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Dienstag, 28. Mai 2019

Israel – Menschen und Gaza


Unsere Reisegruppe besteht aus 29 Kolleginnen und Kollegen der International Police Association Deutschland, ganz bunt gemischt. Von der promovierten Kriminalpsychologin des Bundeskriminalamtes über den Wasserschutzpolizisten aus Mecklenburg-Vorpommern bis hin zur jungen Beamtin eines Einsatzabschnittes aus Berlin. Und dann sind da noch die Pensionäre. Dazu gehöre ich. Mit 66 Jahren der älteste Teilnehmer. Alterspräsident. „Siehst Du aber nicht nach aus“, sagt mir die Psychologin mit einem Augenzwinkern. Vielleicht wollte sie mich trösten.

Die beiden Wichtigsten auf der Reise sind aber der Fahrer des Busses Kaed und der Reiseleiter Yalon. Kaed (42) ist arabischer Israeli, verheiratet, 4 Kinder. Seine Familie stammt ursprünglich aus dem Jemen. Vor mehr als 100 Jahren kam sie ins Gebiet. Damals existierte der Staat Israel noch nicht. Er dirigiert den Reisebus durch die kleinsten Gassen von Tel Aviv. Bei der Rast am Gazastreifen brüht er für uns extra starken türkischen Kaffee auf kleinem Campingkocher auf. Wir trinken ihn sitzend im Kofferraum des Busses.


Die Biographie des Reisleiters Yalon liest sich wie ein Krimi. Der 61-Jährige mit langem Haar sieht aus wie ein gealterter Rockstar. Mit der Haartracht hatte er schon als junger Mann Schwierigkeiten beim Bundesgrenzschutz (heute Bundespolizei). Nach einigen Auslandseinsätzen und als Sicherheitsbeamter bei der Lufthansa konvertierte er 1989 zum Judentum und fand seine neue Heimat in Israel. Dort diente er als Soldat und „freiwilliger“ Polizist, später auch als Übersetzer und Berater für Holocaust-Opfer. Dann wurde er Reiseleiter und hat schon zahlreiche ausländische Besuchergruppen durch „sein“ Israel geführt, insbesondere aus dem Polizeibereich.


Heute fuhr er mit uns zunächst zu einem ehemaligen Kibbuz, das 1932 seinen Lernbetrieb aufnahm. 1945 baute die Hagana, eine paramilitärische Untergrundorganisation, eine geheime Munitionsfabrik unter der Wäscherei und der Bäckerei des Kibuzzes. Heute ist dort ein Museum. 45 Frauen und Männer fertigten damals 5 Millionen Patronen im Handbetrieb. Sie gingen ein hohes Risiko ein. Explosionsgefahr und Todesstrafe drohten. Das hätte sie erwartet, wenn die Mandatsmacht Großbritannien das illegale Treiben unter Tage entdeckt hätte. Nicht nur wir waren heute interessierte Besucher, sondern auch der amerikanische Filmstar Jason Biggs, der auch schnell für ein Selfie von und mit Manuel und Svenja herhalten musste. Die Cineasten kennen ihn aus dem Kultfilm American Pie.





Später. Ich hatte ein Gefühl wie vor mehr als 30 Jahren am Todesstreifen, der Deutschland zerschnitt. Wir standen am Gazastreifen, der Israel und Ägypten trennt. Auf dem  Autonomiegebiet leben etwa 1,8 Millionen Menschen. An der Grenze zu Israel kommt es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Rund 20.000 Raketen flogen aus dem Gebiet schon in Richtung israelischer Städte. Die Armee reagiert mit militärischer Härte. In weiter Ferne sehen wir die Flagge der Palästinenser und Panzer der israelischen Armee, aber auch einen Bauer, der das Land bestellt. Wir stehen in Reichweite von Scharfschützen. Verrückte Welt.






Abends drehen wir noch eine Runde durch Tel Aviv, der Partnerstadt von Essen, und schauen uns in der „Weißen Stadt“ die Häuser der Bauhaus-Architektur an, die dort zwischen 1928 und 1945 entstanden. Gebaut von Deutschen, die vor ihren Mördern nach Israel flohen. „Jeckes“ wurden sie genannt, weil sie häufig Jackett und Krawatte trugen.

Der jüngere Teil unserer Reisegruppe nutze den letzten Tag in Tel Aviv zu einem Sprung ins Mittelmeer. Morgen geht es in Richtung Jerusalem.

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