Montag, 8. November 2021

Schneeballwurf führte zum Todesurteil

Weil der Junge einen Schneeball auf ein Mädchen schmiss, musste er sterben. Diese Geschichte beschreibt die Ideologie der schwarz gekleideten Mörderbande mit dem Totenkopfemblem an ihren Uniformen und Mützen. Heinrich Himmler wollte in der „Wewelsburg“ nahe Paderborn eine Kultstätte als „Mittelpunkt der Welt für seine SS“ schaffen. Er berief sich auf krude Verschwörungstheorien und das Germanentum. Hier in Büren sollten seine Männer unter anderem geweiht und ihre Asche nach dem Heldentod in einer Gruft aufbewahrt werden. 

Die Wewelsburg heute

Für die Umbauarbeiten des Renaissanceschlosses aus dem 17. Jahrhundert ließ er eigens ein Konzentrationslager nahe der Burg einrichten, das kleinste im damaligen Deutschen Reich und das einzige in Nordrhein-Westfalen. Von den knapp 4000 Menschen starben 1285 an den harten Arbeitsbedingen, Misshandlungen und den unmenschlichen Umständen. Das KZ „Niederhagen“ war auch Exekutionsstätte mit eigenem Krematorium.

Arbeitskleidung als Demütigung

Hier wurde ein Junge ermordet. Seine Name: Günther Ransenberg, 15 Jahre alt. Er war das dritte von sechs Kindern einer jüdischen Familie aus dem Sauerland. Der Junge trug den gelben Davidstern, der ihn und viele andere Menschen, die dem Nazisystem nicht genehm war  brandmarkte. Im März arbeitete er zwangsweise in einer Kolonne beim Eisenbahnbau in der Nähe des elterlichen Wohnortes. Es war Winter - es schneite.

In der Frühstückspause warfen die jungen Burschen und Männer aus Übermut Schneebälle auf  vorübergehende Mädchen. Noch am gleichen Tag nahm die Gestapo den 15-Jährigen fest, er war ja als „Täter“ an seinem gelben Stern schnell ausgemacht.   Sie  brachten ihn KZ Niederhagen nach Büren. Und jetzt geschieht das Unfassbare. Günther wird hingerichtet. In der standesamtlichen Urkunde heißt es amtlich: „Erhängung auf Anordnung des Reichsführer SS.“ Ein Schneeballwurf auf ein so genanntes arisches Mädchen und die Religion seiner Familie kosteten ihm sein junges Leben.

Das Leiden der Familie ging weiter. Zwei Wochen nach dem Tod von Günther starb die Mutter Mathilde (43) an Herzeleid. Der Vater Jacob kommt mit den drei jüngsten Kindern zunächst ins KZ- Theriesenstadt, danach nach Auschwitz. „Gestorben am 1. August“, ergeben spätere Recherchen. Wir wissen, dass sie nicht einfach starben. Die Menschen, darunter Greise, Frauen, Kinder, wurden vergast, erschossen oder zu Tode geprügelt. Nur die beiden ältesten Kinder der Familie Ransenberg überlebten das grausame Regime.  Ihnen gelang die Flucht ins Ausland.

Der Lagerkommandant des KZ Niederhagen, Adolf Haas sagte einmal auf dem Antreteplatz: „Ich bin der Herrgott von Wewelsburg.“ Leider konnte er nie zur Rechenschaft gezogen werden. Er verschwand nach dem Zusammenbruch des "tausendjährigen Reiches" spurlos.

Vor der Befreiung des Lagers durch amerikanische Soldaten im April 1945, sprengten SS-Männer die Wewelsburg. Die Zerstörung gelang nur teilweise.

Die Erinnerung für das unfassbare grausame Unrecht mit Millionen von Toten im Namen Deutschlands bleibt für immer. 

Quellen: 

LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

http://s-ann.blogspot.com/2013/07/wewelsburg-beautiful-place-with-evil.html

https://www.wewelsburg.de/de/kreismuseum-wewelsburg/geschichte-der-wewelsburg.php

https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=402&url_tabelle=tab_medien

 

 

 

 

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