Donnerstag, 5. September 2024

Leseratten und Dorfdeppen

 

Ich bin eigentlich keine Leseratte. Also, was Romane betrifft. Eher Sachbücher. Am besten die, die man nicht in einem durchlesen muss. Vor langer Zeit hat mir ein Polizeikollege ein Buch empfohlen und gleich in die Hand gedrückt. „Das Buch ist etwas für dich.“ Natürlich ein Thriller – ein Krimi, der in Tokio spielt. Ein Mädchen (7) wird entführt und später ermordet aufgefunden. Der Täter verschwindet mit dem Lösegeld. Der Fall bleibt ungelöst.  Ein sog. Cold Case.

Im Mittelpunkt der Geschichte der Polizeisprecher eines kleinen Polizeireviers. Sein Name: Yoshinobu Mikami

Vierzehn Jahre später verschwindet auch seine Tochter. Die Jagd beginnt. Passt, denke ich. Und fange an. Der Nachteil. Das Buch hat knapp 760 Seiten und ganz viele japanische Namen. Drei Versuche liegen hinter mir. So bis Seite 50 bin ich jedes Mal gekommen. Dann der Abbruch, weil mich andere Dinge und Interessen trieben. 

 

"64" von Hideo Yokoyama erschienen im Atrium Verlag Zürich

Kurze knappe Statements. Meist in den sozialen Netzwerken. Facebook, Instagram und jetzt sogar TikTok. Da werde ich fast schon zum Missionar. Wie sagte einst jemand über die digitale Welt. Früher hatten die Dorfdeppen einen begrenzten Raum, heute treiben sie sich im Netz herum. Ich fordere eine TikTok-Polizei. Aber bis die Politik reagiert, haben die Deppen längst die Welt erobert.

Ich glaube, ich starte im nächsten Urlaub den vierten Leseanlauf - im Strandkorb an der Ostsee. Das Handy bleibt aus. Aber wahrscheinlich reicht der Kurzulaub für die 760 Seiten nicht aus.  


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