Arye Sharuz Shalicar (42) wächst in Berlin auf. Er wird als
Sohn persisch-jüdischer Eltern geboren. Das erfährt er erst im Alter von 13 Jahren. Bis dahin hat er mit Religion nichts am
Hut. Seine Kumpels erfahren davon. Von da an wird er im Kiez gemieden und massiv angefeindet, sein bester Freund will mit ihm nichts
mehr zu tun haben. Nur weil er Jude ist. Bis zu diesem Zeitpunkt war Arye
Mitglied ein Jugendbande. Nun kriegt er mit voller Wucht den Antisemitismus
seiner arabischen Kumpels zu spüren. Ausgegrenzt. Er macht später sein Abi und
geht zur Bundeswehr. 2001 wandert er aus und geht nach Israel. Studiert. Der
Junge aus Deutschland schafft es bis zum Major und wird Sprecher der
israelischen Armee. Heute arbeitet der 42-Jährige für Auswärtige
Angelegenheiten im Ministerium für Nachrichtendienste im Büro des israelischen
Ministerpräsidenten. Ihn haben wir heute Abend in einem Vortrag über die
Sicherheitslage in seinem Land kennen gelernt. Er lässt uns in die Seele der
Israelis schauen. Zeigt die Ängste der Menschen auf, die fast alle auf ihren Handys
eine App haben, die vor Raketenangriffen aus dem Gaza-Streifen warnen. Und dann
kommt wieder der Junge aus Wedding durch: „Wenn Du überleben willst, musst Du
dich wehren. Das ist die Strategie der Israelis. Mit undemokratischen Ländern kannst
Du nicht diplomatisch umgehen, genau so wenig wie mit Familienclans im
Ruhrgebiet und in Berlin. Vom Mikro zum Makro.“ Sei neuestes Buch beschäftigt sich mit dem Antisemitismus in Deutschland. Der Titel: Der neu-deutsche Antisemit.
Vormittags haben wir von unserem Reiseführer, dem
Deutsch-Israeli Yalon, eine Menge über das kleine Land auf dem Weg entlang der Uferpromenade zur
Altstadt nach Jaffa erfahren. Oder wisst ihr auf Anhieb
was ein Palästinenser, ein Araber oder Israeli ist?
Am Mittagstisch mit typischen Speisen aus dem Gastland treffen wir auf einen älteren
Herrn mit Vollbart. Er ist jemenitischer Jude und Besitzer des Restaurants.
Auf dem Weg zum WC sehe ich, was er als junger Mann gemacht hat. Er war Soldat
der israelischen Armee. Das präsentiert
er seinen Gästen voller Stolz. Viele Fotos von ihm zieren den Aufgang ins obere
Stockwerk, schon damals mit Rauschebart.
Danach besuchen wir die International Police Association Israel,
unsere israelischen IPA-Freunde. Ein Ex-General begrüßt uns außerordentlich
freundlich. Und drei Mal dürft ihr raten, worum es in den Gesprächen geht? Polizei, Sicherheit und Freundschaft unter Polizisten weltweit.
Eines fällt in Tel Aviv sofort auf. Nämlich das, worüber bei
uns noch politisch gestritten wird. Elektroroller gehören hier längst zum
Straßenbild dieser Stadt.
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