Sonntag, 6. April 2025

Wir sind blutrünstig und Owi lacht

 Vor 50 Jahren. Für die Polizei ist es das Jahrzehnt von „Meyer, Stiefel, Jacoby“. Die drei Verkehrswissenschaftler stellen die These auf: Einem Verkehrsunfall muss eine Vielzahl von folgenlosen Sanktionen entgegenstehen. Nur so können die Unfallzahlen gesenkt werden. Die Politik musste handeln. Es gab nämlich zu dieser Zeit bis zu 21.000 (!) Verkehrstote und Zehntausende Verletzte in einem Jahr in Deutschland. Die Bevölkerung einer Kleinstadt starb auf den Straßen.

Für uns junge Polizisten hieß das in den 1970er.Jahren: Tät, Tät, Tät. Anzeigen, Anzeigen, Anzeigen. Unser damaliger Wach- und Einsatzführer entließ uns in den Nachtdienst mit den Worten: „Wir sind wieder blutrünstig.“ Im Früh- und Spätdienst lautete die Parole: „Owi lacht", pro Beamter mindestens eine Anzeige aus dem Bereich der Hauptunfallursachen (Geschwindigkeit, Rotlicht, Überholverbot etc.) Einsatztrupps "Verkehr" (ET/V) gab es auf jeder Hauptwache. Und manch ein Kollege sah dann schon einmal Rot, obwohl die Ampel noch Gelb zeigte. Die Autofahrer wurden gejagt. 


 Und wer viel an Blut und Owis heranschaffte, der wurde auch schon mal eher befördert. Denn die Vorgesetzten bis hin zum Innenministerium achteten auf die Zahlen. Es gab den so genannten „Schimpferlass“. Die Behörde, die in der Tabelle unten stand, erhielt einen Rüffel aus Düsseldorf. Das war keine gute Zeit – für Autofahrer und Polizei.

Und heute. Die Autos sind sicherer geworden (Rückhaltesysteme, Airbags etc.), das Rettungssystem ist besser, ebenso die ärztliche Kunst etc. Und die Verkehrsdichte nahm immens zu. Im Stau passieren keine Verkehrsunfälle.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verknüpfte die enorme und oftmals übertriebene Verkehrsüberwachung und den Leistungsdruck mit Beförderungen der Polizisten, wie der Artikel in der NRZ vom 5.4.1975 beweist. Und da war etwas dran.




 

Mittwoch, 2. April 2025

„MEIN BRUDER IM GEISTE“

 RTL-Doku über eine tragische Krankengeschichte über Vater, Sohn und Tochter

Damian, Sohn des RTL-Reporters Burkhard Kress (67), starb im Alter von nur 30 Jahren an Magenkrebs. Eine selten, genetisch bedingte Anlage in der Familie. Bevor die Krankheit diagnostiziert wurde, gab es viele ärztliche Fehldiagnosen für Damian. Wer vermutet auch schon bei einem 30-Jährigen diese schlimme Krankheit?

Noch in der Trauerphase bekam auch Vater Burkhard und ebenfalls seine Tochter die gleiche Diagnose. Magenkrebs. Der RTL-Reporter ließ sich von dem renommierten Arzt Prof. Dr. Martin Walz von den Kliniken Essen Mitte (KEM) im Huyssenstift den Magen entfernen. Die vierstündige Operation vor einem Jahr verlief erfolgreich. Aber vor dem komplizierten Eingriff konnte der Journalist den Chirurgen von einer filmischen Begleitung überreden. Der 67-Jährige:“ Als Journalist habe ich viele Reportagen über andere Menschen gemacht, jetzt wollte ich meine Familiengeschichte erzählen.“ Nach ersten Bedenken stimmte Prof. Walz zu und ist mittlerweile von dem Ergebnis begeistert. „Der Film müsste den Grimme-Preis bekommen.“ Die vier Jahre ältere Schwester von Damian lebt mittlerweile ebenfalls ohne Magen.

 

Heute erzählten Burkhard Kress (rechts im Bild) und Prof. Dr. Martin Walz ihre Geschichte auf einer Patientenveranstaltung im Hotel Franz.

P.S. Meine Frau und ich waren Zuhörer. Denn auch mir entfernte Prof. Walz vor viereinhalb Jahren den Magen. Ich fühlte mich heute beim Vortrag so ein wenig wie ein Bruder im Geiste mit Burkhard Kress. Und die gleichen Gedanken wie er nach der Diagnose „totale Magenresektion“ hatte ich auch: Wie? Man kann ohne dem Organ weiterleben? Die Antwort: Ja, sogar mit kleineren Einschränkungen sehr gut. Wir Magenlose können (fast) alles essen und trinken. Eben in kleineren Mengen pro Mahlzeit. Und sehen wir es mal positiv. Nach enormer Gewichtsabnahme im ersten Jahr habe ich nach und nach mein Idealgewicht erreicht.

Hier die bewegende Dokumentation: https://www.youtube.com/watch?v=GcUfvQYDdEc