Es ist schon nach 22.00 Uhr am Dienstagabend. Mein Stadtteil Fischlaken im
Essener Süden ist schon fast im Tiefschlaf. Schon über Tag ist es hier wegen
der Corona-Krise viel ruhiger geworden.
Da höre ich in unserer kleinen Straße ein mir gut bekanntes Motorengeräusch. Es stammt vom Obst- und Gemüsewagen von Günther Bier. Er parkt den offenen
Lkw in einer Zufahrtstraße unter unserem Balkon und wartet in der Dunkelheit
auf seine Kunden. Eine junge Nachbarin kommt aus dem Nachbarhaus und reicht dem
Obstverkäufer ihren großen Einkaufskorb rüber. Sie versorgt sich und eine
ältere Dame, die im selben Haus wohnt, mit Obst und Gemüse. Ich frage Herrn
Bier, wie es jetzt in der Corona-Krise so läuft. Der 64-Jährige:“ Ich habe noch
mehr zu tun als sonst. Die Kunden freuen sich, wenn ich sie direkt an der
Haustür beliefere.“
Und das macht er seit über 40 (!) Jahren hier im so genannten Werdener
Land. Gerade die älteren Bewohner sind seit vielen Jahren seine Kunden. Manchmal
lassen sie einfach aus den oberen Etagen den Korb am Seil hinunter. Oder
Günther Bier geht mit vollen Tüten zu den Haustüren. Als junger Mann, gerade einmal 20 Jahren alt,
hat er sein mobiles Obst- und Gemüsegeschäft hier am südlichen Rand des
Ruhrgebiets gegründet und die Freude daran nie verloren. Auf die Frage, wie
lange er sein Fahrgeschäft noch betreiben möchte, lächelt Günther Bier. „Wenn
ich gesund bleibe, noch einige Jahre. Denn erst vor drei Jahren habe ich mir
einen neuen Gemüsewagen angeschafft. Der alte „Tamhart“ von Baujahr 1982 hat
nämlich den Geist aufgegeben.“
Danke, Günther Bier. Du bist in dieser Zeit einer unserer Alltagshelden.
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