Donnerstag, 8. März 2018

Internationaler Weltfrauentag – Anfänge bei der Polizei


Der Internationale Frauentag wird weltweit immer am 8. März begangen. Wie war es in den Anfängen, als sich der Polizeiberuf für Frauen öffnete? Ein Rückblick.
Ich bin 1969 als 16-Jähriger (!) in eine reine Polizei-Männerwelt eingetreten.  Ausbildung, Streifendienst, Spezialeinsatzkommando. Nur Männer. Erst viel später habe ich mit Frauen zusammengearbeitet.
Bei der nordrhein-westfälischen Schutzpolizei gibt es sie seit 35 Jahren, bei der Kripo schon viel länger. Die ersten uniformierten Frauen hatten es nicht einfach, weil einige „Platzhirsche“ sie grundsätzlich ablehnten. Und sie machten daraus keinen Hehl. In dem Buch „Achtung, Gruga an alle“, in dem Kriminalhauptkommissar Dr. jur. Frank Kawelovski, ein Rückblick auf 100 Jahre Essener Polizei liefert, spricht eine Polizistin offen und ehrlich über Mobbing, Gewalt, Alkoholmissbrauch und Überbehütung durch die Männer. Ein ernüchternder Start ins Berufsleben auf der Innenstadtwache, lautet ihr Fazit.  Die „Balz“, so wie Monika Schumann es sagt, hielt sich in Grenzen. Allerdings wollte man bei einem Gruppenausflug offensichtlich sie und ihre  Kollegin betrunken machen, um sie „zu knacken“. Angeblich wären darauf sogar Wetten abgeschlossen worden. Ein Einzelfall?
Jahre später habe ich eine Polizistin kennengelernt, die mit meinem Sohn die Polizeiausbildung absolvierte und in Essen ihren Dienst begann. „Es war die Hölle. Die männlichen Kollegen benahmen sich uns jungen Frauen gegenüber schroff, unfreundlich, ablehnend. Von partnerschaftlicher Zusammenarbeit keine Spur. Ich wollte schon meinen Lieblingsberuf hinschmeißen.“ Sie war auf der so genannten „Frauenhassertour“ gelandet. Die Dienstgruppe schmückte sich sogar mit dem Titel. Bis heute wird darüber in Polizeikreisen geredet.
Wie in den meisten Berufen werden Partnerschaften am Arbeitsplatz geschlossen. So auch bei der Polizei. Das war nicht immer einfach, weil dadurch in den Gruppen das Betriebsklima litt, wie mir mein Polizistensohn einmal berichtete. Auch soll mancher Streifenwagen zum „Schäferstündchen“ genutzt worden sein. Eine „Frau-Mann-Besatzung“ alleine im Nachtdienst auf Streife dem Sonnenaufgang entgegenfahrend. Durchaus vorstellbar, was da passieren kann, wenn die Hormone verrückt spielen. Wie in anderen Berufen oder Tätigkeiten greift da nicht unbedingt die soziale Kontrolle. Eine polizeiliche Besonderheit allemal. Ein Kollege sagt mir mal: “Meine eifersüchtige Frau war immer unruhig, wenn ich zum Nachtdienst ging. Kam ich morgens später nach Hause, weil ein Einsatz noch nicht abgeschlossen war, gab es Krach.“ Die Ehe ging später in die Brüche.
Mehr als drei Jahrzehnte später. Die Polizistinnen haben mittlerweile in der Männerwelt ihren festen Platz gefunden. Viele Frauen sind in Führungsfunktionen, im 24-Stunden-Wachbetrieb, auf höheren Etagen bis hin zur Spitze als Polizeipräsidentin.  
Meine Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Frauen in den letzten Jahren war überaus positiv. Von einigen kann sich manch ein Mann eine Scheibe abschneiden, so mein Fazit nach knapp 45 Dienstjahren.
 
Heutzutage ein ganz ein normales Bild. Frauen bei der Polizei. Hier zwei Polizistinnen einer Einsatzhundertschaft bei einer Antifa-Demonstration in Wuppertal 2012 
(Foto © Uwe Klein)

Anmerkung: Das Buch „Gruga, an alle“, von Frank Kawelovski, ist im Eigenverlag erschienen, Infos:  https://www.polizeigeschichte-infopool.de/

1 Kommentar:

  1. Ich war damals schon früh auf der Leitstelle. Jedesmal mit einem seltsamen Bauchgefühl, wenn ich eine "Mischbesatzung" zu einer Schlägerei oder sonstigen unbekannten Einsätzen schicken musste. Man hätte ja in den 70ern ausreichend Streifenwagen im Rückhalt. Die Dienstgruppen waren eben größer als heute. So sendete man ( Fürsorglich oder Misstrauisch) einen zweiten Wagen mit. Anfangs normal, heute unvorstellbar 😁

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