Der Denkmalschutz ist aufgehoben und hat grünes Licht für die Bagger gegeben. Die WAZ und NRZ in ihren Lokalausgaben berichten am Wochenende.
Rückblick: Gebaut wurde die Liegenschaft Anfang der 1930 Jahre im Bauhausstil als Unterkunft für Hundertschaften, Polizeireiter, Polizeikrankenhaus und anderen kleineren Einheiten. In einem länglichen Nebenbau zur Straße hin wohnten Polizeifamilien. Nach dem Krieg hieß die Liegenschaft Landespolizeischule für Technik und Verkehr (LPS TuV). Später wurden hier Polizeischüler als Außenstelle der Bereitschaftspolizei Bochum unterrichtet. Aber auch andere Dienststellen waren dort „oben auf dem Berg“, wie anfangs die Essener den Bereich nannten, untergebracht. Zum Ende und vor dem Auszug waren die Gebäude Heimstatt für Spezialeinheiten, Diensthundstaffel, verschiedene Kripo- und Verwaltungsdienststellen. Auch ein Hubschrauberlandeplatz sowie eine Kraftfahrzeugwerkstatt gehörten zum Gelände. Ein idealer Standort.
Die Polizeiunterkunft im Bauhausstil |
Anfang 2000 wurden die staatlichen Baubehörden in NRW aufgelöst. Alle Immobilien gingen in den Bestand des Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) über. Wir erinnern uns. "Privat vor Staat“, lautete das Motto. Der BLB tummelte sich nun im Millionen-Haifischbecken der Branche. Skandale in eigenen Reihen blieben nicht aus.
Während der Bauphase 1930 - 1934 |
Die Liegenschaft an der Norbertstraße 165 gammelte vor sich hin. Bis hin zum Legionellenbefall im Wassersystem. „Die Toilettenspülung erfolgte mit warmen Wasser“, spotteten die Polizisten. Nichts bzw. nur das Notwendigste wurde investiert. Schon damals machte sich in der Polizeibehörde das Gerücht breit: „Das ist ein Spekulationsobjekt in Bredeney. Bald sind wir hier raus.“ Und so kam es.
![]() |
Skizze von Harry Cichon - als Kind in der Unterkunft groß |
2020 der Aus- und Umzug aller Dienststellen in ein anderes denkmalgeschütztes Areal in Wurfweite. In ein Gebäude der ehemaligen Karstadt-Hauptverwaltung kamen rund 1000 Polizeibedienstete unter. Eine logistische Herausforderung. Viele Dienststellen wären lieber in der alten Polizeischule geblieben. Eine Diensthundeführerin: „Jetzt müssen wir unsere Hunde in einer Garage unterbringen. In der alten Polizeischule waren wir im Grünen. Unsere vierbeinigen Kollegen hatten genügend Auslauf.“ Auch für die Spezialeinheiten war das zum Teil ein ideales Übungsgelände.
Nach einigen Jahren Leerstand kaufte die RAG-Stiftung die Gebäude samt Gelände. Gerüchteweise sollen 25 Millionen Euro geflossen sein. Das Areal stand immer noch unter Denkmalschutz. Ein Streit zwischen kommunaler Denkmalbehörde und Denkmalpflege im Landschaftsverband Rheinland begann. Offensichtlich setze sich die untere Denkmalbehörde durch. Was genau mit dem Gelände geschieht, steht noch in den Sternen, schreibt die Zeitung.
Der ehemalige Polizeipräsident von Essen und Düsseldorfm Michael Dybowski: „Die Entscheidung beweist wieder einmal, wie es um das historische Wissen in der Stadt Essen aber auch im Land NRW bestellt ist. Das Gelände und die Gebäude sind nicht nur bauliches Denkmal, sondern auch historisches Denkmal. Hier waren nicht nur nach längerem Barackendasein im Segeroth die Essener Einsatzeinheiten angemessen untergebracht, sondern wurden auch zu Beginn des Krieges drei Polizei-Ersatz-Bataillone aufgestellt, die dann in den besetzten Gebieten im Westen wie im Osten ihr Unwesen trieben. Mit der Aufgabe des Geländes durch das Land NRW hat sich dieses bereits unrühmlich (auch hinterhältig?) aus der Affäre gestohlen.
Was genau mit dem Gelände geschieht, steht noch in den Sternen, schreibt die Zeitung. Fest steht allerdings, dass mit dem Ende des Denkmalschutzes auch ein Teil der Essener Stadtgeschichte, der Polizeigeschichte und der Ideologie des Bauhausstils für alle Zeiten verschwinden.
Persönliches: 1969 habe ich dort meine Aufnahmeprüfung zur Polizei gemacht, 1976 Teil meiner Ausbildung zum gehobenen Dienst für 1 Jahr, 1978 bis 1986 beim SEK. Als Leiter der Pressestelle (1986 bis 2007) unter vier Polizeipräsidenten wurde ich immer wieder mit unserer Polizeischule konfrontiert. Nach der Pension engagierte ich mich dort oben bei der International Police Association (IPA) mit dem Polizeimuseum. Mir „blutet“ mein Polizeiherz.
Fotoimpressionen: