Montag, 6. Juli 2020

Namen sind Schall und Rauch - mitnichten

Die Krux mit dem Familiennamen. Mir sagte mal eine Kollegin mit Doppelnamen kurz nach der Heirat: „Nach einer Woche habe ich ihn abgelegt. Er war nicht alltagstauglich.“ Dabei war er noch nicht einmal so lang wie der von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger oder Annegret Kramp-Karrenbauer. Im Boulevard hießen die beiden Politikerinnen dann manchmal abgekürzt „die Schnarre“ oder „die Knarre“. Hilft eine Namensänderung dabei, einfacher durchs Leben zu kommen?

In den USA haben viele Einwanderer ihre Namen geändert und tun es immer noch. Das Namensrecht lässt es zu. Der berühmte Schauspieler Kirk Douglas war ein gebürtiger Issur Danielowitsch Demsky. Charles Bronson hieß ursprünglich Charles Dennis Buchinsky. Und Woody Allen (Foto) kam als  Allen Konigsberg auf die Welt. Selbst aus meinem Namen „Klein“ wurde schon einmal ein „Kline“, weil der Träger seine deutsche Herkunft verbergen wollte. So wurden die Menschen mit ausländischen Wurzeln mit einem Pinselstrich „richtige“ US-Bürger.

Durch Zuwanderung gibt es bei uns immer mehr schwer auszusprechende Familiennamen. Das ist nichts Neues. Ich denke an die Zuwanderer aus Polen ins Ruhrgebiet. Da machten wir Kinder uns schon einen Spaß raus. Schischibowski.

Jeder kennt das gute Gefühl, wenn er mit seinem Namen angesprochen und begrüßt wird. Das ist auch eine Frage der Wertschätzung und Anerkennung. Deshalb mag ich im Berufsleben auch Namensschilder. Sie erleichtern die Kommunikation. Sprecht mal eine Kassiererin mit ihrem Namen an. Die meisten freuen sich. Aber was ist, wenn ich den Namen gar nicht aussprechen kann, beziehungsweise es sehr schwer fällt? Zungenbrecher. Selbst Moderatoren oder Nachrichtensprecher scheitern manchmal daran.

Es gibt Menschen, die stellen andere aufgrund des Aussehens und der Herkunft in eine negativ besetzte Ecke. Bewerber mit fremdländisch klingenden Namen werden erst gar nicht zum Einstellungsgespräch eingeladen. Die Unterlagen von Wohnungssuchenden landen in den Papierkorb. Das ist unfair und auch nicht zulässig. Ist aber leider Alltag.

Anderes Problem. Manch ein Name ist so kompliziert, dass die Gefahr der falschen Eingabe in ein Verwaltungssystem groß ist. Mir ist persönlich ein Fall bekannt, bei dem der Sachbearbeiter einer Wohnungsbaugesellschaft gleich drei Schreibfehler in einen Namen produzierte. Bei einem Wohnungswechsel innerhalb des selben Unternehmens blieb mir folgender Satz in Erinnerung: „Die Familie kennen wir hier nicht.“

Früher passierte so etwas, wenn sich in der behördlichen Lebenskette ein Standesbeamter verschrieb. So wurde mein Onkel Werner als Passenheim geboren und als Pahsenheim beerdigt.

Bei der Polizei gibt es ähnliche Fehlerquellen. Ein Tippfehler auf der Tastatur und jemand fällt bei einer Abfrage durchs Fahndungsnetz. Hat er Pech, ist er drin.

Jeder Mensch sollte das Recht auf Namensänderung in Anspruch nehmen dürfen. Egal aus welchen Gründen.

Im deutschen Recht ist das möglich. Aber es ist die Ausnahme, und dient dazu, im Einzelfall mit dem bisherigen Namen verbundene Behinderungen zu beseitigen. Wenn man zum Beispiel einen frivol oder lächerlich klingenden Namen hat, wie der damalige Handballbundestrainer Werner Vick. Meine Mutter erzählte häufig von einem Herrn Scheißmann. Oder Namen, die in Schreibweise und Aussprache über das Normalmaß hinaus Schwierigkeiten zur Folge haben.

Ich würde jedem eine Namenänderung anraten, wenn die Gefahr der Diffamierung damit verbunden ist. Eine Möglichkeit der Chancengleichheit.

Wer das politisch ablehnt, argumentiert vielleicht unbewusst wie es die Nazis getan haben. Sie wollten keine Namenänderungen, weil „jede Namenänderung die Herkunft der Familie die blutmäßige Abstammung verschleiert.“

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