Samstag, 4. April 2020

Gut behütet oder auf gute Nachbarschaft


Letztens grüßte mich ein Nachbar nicht. Dann blieb er stehen, drehte sich abrupt nach mir um, um sich gleich zu entschuldigen: „Oh, ich habe Sie nicht sofort erkannt. Man sieht Sie ja nur mit Hut, Mütze und Kamera.“ Ja, ich laufe gerne behütet durch die Gegend. Das hat ja vielleicht etwas mit meinem haarlosen Kopf zu tun. Gestern habe ich einen meiner Hüte mal ganz anders platziert. Bitte, bleibt mit dem Arsch zuhause!
Das Foto dazu entstand aus einer guten Laune heraus in Berlin 2009. Und genau dort habe ich im Bus der Linie 100 diesen Hut für einen kurzen Moment abgenommen und glatt in der ersten Reihe des Doppeldeckers vergessen. Getrennt, für immer, so mein erster Gedanke, nachdem ich den Verlust bemerkte.
Meine Mützen- und Hutkollektion
Ich habe mich dann von Essen aus an das Fundbüro der Berliner Verkehrsbetriebe gewandt und nach meinem vergessenen Teil gefragt. Bingo. Der Hut wurde von einem ehrlichen Finder abgegeben. Die nette Dame fragte dann, wie Hut und Besitzer zusammenkommen könnten. Na ja, für eine Reise nach Berlin, obwohl immer eine wert, war es dann doch zu weit. Sie bot mir die Zustellung per Post an, aber gleich mit dem Zusatz im berlinerischen Dialekt: „Junger Mann, ik sach Ihnen gleich, dat kostet wat. Wahrscheinlich mehr, als dat Teil wert is.“ Verpackung, Bearbeitungs- und Postgebühren. Menschen aus Berlin und dem Ruhrpott sprechen ja irgendwie die gleiche schnoddrige Sprache. „Is egal, schick dat Teil rübber“, war meine Antwort. Der Hut kam liebevoll eingepackt ein paar Tage später wohlbehalten in Essen an. Na gut, die Transaktion übersteigerte tatsächlich den Zeitwert des Hutes. Ich laufe wieder wohlbehütet durch meinen Stadtteil. Und die Moral von der Geschichte:  
Jetzt klappt es auch wieder mit dem Nachbarn.

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