Sonntag, 16. Mai 2021

„Mein Körper befindet sich in Israel – meine Gedanken in Berlin“

Vor zwei Jahren habe ich in Tel Aviv einen Mann auf einer Studienreise der International Police Association (IPA) durch Israel auf einem Vortrag kennengelernt. Arye Sharuz Shalicar. Sein Name lässt eigentlich nicht auf seine deutsche Herkunft schließen. In diesen Tagen sehe ich sein Gesicht häufiger beim Nahost-Konflikt in den Nachrichten als israelischen Militärsprecher. Er spricht druckreifes Deutsch in die Mikrophone. Kein Wunder, denn der 43-Jährige ist in Göttingen geboren und in Berlin aufgewachsen. Im Kiez, in Wedding. Und hier, wo viele arabische Migranten leben, machte er seine Erfahrungen, als Jude in Deutschland zu leben.

2019 in Tel Aviv - Arye Sharuz Shalicar

Diese hat er in seinem ganz persönlichen Buch „Der neu-deutsche ANTISEMIT – Gehören Juden zu Deutschland?“ niedergeschrieben. Auszug: „Als ich nämlich mit 14 zu ersten Mal von wilden jungen Arabern geschlagen wurde, konnte ich kein Hebräisch, hatte keine jüdischen, geschweige denn israelische Freunde, ging nicht zur Synagoge, feierte keine jüdischen Feste, aß nicht koscher, hatte keinen israelischen Pass […]. “ Er hört Sprüche wie „Alle Juden sollten getötet werden oder Die Juden sind unsere Feinde“.

Als Jugendlicher schließt sich einer deutsch-kurdischen Gang an, spricht wie sie, benimmt sich wie sie und ist in Berlin als Graffitisprüher unterwegs. Sein Glück. Hussein vom berüchtigten E-Zein-Clan, hält die schützende Hand über ihn hält. „Meine Lebensversicherung im Kiez“, wie er sagt. Nach dem Abitur leistet er seinen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr als Sanitäter ab und beginnt ein Studium der Politikwissenschaft, des Judentums und des Islams an der Freien Universität Berlin.

Ein aktuelles Foto von Arye Sharuz Shalicar von seinem Twitter-Account

Mit 24 Jahren wandert der Berliner nach Israel aus, geht zum Militär, wird Offizier, um „ein Leben der Zugehörigkeit zu führen, ein Leben ohne schiefe Blicke, ein Leben als Jude“.

In seinem  Buch rechnetet Arye Aharuz Shalicar auch schonungslos mit den deutschen Medien und der Politik ab. Er schrieb es 2018. In diesen Zeiten ist es aktuell wie nie.

„Der neu-deutsche ANTISEMIT – Gehören Juden zu Deutschland?“, als Taschenbuch erschienen im Hentrich und Hentrich Verlag, Berlin, 16,90 Euro.

 

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