Mittwoch, 25. März 2020

Corona - einer der Alltagshelden


Es ist schon nach 22.00 Uhr am Dienstagabend. Mein Stadtteil Fischlaken im Essener Süden ist schon fast im Tiefschlaf. Schon über Tag ist es hier wegen der Corona-Krise viel ruhiger geworden.
Da höre ich in unserer kleinen Straße ein mir gut bekanntes Motorengeräusch. Es stammt vom Obst- und Gemüsewagen von Günther Bier. Er parkt den offenen Lkw in einer Zufahrtstraße unter unserem Balkon und wartet in der Dunkelheit auf seine Kunden. Eine junge Nachbarin kommt aus dem Nachbarhaus und reicht dem Obstverkäufer ihren großen Einkaufskorb rüber. Sie versorgt sich und eine ältere Dame, die im selben Haus wohnt, mit Obst und Gemüse. Ich frage Herrn Bier, wie es jetzt in der Corona-Krise so läuft. Der 64-Jährige:“ Ich habe noch mehr zu tun als sonst. Die Kunden freuen sich, wenn ich sie direkt an der Haustür beliefere.“

Und das macht er seit über 40 (!) Jahren hier im so genannten Werdener Land. Gerade die älteren Bewohner sind seit vielen Jahren seine Kunden. Manchmal lassen sie einfach aus den oberen Etagen den Korb am Seil hinunter. Oder Günther Bier geht mit vollen Tüten zu den Haustüren.  Als junger Mann, gerade einmal 20 Jahren alt, hat er sein mobiles Obst- und Gemüsegeschäft hier am südlichen Rand des Ruhrgebiets gegründet und die Freude daran nie verloren. Auf die Frage, wie lange er sein Fahrgeschäft noch betreiben möchte, lächelt Günther Bier. „Wenn ich gesund bleibe, noch einige Jahre. Denn erst vor drei Jahren habe ich mir einen neuen Gemüsewagen angeschafft. Der alte „Tamhart“ von Baujahr 1982 hat nämlich den Geist aufgegeben.“
Danke, Günther Bier. Du bist in dieser Zeit einer unserer Alltagshelden.

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