Beim Besuch meiner Eltern vor Jahren lagen meist Briefe mit
schwarzem Rand auf der Küchenanrichte. Und sie berichteten dann von den
Beerdigungen der letzten Tage. Für mich war dies alles andere als spannend. Und
jetzt im gleichen Alter wie meine Eltern seinerzeit?
Vorgestern begleiteten meine Frau und ich mit einer handvoll
Mitarbeiter der McDonald’s Kinderhilfe Brigitte W. auf ihrem letzten Gang. Sie
starb einsam, ohne Mann, ohne Kinder, ohne Bekannte und Freunde. Sie liegt
jetzt anonym auf dem Parkfriedhof. Keiner von uns kannte sie persönlich.
Gestern genau das Gegenteil. Die Kirche und der Friedhof
waren voller Menschen, viele in blauer Uniform. Denn Wilhelm Aufmhof war
Polizist, wie auch seine Tochter und sein Schwiegersohn. Der 62-jährige starb
nur 52 Tage nach seiner Pensionierung den plötzlichen Herztod in den Armen
seiner Frau. Seine Tochter Svenja nahm mich am Grab weinend in den Arm. Ein
Satz des Pfarrers ist bei mir ganz besonders hängengeblieben. Am Beispiel von
Michael Endes „Lukas der Lokomotivführer“ sagte er: „Der Tod ist ein
Scheinriese! Stellen wir uns ihm. Dann verliert er seine Kraft.“ Mach’s gut
Willi…
Eine kleine Trauerdelegation bei Brigitte
Knapp drei Monate nach seiner Pensionierung starb Wilhelm
Die große Anteilnahme spricht für die Beliebtheit von Willi Aufmhof
© uk-Fotos
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