Freitag, 29. September 2017

Venlo



Venlo wandelt sein Gesicht. Rasendschnell. Früher war die holländische Grenzstadt beliebtes Einkaufsziel von deutschen Zigaretten-, Kaffee- und Rauschgiftkonsumenten. Preiswert und legal. Es sei denn, die Käufe wurden in großen Mengen über die Grenze geschmuggelt. Die alten Gebäude mit ihren Sex- und Coffee Shops an der Maas sind verschwunden. An ihrer Stelle entstehen Neubauten. Das Gebiet um den Hafen ist nicht wieder zu erkennen. Schade, ich vermisse so ein wenig mein altes Venlo. Die Fotos entstanden innerhalb der letzten fünf Jahre. 














Sonntag, 24. September 2017

Kurz und tätowiert



Und schon wieder hat die polizeiliche Administration in Nordrhein-Westfalen einen auf den juristischen Deckel bekommen. Polizisten dürfen kleiner als 1,68 Meter sein. So urteile jetzt das Oberverwaltungsgericht  Münster und gab einem Bewerber (1,66 Meter) recht. Bei weiblichen Bewerberinnen gilt laut Erlass eine Mindestgröße von 1,63 Metern, bei männlichen 168 Zentimetern. Diesen hausgemachten und willkürlichen Unterschied habe ich noch nie verstanden.Die vorletzte gerichtliche Klatsche gab es bei der Ablehnung von tätowierten Polizeibewerbern.
Leben in der Landeshauptstadt die Verantwortlichen hinterm Mond? Auf der einen Seite wird um junge Frauen und Männer geworben, auf der anderen Seite scheitern Interessenten an dem weltfremden Bild der Verantwortlichen. Übrigens, liebe Ministerialbeamte, am Samstag gab es eine Meldung der Deutschen Presseagentur: „Jeder fünfte Deutsche ist tätowiert.“ Nehmt bitte einmal eure konservative Brille ab. Eine gute Polizistin und Polizist darf durchaus ein bisschen kleiner oder tätowiert sein. Auf andere Werte kommt es in dem Beruf an.  



 Wie groß darf ein(e) Polizistin/ Polizistin sein - © uk-Foto

Montag, 11. September 2017

Massen



Ich werde künftig bestimmte Massenveranstaltungen meiden. Nicht wegen der teilweise übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen und den langen Schlangen vor den Eingängen, sondern wegen des Verhaltens vieler Besucher. Gestern auf Schalke gegen VFB Stuttgart.

Wie ein Raumschiff taucht die Schalke-Arena am Horizont auf

Mein Nachbar zur Rechten qualmte eine Zigarette nach der anderen. Der vor und hinter mir auch, so dass ich teilweise schon die Luft anhalten musste. Und das als Ex-Raucher voller Verständnis für diese Sucht.  Alle drei Minuten glotzte der Sitznachbar auf sein Smartphone, wie einst Uli Hoeness bei seinen Spekulationsgeschäften. Meine Nachbarin im blau-weißen Trikot zur Linken, aß während der 90 Minuten ein Bonbon nach dem anderen. Das Papier schmiss sie auf den Boden. Und ein paar WhatsApp-Chats mussten zwischendurch auch sein. Während des Spiels herrschte ständiger Transfer zu den Fress- und Getränkeständen. Ein Zuschauer bekam alle drei (!) Tore unserer Mannschaft nicht mit, weil sie kurz nach Anpfiff der ersten und zweiten Halbzeit fielen (Endstand 3:1). Und das Bier muss dann zwischenzeitlich wieder an einen anderen Ort zurückgebracht werden. 

Der Zuschauer hatte sich gleich drei Becher Bier besorgt


Der ein oder andere machte sich schon 10 Minuten vor Spielende auf den Heimweg. Komisches Fanverhalten. Warum gehen die eigentlich ins Stadion? Ähnliches ist in den Muliplexkinos zu beobachten. Da werden während der Filmvorführungen Unmengen Popkorn aus Eimern gegessen und Cola aus eben so großen Behältnissen getrunken. Knistern, knacken, schlürfen. Und wenn das Licht angeht, sieht der Kinosaal „wie Sau“ aus, wie gestern der Boden der Schalke Arena auch. Ne, da guck' ich mir lieber künftig das Spiel und den Film im Fernsehen an. Oder ich gehe zum Seniorenkino in die Lichtburg. Da ist es ruhig und sauber, weil die Besucher lediglich Kinovergnügen erleben möchten. 
 

Donnerstag, 7. September 2017

Josefine



Seit meinem Hubschrauberabsturz 1981, bei dem der Pilot ums Leben kam,  hat sich mein Verhältnis nach und nach zum Sterben total entspannt. Man muss den Tod nur ins Leben lassen. Dann verliert er seinen Schrecken.

Auf dem Bergfriedhof in meinem Stadtteil habe ich jetzt eine sehr sympathische junge Frau kennengelernt. Die 20-Jährige hat gerade ihre Ausbildung zur Bestattungsfachkraft in einem Werdener Beerdigungsunternehmen begonnen. Dazu ist sie extra aus Herne in den Essener Süden umgezogen.

„Ich muss eben an manchen Tagen in Rufbereitschaft schnell erreichbar sein. Denn gestorben wird ja rund um die Uhr“, sagte Josefine. Die ersten Beerdigungen hat sie schon beruflich begleitet. Und ihr liefen dabei ein paar Tränen über die Wangen, als ein kleines Mädchen am Grab ihrer Oma Abschied nahm. „Der Tod gehört nun einmal zum Leben. Ich habe schon immer gerne Menschen geholfen. Und das kann ich jetzt in meinem Beruf in ihren schwersten Stunden tun.“ 

  Josefine hat einen außergewöhnliche Beruf gewählt (uk-Foto)