichen Wünschen an und drücke dem jungen Mann die Daumen.

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