Freitag, 14. Mai 2021

Offener Judenhass vor Synagoge - Polizeieinsatz in Gelsenkirchen

Vor der jüdischen Synagoge in meiner Heimatstadt versammeln sich nach den Vorkommnissen in Israel/ Gaza am Mittwochabend rund 180 Personen, meist junge Männer, aber auch ein paar Frauen. Sie kommen vom Hauptbahnhof. Hatte sich dort um 17.40 Uhr getroffen und sind zum jüdischen Gotteshaus marschiert.  Hier schwenken sie türkische, palästinensische, algerische und tunesische Flaggen. Und jetzt kommt der eigentliche Skandal: Sie rufen lauthals und immer wieder hasserfüllt im Chor: "Scheiß-Juden, Scheiß-Juden". Die Polizei schreitet dagegen direkt nicht ein, beschränkt sich auf Beweissicherungsmaßnahmen, fertigt später Strafanzeigen und schützt das Gebäude. So weit, so gut. 

Auf eine einschließende Ingewahrsamnahme (ugs. Kessel) zur Personalienfeststellung wird verzichtet. Die Täter können nach etwa zwei Stunden unerkannt verschwinden, nachdem die Versammlung für beendet erklärt wird.

Die jüdische Synagoge in Gelsenkirchen

Die Gelsenkirchener Polizei veröffentlicht in den späten Abendstunden eine kurze Pressemitteilung, spricht darin von „antiisraelischen Rufen“ (!).

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/51056/4914250

Erst durch die Veröffentlichung eines kurzen Videos durch den „Zentralrat der Juden“ auf Twitter und Facebook („Judenhass mitten in Gelsenkirchen vor der Synagoge. Zeiten, in denen Juden auf offener Straße beschimpft werden, sollten längst überwunden sein. Das ist purer Antisemitismus, sonst nichts!“) einen Tag später wird der tasächliche Geschensverlauf deutlich. 

Der Innenminister Herbert Reul begründet die zurückhaltende Taktik mit fehlenden Einsatzkräften vor Ort. Die Polizei sei von der unangemeldeten, spontanen Demonstration überrascht worden, sagt er im Interview dem WDR. Die meisten Medien berichten zwar über den Vorfall, aber ebenfalls zunächst sehr zurückhaltend. Der Wortlaut "Scheiß-Juden" taucht in den Beiträgen nicht auf. Es heißt, die Menge habe antisemitische Parolen gerufen. Erst einen Tag später wird detaillierter berichtet.

Ich möchte nicht vorverurteilen, kenne auch nicht die Einzelheiten, Personalstärken etc. Gelsenkirchen liegt inmitten des Ruhrgebietes. Hätten nicht schneller Unterstützungskräfte aus Nachbarbehörden alarmiert werden können? Innerhalb von zwei Stunden müsste das möglich gewesen sein, so meine dienstlichen Erfahrungen. Intern wird der Einsatz nachbereitet, das ist Standard. Eine öffentliche und politische Debatte muss die Folge sein. 

Ich bin wirklich entsetzt und hätte es nicht für möglich gehalten, dass so etwas 76 Jahre nach Kriegsende und dem Mord an Millionen Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland vor Synagogen passieren konnte.

Polizeipräsidentin Britta Zur äußert sich einen Tag nach dem Vorfall

 P.S.  Die Polizeipräsidentin Britta Zur äußert sich politisch auf „Twitter“. Kein Wort zum Einsatz. Von den Islamverbänden habe ich bislang noch nichts gehört.
Die Polizei meldet gestern kurz und knapp die Identifizierung eines Deutsch-Libanesen (26) und die Einrichtung einer Ermittlungskommission beim "Polizeilichen Staatsschutz".

 https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/51056/4914519

 

 

 

 

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