Montag, 27. August 2018

Ein Jungstar mischt die Kunstszene auf

Sein Name klingt wie die Figur aus einem Märchen – Leon Löwentraut. Der Junge aus dem Rheinland – 1998 in Kaiserslautern geboren - ist sieben Jahren alt, als er seine Leidenschaft für die Malerei entdeckt. Wenige Jahre später sagt er: “Ich will einer der bedeutesten Künstler der Welt werden.“
Ein hoher Anspruch. Und er ist auf dem besten Weg dahin. Der Jungstar stellt mittlerweile seine bunten Kunstwerke in der ganzen Welt aus. New York, London, Singapur, Basel, Berlin, Burg Vischering. Burg was? In der münsterländischen Wasserburg eröffnet er gestern seine Ausstellung. Rund 20 Originale sind zu sehen und ruckzuck verkauft, wie fast bei allen seinen Ausstellungen. Der Mitarbeiter der Galerie erzählt mir, dass der erste Besucher im Vorbeigehen das erste Bild, an dem er vorbeigeht, erwirbt. Über 20.000 Euro kostet es.Da drängeln sich noch Hunderte im Innenhof der Burg und warten auf Einlass. Einige darunter, denen man ihr Geld ansieht, an der Kleidung oder den glattgebügelten Gesichtern der Damen. Einige Herren hatten derweil ihre SUV einfach in der Botanik abgestellt. Das disziplinierte Schlangestehen kennen viele von ihnen ebenfalls nicht. Die Kunst zieht diese Menschen wohl magisch an.

Unter den Besuchern sind allerdings auch viele aus der Region. Die meisten wollen den jungen Mann mal aus der Nähe sehen. Sie interessieren sich für seine Kunst und nicht für die Geldanlage mit hoher Renditegarantie.Leon Löwentraut fährt um 17.00 Uhr mit einem grünen VW-Käfer-Cabrio, am Steuer sein Vater, über die Zugbrücke. Er kommt allerdings nicht weit. Menschenmassen versperren den Weg zum Eingang. Der 20-Jährige steigt aus. Er liebt das Bad in der Menge und schreitet in die Burg. Die Show kann beginnen.Ich brauche die Kunst wie die Luft zum Atmen“, sagt er am Mittwoch in der Talkshow bei Markus Lanz. Viel Luft zum Atmen hatten die Besucher in den Ausstellungsräumen allerdings nicht. Dicht an dicht quetschen sie sich an den „echten Löwentrauts“ vorbei und lauschen den Ausführungen der Protagonisten. Ich bleibe mit meiner Frau am Rande stehen und schaue schon mal nach den Notausgängen. Die Angestellten der Galerie kommen mit dem Abhaken ihrer  Listen gar nicht nach. Ein Originalfoto nach dem anderen mit Beschreibung und Preisangabe  wird durchgestrichen. Verkauft. Das teuerste über 50.000 Euro. Der selbstbewusste junge Maler, der durch seine Gesichtrötung ein bisschen schüchtern wirkt, stellt sich den Kunstliebhabern. Nicht ganz so mit voller Wucht wie er malt. Meist nachts und direkt aus der Tube, sondern recht sympathisch. Kein extravaganter , durchgeknallter Künstler. Nein, eher ein ruhiger von seiner Kunst Besessener. Hier ein Selfie da eine Unterschrift. „Ich bin noch lange nicht da, wo ich einmal hin will“, sagt der 20-Jährige. Das nehme ich ihm voll ab. Die Kunstwelt wird noch eine Menge von ihm hören.




















Mittwoch, 22. August 2018

Polizist erschießt 21-Jährigen in ausgebrannter Synagoge

So tragisch würde ein Polizeieinsatz, der sich in der Nacht vom 22. zum 23. August 1958 in der teilweise zerstörten ehemaligen jüdischen Synagoge am Rande der Innenstadt ereignete, heute nicht enden. Ein junger Mann klettert in die Kuppel der in der Pogromnacht vom 9. November 1938 von Nazis angezündeten und ausgebrannten Ruine der jüdischen Synagoge. Er schmeißt wahllos Gesteinsbrocken aus etwa 30 Metern auf den Gehweg und die Straße. In einem Anbau gehen Scheiben zu Bruch.
Anwohner und Gäste einer Gastwirtschaft rufen die Polizei. Hauptwachmeister Johannes G. und sein Streifenkollege vom 1. Polizeirevier machen sich auf den Weg zum Einsatzort. Die Beamten leuchten in die Ruine und entdecken „eine Gestalt“, wie sie später sagen, am Fenster. Auf Zuruf reagiert der 21-Jährige nicht. Unterstützungskräfte werden angefordert, ebenso die Feuerwehr. Diese fährt die Drehleiter aus. Der Bereich rund um die Synagoge wird abgesperrt. Beide Beamte klettern über die Leiter in den „nächtlichen Himmel“, heißt es im Einsatzbericht, und treffen in 30 Meter Höhe im Kuppelumlauf auf den „Störer“. Sie fordern ihn auf, das Steinwerfen einzustellen und drohen den Schusswaffengebrauch an. Später sagen die Beamten: “Wir befanden uns in Lebensgefahr.“ Zwischenzeitlich schießen von unten andere Polizisten Tränengas in die Höhe. Die Wirkung in dem offenen Restgebäude ist gleich Null. Bis auf fünf Meter klettert nun der Hauptwachtmeister L. an den jungen Mann ran. Nach seinen Angaben bückt er sich und greift nach einem größeren Steinbrocken. Hauptwachtmeister G. schießt und trifft. Der 21-Jährige fällt in die Tiefe und stirbt.

Später stellte sich heraus, dass der Getötete aus Bochum stammt, der erst vor kurzem bei Stuckarbeiten an einem Neubau abgestürzt war und sich einen Schädelbruch zugezogen hatte. An dem verhängnisvollen Freitag hatte er Alkohol getrunken.

Johannes Otto, Polizeihauptkommissar a. D. (Spitzname: Der letzte Preuße) hat diesen Fall vor vielen Jahren in einem Aufsatz festgehalten und dazu die Skizze gefertigt. In seiner rechtlichen Beurteilung kommt er zum Ergebnis: Der Schusswaffengebrauch war rechtmäßig. (Quelle/Zeichnung: Johannes Otto, Polizeihauptkommissar a.D., 1911-2001).
Info: In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, während der Novemberpogrome 1938, wurde die Synagoge durch Brandstiftung im Inneren stark beschädigt. Ihr Äußeres blieb dabei fast unversehrt. Aufgrund der massiven Bauweise aus Stahlbeton konnten die Nationalsozialisten das Gebäude entgegen ihren Plänen nicht abreißen, eine Sprengung war wegen der umliegenden Häuser unmöglich. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Bau ohne größere Schäden.Das Baukunstwerk gehört zu den größten und architektonisch bedeutendsten, freistehenden Synagogenbauten Europas aus der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts. Es ist ein einzigartiges Kulturdenkmal. In der Pogromnacht wurde auch die angezündet.  
Am Rande: Später machte folgende Geschichte in der „Gerlingwache“ (Citywache) die Runde. Der Schütze habe Jahre später ein Haus in der Stahlstraße – im Pott heißt das Puff, im Amtsdeutsch Dirnenwohnheim – geerbt, weil er sich liebevoll um die Eigentümerin gekümmert habe. Seine Polizeimütze habe er an den berühmten Nagel gehängt und im Westwald ein Hotel eröffnet.

Montag, 13. August 2018

Wahnsinn


Thilo Kehrer wechselt von Schalke 04 nach Paris. Wo soll dieser finanzielle Wahnsinn im Fußballgeschäft noch hinführen. Ein 21-jähriger junger Mann, der gerade einmal zwei Saisons "auf" Schalke gespielt hat, wird für sage und schreibe 37 Millionen nach Paris verkauft. Zugegeben, er spielt nicht schlecht Fußball. Ein Überflieger ist er allerdings auch nicht. Der Fußball ist schon lange nicht mehr die schönste Nebensache der Welt. Er ist ein knallhartes Geschäft geworden. Hoffentlich platzt diese Blase nicht mal.



Montag, 6. August 2018

Die Hitze...

…macht vielen Menschen und der Natur schwer zu schaffen. Allerorts wird zum Bewässern des Grüns, was davon noch übrig geblieben ist, aufgerufen. Besonders um die Mittagszeit macht man gerne Siesta, wie wir es aus den Südländern kennen. Da hat die mittägliche Zwangspause ja auch eine Berechtigung. Siesta gleich Mittagsschlaf und Hitze abwarten. Am letzten Freitag traute ich in meinem Siesta-Halbschlaf meinen Ohren nicht. War das ein Motorrasenmähergeräusch, was mich aufschreckte? Bis meine Frau rief: „Hörst Du das auch? Da mäht der Nachbar den Rasen.“ Ein Blick aus dem Fenster erbrachte die Lösung. Es war zwar nicht der Nachbar selbst, sondern ein Angestellter eines Hausmeisterservice, der die grün-braune Fläche malträtierte und ihr den endgültigen Todesstoß versetzte. Was soll man dazu noch sagen? Eben, die Hitze…