Heute vor 56 Jahren wurden West- und Ostdeutschland durch
eine Mauer getrennt. Meine Familie ebenfalls. Wir hatten hier im Ruhrgebiet
unseren Lebensmittelpunkt. Die Eltern meines Vaters wohnten in der DDR
(Mecklenburg) in dem kleinen Städtchen Malchow direkt am Fleesensee, meine Großeltern
mütterlicherseits in Wanne-Eickel. Und so hießen sie dann auch für uns Kinder,
Oma und Opa „Malchow“ sowie Oma und Opa „Wanne“. Vor dem Mauerbau verbrachten
die Großeltern-West immer die Sommerferien bei den Großeltern-Ost und nahmen
einen oder zwei von den vier Enkeln mit. 1961 war ich dran. Es waren herrliche Aufenthalte
dort an der Mecklenburgischen Seenplatte mit eigenem Bootssteg. Mein Opa „Wanne“ nahm mich häufig
ganz früh morgens mit zum Angeln. Wir gingen auf Hecht, Aal oder Barsch, wie es
in der Anglersprache heißt. Unser größter Fang war ein fast 5 Kilo schwerer
Hecht, der auch gleich auf den Mittagstisch kam, zubereitet von Oma „Malchow“. Für
mich als Achtjährigen eines der größten Ferienabenteuer. Wir hatten ein
Riesenmonster gefangen.
Doch 1961 war alles anderes. Mein schwerhöriger Opa „Malchow“
saß mittags im Wohnzimmer vor dem Radio, die Hand knickte seine Ohrmuschel nach
vorne, um so besser lauschen zu können. Und dann der Satz, an den ich mich noch
gut erinnern kann:“Die Grenze ist zu. Ulbricht hat eine Mauer gebaut.“ Später
erfuhr ich, dass meine Eltern höllische Angst hatten, dass wir nicht mehr aus
der DDR rauskommen würden. Das war dann allerdings nicht der Fall. Alle
Westdeutschen durften wie geplant zurück.
Über hundert Menschen starben bis zum Fall der Mauer 1989 auf
der Flucht durch den so genanten Todesstreifen von Ost nach West. Die genaue
Zahl ist nicht bekannt.
Petri Heil - Mit meinem Opa "Wanne" und dem Monsterhecht
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