Sonntag, 23. Januar 2022

Heiratsmarkt Polizeipräsidium

Heute würde man dazu Datingplattform sagen. In den früheren  Jahren des 20. Jahrhunderts befand sich so ein Ort am Polizeipräsidium (erbaut von 1914 – 1918) zwischen Hufeland-, Virchow- und Weyerstraße (jetzige Büscherstraße) auf der Stadtteilgrenze in Rüttenscheid und Holsterhausen. Sonntagvormittag spielte zum Frühkonzert die Musik dort auf – die Polizeimusik. Märsche, Ouvertüre, Walter, Potpourris. Und dann schauten zwischen dem angrenzenden Park und dem imposanten Gebäude junge Frauen und Männer vorbei und testeten bei flotter Musik ihren „Marktwerk“. So manche Eheschließung nahm hier am Haumannshof ihren Anfang.

Sonntagsmatinee 1926  am Polizeipräsidium 

Günther Eggert, der langjährige Leiter des Polizeimusikkorps, erzählte gerne davon. Er kam nach dem Krieg als Musiker zur Polizei. Der damalige Polizeichef Neitzel suchte noch einen Hornisten. Den fanden er mit Günther Eggert, der auf der Folkwang Musikhochschule in Essen-Werden das Instrument studierte. So wurde er Polizist und später Chef des Polizeimusikkorps (PMK). In der Hochzeit des RAF-Terrorismus in den 1970 er-Jahren wurden die Beamten schon einmal zur Fahndung herangezogen. Dann wechselten sie das polizeiliche Einsatzmittel. Von der Klarinette zur Anhaltekelle, von der Trompete zur Maschinenpistole. Die musizierenden Beamten wurden nach und nach zu Angestellten. Die Dienstgradabzeichen auf den Schultern der Uniform änderten sich. Von den Sternen zur Lyra. Das Essener Polizeimusikkorps gibt es nicht mehr.

Gibt es bald auch die Polizei im Polizeipräsidium im Rüttenscheider Justizviertel auch nicht mehr? Polizeipräsident Frank Richter plant den Auszug, die Kündigung für 2025 ist an den landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) raus. Das Ministerium hat schon eine europaweite Ausschreibung auf den Weg gebracht, heißt es in den Medien. 

 

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