Mittwoch, 30. Juni 2021

Die Polizei hoch zu Ross - Geschichte(n)

Eine Anekdote machte damals die Runde. Die Ehefrau vom NRW-Innenminister Dr. Fritz Behrens (1998 bis 2005) soll gesagt haben: „Lass’ die Hände von den Polizeireitern. Das gibt Ärger.“ Gab es auch. Aber nur kurzzeitig. Viele Tierfreunde, Naturschützer, aber auch Polizeitaktiker, bekräftigten die Ehefrau des Ministers, ebenfalls der Essener Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. Es nutzte nichts. 2003 war Schluss.

Essener Polizeireiter an der Messe - Knöllchen für den Falschparker

Die Reiterstaffeln in den einzelnen Polizeibehörden - so auch in Essen - wurden aus Kostengründen aufgelöst. Die Beamtinnen und Beamte bekamen andere polizeiliche Aufgaben. Der Essener Standort mit Stallung und Reitplatz befand sich nach dem Umzug vom Stadtwaldplatz zu diesem Zeitpunkt auf der Stadtgrenze Wattenscheid/ Essen. Sogar in der Wassergewinnungsanlage an der Ruhr gab es eine kleine Außenstelle mit zwei Pferden und uniformierten Reitern.

Die NRW-Polizei hält heute eine Landesreiterstaffel in den Standorten Dortmund und Willich mit 32 Dienstpferden und 42 Polizeireiterinnen / Polizeireitern vor.

Ich habe eine ganz persönliche, enge Beziehung zu Polizeireitern. Groß geworden bin ich in Gelsenkirchen-Buer in der so genannten Polizeistadt direkt neben dem Polizeipräsidium an der Breddestraße. Unser Spielplatz war unter anderem der Heuboden der dortigen Reiterstaffel. Gebannt sahen wir Kinder beim Beschlagen der Pferde zu. Das machten noch Polizisten. Spannend wenn die Hufeisen in der Glut lagen, anschließend bearbeitet und dann den Pferden auf den zuvor geraspelten Hufen angepasst und draufgenagelt wurden. Es roch nach verbranntem Horn.

Grabstätte des Chefs der Gelsenkirchner Reiterstgaffel in Gelsenkirchen-Buer

Wir kannten alle Namen der Pferde - auch die Reiter in Uniform. Es waren ja Kollegen meines Vaters. Der Chef hieß Polizeihauptmeister Fritz Schweingruber, sein Hund Flirti. Und manchmal ging es hoch her. Einmal soll Fritz ein Pferd in die Polizeikantine geführt haben. Der Wallach soff das Wasser unter großem Gelächter aus der Spüle.  Es waren die Zeiten, als Alkohol in Großunternehmen und Behörden ein Nahrungsergänzungsmittel war. Der Polizeipräsident Conrad – genannt der Dicke – war häufig mittendrin, trank gerne Doppelbier. Erst beim seinem Nachfolger Dr. Schermer herrschte striktes Alkoholverbot. Dachte er.  Als der bekannte WDR-Reporter und Pferdeexperte Adi Furler mit dem Polizeipräsident die Reiterstaffel unangemeldet besichtigen wollte, platzten die Beiden in eine feuchtfröhliche Feier. Die Reiter hatten den Ruf, den Staub des Heus mit Bier runterzuspülen, so wie die Bergleute im Revier den Kohlenstaub. So waren die 1960- und 1970er-Jahre.

Na ja, auch aufgeklärt haben wir Polizeikinder uns noch vor der "BRAVO" im Heu. Aber das ist eine andere Geschichte. Eben – alles Polizeigeschichte(n).

 

 

 

Dienstag, 22. Juni 2021

Bevor jemand auf falsche Gedanken kommt

Ich bin zum zweiten Mal auf das Foto („Polizei und Presse“) angesprochen worden: „Der Schriftzug erinnert an die Nazizeit und SS.“ Mag sein. Ist aber historisch falsch.
Der Schriftzug stammt vom Deckblatt einer Festzeitschrift (…Sondernummer der Deutschen Presse) aus dem Jahr 1926 anlässlich der „Großen Polizeiausstellung Berlin“. Also, aus der demokratischen Weimarer Zeit.
Der Spruch „Die Polizei, dein Freund und Helfer“ stammt ebenfalls aus dieser Zeit und wird fälschlicherweise ebenfalls dem Verbrechersystem 1933 – 1945 zugeordnet, weil Himmler ihn missbrauchte. Gute Beispiele, wie uns das Hirn manchmal einen Streich spielen kann.
In der o. g. Festzeitschrift schreibt der damalige preußische Staatsminister des Inneren, Carl Severing (SPD), nach dem die Polizeischule in Münster nach dem Krieg genannt wurde: „ Wer die Gegenwart verstehen will, muss seinen Blick in die Vergangenheit richten, um aus dem Werden der Dinge zu lernen.“ 
Wie wahr…

Sonntag, 20. Juni 2021

Die neue „110“ …

 ..ist auf dem Medienmarkt – gestern als Beilage in WAZ und NRZ. Die Polizei Essen/ Mülheim berichtet über Aktuelles, Neues oder Interessantes aus der Behörde. Im Vorwort geht Polizeipräsident Frank Richter auf die schwere Zeit der Pandemie und die Rolle der Polizei ein.

Ausgabe 12 - Juni 2021

Es wird eine ganz neue Dienststelle als Anhängsel der Leitstelle vorgestellt. „SENTILES“ heißt die neue Aufgabe der sechs Regierungsbeschäftigten. „Sicherheit im Einsatz durch Open-Source-Intelligenz in Einsatzleistelle“. Alles klar? Sechs Regierungsbeschäftigte kümmern sich rund um die neue Aufgabe. Im Text heißt es: „Die Recherche zu einem laufenden Einsatz stellte die Hauptaufgabe dar. Die Informationen, wie sich Personen in den sozialen Medien darstellen oder welche Inhalte sie dort öffentlich machen, kann helfen die Einsatzlage […] noch besser einzuschätzen.“
Eine ganze Dienststelle wird ebenfalls vorgestellt. Na ja, die Hälfte davon. Es sind unsere 14 Diensthunde – 7 Rüden und 7 Hündinnen. Quotenregelung erfüllt. Multitalente auf vier Pfoten.
Wer WAZ oder NRZ nicht im Abo hat, kann sich ja noch schnell am Weltkulturerbe „Kiosk“ oder an der „Tanke“ ein Exemplar besorgen.

Samstag, 12. Juni 2021

Vor 45 Jahren - Polizei und KARSTADT

 Schon erstaunlich, was die Essener Polizei 1976 aus dem Alltagsgeschäft heraus auf die Beine stellte. Eine Dienststelle „Öffentlichkeitsarbeit“ gab es noch nicht. Auf allen Etagen im alten Karstadt-Gebäude am Limbecker Platz war die Polizei für zwei Wochen Gast und konnte sich vielfältig präsentieren, eingerahmt von den chinesischen und bayrischen Gourmetwochen. Heute würden man sagen eine Win-win-Situation. Denn die Polizeiausstellung lockte eine Menge Kunden ins Kaufhaus. Rund 15000 Polizeibroschüren gingen über die Polizeitheken, 6000 Kinder besuchten die Puppenbühne. Eröffnet wurde die Ausstellung vom damaligen Innenminister Burkhard Hirsch, dem Polizeipräsidenten Hans Kirchhoff und städtischer Prominenz.





















Donnerstag, 3. Juni 2021

Zurück in die 80er-Jahre

Die ersten Frauen kamen 1980er-Jahre zur NRW-Polizei. Die damalige Uniform der Männer wurde von Heinz Oestergaard 1971 entworfen. Dunkelgrüne Jacke, beige Hose, Winterparka ohne Dienstgradabzeichen. Ganz dem Zeitgeist geschuldet. Weg von der klassischen Uniform, hin zum zivilen Look. Oestergard war damals Chefdesigner von der Kaufhauskette „Quelle“.

Jetzt mussten aber die Polizistinnen neu eingekleidet werden. Das Land setzte eine Bekleidungskommission ein, bei der die Frauen das Sagen und den Hut auf hatten. Apropos Hut: Die asymmetrische Mütze wurde allerdings von den Polizistinnen abgelehnt und fast nie getragen. Schnell wurde sie durch die schon vorhandene Dienstmütze ausgetauscht.

Heute beschäftigen sich Bekleidungsingenieure mit der Gestaltung und dem Entwerfen von Uniformen. Eine nicht so einfache Mission. Scheiden sich doch bei der Uniform immer noch die Geister.
Fotos (c) Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD)
 

Mittwoch, 2. Juni 2021

Polizeiausrüstung ist Weltspitze

Da möchte ich einmal mit dem Vorurteil, die Polizei sei schlecht ausgerüstet, aufräumen. Keine Polizistin, kein Polizist ist weltweit so gut ausgestattet wie die in Nordrhein-Westfalen.

Fast 8 Kilogramm am Körper

Es ist wirklich beeindruckend, welche Führungs-/ Eínsatzmittel, persönliche Ausrüstungsgegenstände, IT, Waffen, Uniformen, Fahrzeuge etc. mittlerweile den Polizeikolleginnen und -kollegen zur Verfügung stehen. Vom Besen bis zum Hubschrauber. Allerdings gingen einige Prototypen nicht in Serie, wie die abgebildete Mütze. Viele werden sagen: Gott sei Dank.
190 Millionen Euro jährlich investiert die NRW-Regierung in die Beschaffung. Wertvolle Tipps für unser Essener IPA-Polizeimuseum konnten wir jetzt nach dem Besuch des NRW-Landesamtes für Zentrale Polizeidienste (LZPD) mitnehmen. Weitere Infos: https://lzpd.polizei.nrw/