Mittwoch, 27. Juli 2016

Kindermund und Kunst



Mir gefällt das Foto der Fotografin Kerstin Kokoska, gestern erschienen in der WAZ und NRZ,  eigentlich besser als das abgelichtete Kunstwerk. Da ist wenigsten noch ein Mensch drauf. Aber über Kunst kann man ja bekanntlich streiten oder auch nicht. Mir fiel spontan beim Zeitungslesen eine Geschichte ein, die sich vor rund 40 Jahren ebenso im Folkwang Museum ereignete.
An einem regnerischen Tag standen meine Frau und ich gemeinsam mit unserem Sohn Axel, damals 4 Jahre alt, im Essener Vorzeigemuseum vor einem riesigen Kunstwerk von Frank Stella, amerikanischer Bildhauer und Objektkünstler, ein abstraktes schwarzes Streifenbild, 2,2 Meter mal 2,8 Meter groß (siehe Link)
Während wir noch über das Bild „fachsimpelten“, schaute uns Axel von unten fragend an: “Wo ist denn das Bild?“ Kindermund tut Wahrheit kund? Aber wie gesagt: Über Kunst kann man streiten oder auch nicht.


http://sammlung-online.museum-folkwang.de/eMuseumPlus?service=direct/1/ResultLightboxView/result.t1.collection_lightbox.$TspTitleImageLink.link&sp=10&sp=Scollection&sp=SfilterDefinition&sp=0&sp=0&sp=1&sp=Slightbox_4x5&sp=20&sp=Sdetail&sp=0&sp=F&sp=T&sp=30






Mittwoch, 20. Juli 2016

Offener Brief an Petra Hinz



Liebe Petra Hinz, ich bin stinksauer auf dich, weil ich dich gewählt und als Volksvertreterin nach Berlin geschickt habe. Meine Stimme entziehe ich dir hiermit symbolisch. Mir wären dein Abi und dein Staatsexamen vollkommen schnuppe gewesen. Du hast nicht nur mich getäuscht, sondern viele deiner Wähler und deiner Parteifreunde. Und der SPD mit der Lüge in deiner Biographie einen Bärendienst erwiesen. Unabhängig davon noch Wasser auf die Mühlen der Politikverdrossenen geschüttet, die schon immer glauben, dass alle Politiker korrupt sind. Deine Erklärung über den Rechtsanwalt ist mehr fadenscheinig („In der Rückschau vermag Frau Hinz …die Gründe der unwahren Behauptung nicht erkennen“). Sag doch einfach: Ich habe getäuscht und mir so einen Vorteil in meiner politischen Karriere verschaffen wollen.
Wahrscheinlich wird die Lebenslüge strafrechtlich keine Relevanz haben, obwohl viele Bürger das glauben. Eigentlich tust Du mir schon wieder Leid. Dein Gesicht kannst Du nur wahren, indem Du freiwillig auf alle erworbenen finanziellen Ansprüche verzichtest (vielleicht als Spende an deine Partei oder an eine karitative Einrichtung) und einen beruflichen Neustart wagst. Ansonsten wirst Du als Pinocchio-Petra oder Petra von Münchhausen in der Geschichte deinen Platz finden.

Dein enttäuschter Wähler Uwe


 Petra Hinz - Foto © SPD-Essen

Sonntag, 17. Juli 2016

Drache Viktor beschützt das Hundertwasser Haus



 „Das ist der Drache Viktor. Wir nennen ihn auch Fundanzi, er ist ein Helfer und Beschützer. Der Drache hat mir sehr geholfen, als ich hier sein musste. Nun soll er anderen auch helfen.“ So beschreibt Julian (11) aus Berlin sein kleines Kunstwerk.
 Hier bedeutet für den kranken Jungen das Hundertwasser Haus im Grugapark. Die anderen sind die vielen kranken Kinder und Angehörigen, denen das Haus während der Behandlungszeit  einen Aufenthalt bietet. Ein Zuhause auf Zeit. Der 11-jährige Julian wohnte fast sieben Wochen lang in der Einrichtung der McDonald’s Kinderhilfe. Julian hat den Drachen, in dieser Zeit erschaffen, mit Unterstützung seiner Zwillingsschwester und seinen Eltern, die im Wechsel in einem der 17 Appartements wohnten.
 Viktor fliegt jetzt um das bunte Haus, immer auf der Hut.  Julian: “Eigentlich ist Viktor ein netter, liebenswerter Drache, auch wenn er vielleicht nicht so aussieht, aber er soll ja Böses abwehren und die Kinder und deren Eltern beschützen, so wie er es bei mir getan hat.“



Er ist kein Pokemon. Er heißt Viktor und seine neue Heimat ist das Hundertwasser Haus im Grugapark - © uk-Foto


 

Freitag, 15. Juli 2016

FRIEND AND HELPER



Meine Bekannte schreibt aus dem Urlaub eine schöne Geschichte. Als Polizist außer Dienst gefällt sie mir besonders gut. Sabine befindet sich zurzeit mit Mann und Tochter in dem  malerischen Fischerort Looe in Cornwall/ England.

„Wenn einer eine Reise tut. Gestern Abend (14.7.2016) um 23.30 Uhr bringt uns ein freudestrahlender englischer Polizist den verloren geglaubten E-Book-Leser  von meinem Mann Carsten an die Haustür. Nachdem das Gerät von einem korrekten Briten bei der Polizei abgegeben wurde, begann für die Besetzung der Wache von Looe die investigative Arbeit: In den „Kindle“ geguckt und gesehen, dass deutsche Bücher drauf sind. Durch den ganzen Ort gelaufen und Fahrzeuge mit deutschem Kennzeichen gesucht! Halter festgestellt. Meinen Namen auf „Facebook“ eingegeben. Titelfoto von unserem Hotel gesehen. Den E-Book-Leser vorbeigebracht. Fertig! Unglaublich aber wahr!“

Was für eine tolle Geschichte. Da passt doch in Übersetzung des deutschen Leitspruchs aus dem Jahr 1926 „Die Polizei – Dein Freund Helfer“ – „Police – Your Friend and Helper“ besonders gut.

Freundliche englische Polizisten (Foto: wikipedia)


Montag, 11. Juli 2016

Vorbei...



Endlich. Die Fußball-EM 2016 war die schlechteste, die ich je gesehen habe. Es spielte meist ein Team, das wollte, gegen ein Team, das nicht konnte und mauerte. Zum Schluss gewann der Glücklichere. Vielleicht haben wir uns deshalb so über die Huh, Huh, Huh - Isländer - gefreut. Was bei mir hängenbleibt: russische Hooligans, durchdrehende Kommentatoren, überzogenen Vor- und Nachberichterstattung mit Analysen, Packing, ein guter Olli, Kinderverbot auf dem Fußballrasen, bescheuerte Nationalhymnen (…weil ich mir immer die Übersetzungen angeguckt habe), eine deutsche Mannschaft ohne Torjäger, ein kraulender Bundestrainer samt Poldis herrlichem Kommentar, Motten, ein heulender CR7, der am Ende wieder der Alte war.

Na ja, ein paar spannende Momente gab es schon,  aber nicht sehr viele. Freuen wir uns auf die Fußballweltmeisterschaften 2018. Wo ist die noch mal? 


Sonntag, 10. Juli 2016

O Halbmond, ewig sieggewohnt…



Die türkischen Politiker sind schon merkwürdig,  einer davon besonders. Hat Recep Erdogan nicht noch vor ein paar Wochen von elf türkischstämmigen deutschen Politikern eine Blutuntersuchung gefordert, als sie der Resolution zum Völkermord an den Armeniern zustimmten und gewettert. "Manche sagen, das seien Türken, was denn für Türken bitte? Ihr Blut muss durch einen Labortest untersucht werden.“ 
Und jetzt bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Amsterdam starten für die Türkei sieben in Kenia geborene Athleten, zwei Jamaikaner, zwei Äthiopierinnen, jeweils ein Kubaner, Aserbaidschaner und Ukrainer sowie eine Südafrikanerin. Die haben bereits über 20 Medaillen geholt. In den letzten 80 (!) Jahren waren es nur 12.  Da ist es den türkischen Funktionären egal, welches Blut in den Adern der eingekauften Sportler fließt. Herr Erdogan hat sich bislang nicht geäußert. Er hört wahrscheinlich so gerne seine Nationalhymne. Darin heißt es unter anderem: „O Halbmond, ewig sieggewohnt. Scheine uns freundlich […] Dem Heldenvolk, das dir sein Blut geweiht.“ Was soll man dazu noch sagen?



Freitag, 8. Juli 2016

Trauer um Polizisten in Dallas






Wir trauern um fünf getötete Polizisten und deren Familien in Dallas. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Hass erzeugt wiederum Hass. So einfach ist die Formel, im Kleinen wie im Großen. Schwarze werden von Staatsdienern erschossen, Polizisten werden von Heckenschützen getötet. Die Gewaltspirale ist nicht aufzuhalten. Was jetzt in Texas passiert ist, geht auch auf die Kappe der Waffenlobby. Polizisten müssen damit rechnen, dass jeder US-Bürger eine Knarre trägt. Sie reagieren häufig über. Vielleicht aus Angst oder rassistischen Ressentiments. Sie lernen nur mit Härte gegen Straftäter vorzugehen. Und häufig trifft es Schwarze. Deeskalationen oder Nichtschießausbildung stehen offenbar nicht auf dem Lehrplan der Cops, so wie mittlerweile bei uns. Als junger Schutzmann bin ich in den 1970er-Jahren auch mit dieser Hau-drauf-Mentalität groß geworden. "Ein Polizist muss handeln, wenn er gerufen wird. Rückzug ist Feigheit. Gib’s ihm, er hat es verdient. Die Strafe nimmt ihm kein Richter mehr. Du musst immer der Erste sein."  Gott sei Dank hat sich in Deutschland bei der Polizei ein Wandel vollzogen. Ob so etwas in den USA möglich ist, wage ich zu bezweifeln. Schon gar nicht bei solchen Scharfmachern, wie Donald Trump einer ist.


Bilder wie aus einem Krieg: https://www.youtube.com/watch?v=TnqZadaY-yE


Montag, 4. Juli 2016

Führerscheinklasse "einz"



45 Millionen Autofahrer müssen in den nächsten Jahren ihre Führerscheine erneuern lassen. Das berichten heute die Medien. Gut, dass ich dies schon vor einiger Zeit gemacht habe. Ich hätte ja gerne meinen alten grauen Lappen behalten. Warum? Er war ein Unikat. Als ich Anfang der 1970er-Jahre die Prüfung abgelegt habe, war die Einteilung ja noch einfach (wie so vieles). Klasse 1 bis 5 – fertig. Bei der Erweiterung des grauen Führerscheins ist dem Inspektor des Straßenverkehrsamtes ein klitzekleiner Rechtschreibfehler unterlaufen. So hat er meine Klasse 3 mit einem Stempelaufdruck auf die Klasse „einz“ erweitert.

P.S. Weil es so lustig ist, hänge ich mein Führerscheinfoto mit dran. Ich war 16….


Samstag, 2. Juli 2016

Fußball - Polizei - Italien



Das Sommermärchen der Fußballweltmeisterschaft 2006 durfte ich beruflich in meiner Heimatstadt Gelsenkirchen erleben. Live in der Schalke Arena oder beim Public Viewing in der alten denkmalgeschützten „Glückaufkampfbahn“. Die kannte ich noch aus meiner Kindheit. Gelsenkirchener Polizisten haben uns „Polizistenkinder“ oft in ihren Mannschaftswagen zu den Schalkespielen mitgenommen. „Los hinlegen“, hieß es dann, wenn wir durchs Tor fuhren. Da lagen dann ein paar Jungs in kurzen Hosen zwischen den Füßen der Ordnungshüter und kamen so für „lau“ auf Schalke. Zurück zum Sommermärchen. Wir verloren vor 10 Jahren gegen Italien im Halbfinale 2:0 nach Verlängerung. So wie 1970. Das Jahrhundertspiel in Mexiko guckte ich nachts mit Kollegen in der Polizeischule in Bork. Endstand 4:3.
Heute bin ich außer Dienst und wünsche mir endlich mal ein Sieg gegen Italien. Zuhause – auf der Couch.


© Harderfoto/ Gelsenkirchen