Wohin mit dem mittellosen Verstorbenen einer Millionenmetropole?
In New York City kommen Arme, Namenlose, Totgeborene auf Hart Island. Die Insel liegt
ganz weit draußen am Rande der Bronx.
Hunderttausende haben auf dem „Potter’s Field“ ihre letzte Ruhestätte gefunden. Strafgefangenen heben die Erdlöcher aus. Die toten Babys werden in Särge von der Größe eines Schuhkartons gelegt und übereinander gestapelt. Erwachsene beerdigt man in einfachen Holzkisten, drei hoch, zwei quer. Das spart Platz. Keine Zeremonie, kein Grabstein, kein Kreuz, kein Kranz, keine Blumen. Die Insel ist Sperrgebiet und darf nur selten besucht werden. Wer es trotzdem tut, riskiert eine hohe Geldstrafe.
Vor Jahren haben sich Menschen zu einem Projekt zusammengefunden
und diesen Armenfriedhof zu einem virtuellen Museum gemacht. Sie unterstützen
Familien bei der Suche nach ihren Angehörigen. Verstorbene nach 1980 sind auf
der Homepage aufgelistet. Aber auch
beeindruckende Fotos und kleine Filme sind zu sehen: https://www.hartisland.net/
Auf der Nachbarinsel „City Island“ habe ich mich 2012 tätowieren lassen. Seitdem ziert die Sonne der „Hopi Indianer“ mein rechtes
Bein. Tommy, der Tätowierer, ein Typ wie aus einem Rockerfilm, führte eine
sensible Nadel und hörte Beethoven. Bei ihm tat es nicht weh. Nach zwei Tagen war die Wunde verheilt.
Erst durch mich erfuhr Tommy, dass jede Woche einmal ein mit Holzsärgen beladener Lkw an seinem Studio zur Anlegestelle der Fähre vorbeifährt. Gleich um die Ecke geht die Reise für die Toten anschließend von City Island nach Hart Island rüber.
1972 sang Alice Swoboda ein Lied über diesen außergewöhnlichen Armenfriedhof
Potters Field:
https://www.youtube.com/watch?v=ey6a4UZXkbU
Textauszüge:
„Die Leute haben mich geschlagen, weil sie mir das Gefühl
gegeben haben, dass ich meine Seele verloren habe. Jetzt wird der Teufel keinen
Deal machen, aber in „Potter’s Field“ wartet ein zwei Meter großes Loch auf
mich. Verbrachte meine Tage als Landstreicher und auf den Ozeanen, auf der
Suche nach dem, wofür es ist, schritt ich durch die Nächte. Ich schlief im
Dunkeln der Bögen, in denen alle Fremden schliefen, sah die Schattenseite des
Landes, als die Sonne auf mich unterging. In Potter's Field findest du mich…
[…]
Unter meinen Raubtieren und Freunden ruhe ich mich aus. Schließe
deine Augen und du kannst das Weinen hören. Vergessene einsame Herzen können
ihren Frieden nicht machen. Höre ungetaufte Seelen, die sich nach Erlösung und
Erleichterung sehnen, die Schattenseite des Lebens und die Schattenseite des
Glaubens. In "Potter’s Field“…
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