Als ich 1971 als junger Schutzmann nach Essen kam, gab es in der Stadt kein Rathaus. Die
Verwaltungsdienststellen waren über das ganze Stadtgebiet verteilt.
Von Essen
kannte ich als gebürtiger Gelsenkirchener nichts. Den ersten wichtigen Ort im
Bezirk „meiner Gerlingwache“, den mir die älteren Kollegen („Bärenführer“)
zeigten, war eine ganze Straße. Die
Stahlstraße.
Stahlstraße - im Hintergrund das Rathaus
Das Haus, in dem sich die "Puffwache" befand - unten links
Zurück zum Geburtstagskind. Die Alten sprachen davon, dass das alte, schöne Rathaus in der Innenstadt nach dem Krieg abgerissen wurde. Eines der wenigen Gebäude, die den Bombenangriffen der Alliierten stand hielt. An dieser Stelle stand jetzt ein viereckiger Klotz. Das Kaufhaus Wertheim. Die Innenstadtstadt lag zu 90 Prozent in Trümmern, den Rest erledigten nach dem Krieg die Stadtplaner. Eine von vielen architektonischen Nachkriegssünden.
Kirmes auf dem "Berg"
Auf dem Ribbeckplatz, wo jetzt das „neue“ Rathaus steht,
habe ich noch eine Kirmes erlebt, nicht weit von der Wache entfernt. Auf der
Schützenbahn unterhalb fuhr die Straßenbahn. Und wenige Jahre später begannen
die Bauarbeiten für das Rathaus. 1979 war es fertig. Da war ich schon nicht
mehr auf meiner geliebten „Gerlingwache“, sondern als junger Kommissar in
Steele und beim SEK.
Die zarteste Versuchung
Aber mit ein wenig Lokalpatriotismus schaute ich auf die
neue Amtsstube der Stadt. Es wurde eher für unsere Verhältnisse ein
Wolkenkratzer: Stahl, Glas, Beton. Höhe 106 Meter, umbauter Raum 330.000
Kubikmeter, 69.000 Quadratmeter Bürofläche für bis zu 1.900 Arbeitsplätze, ein
fantastischer Rundblick aus der 22. Etage.
Einst das höchste Rathaus in Deutschland
Schildbürgerachitekten waren allerdings
auch am Werk. Der Haupteingang musste ständig geschlossen bleiben. Wegen der
Fallwinde. Da flogen die Röcke hoch. Wie am Flatiron-Gebäude in New York. Weltstadtfeeling.
Und Kunst am Bauwerk? Laserstrahlen schossen vom Dach aus in den Nachthimmel.
Aber nicht lange. Die Piloten der Flugzeuge im Anflug auf Düsseldorf fühlten
sich gestört.
Tausende tanzten bei der Loveparade 2007 ums Rathaus
Am 7. Juli 1990 kam das Rathaus in die Schlagzeilen: „Geiselnahme
im Ratstrakt am Geburtstag der Oberbürgermeisterin.“
Viele Essener finden den Glaskasten nicht schön. Ich bin da
anderer Meinung. So schlecht ist das Rathaus dann doch nicht geworden. Ich mag
es.
Happy Birthday zum 40sten, Essener Rathaus
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