Über einer der ältesten Laufstraßen Deutschlands habe ich an anderer Stelle ja schon häufig berichtet. Der Name passt zu Essen, wie die Faust aufs Auge. Die Stahlstraße. Wie sagte einst der größte Verbrecher aller Zeiten: „Jungs müssen hart wie Kruppstahl sein.“ Aber das ist ein anderes Thema.
In
der Stahlstraße boten Frauen ihre Dienstleistungen an. Und das seit
über 100 Jahren. Eben – das älteste Gewerbe der Welt.
Im Haus unten links befand sich die Wache - rechts die Häuser hinter der Mauer |
Die
Polizei hatte bis Anfang der 1970er-Jahre im letzten Mehrfamilienhaus im Erdgeschoss auf der
Nordhofstraße eine so genannte Nebenwache. Zu tun gab für die Beamten immer
etwas. Schlägereien, Zahlungsstreitigkeiten oder Beischlafdiebstahl. In der
Stahlstraße hielten sich auch oft Männer auf, die einfach nur gucken wollten,
denn die Dirnen boten sich freizügig gekleidet ihrer Kundschaft an. Entweder direkt auf der
Straße oder in den beleuchteten Fenstern. Im Polizeijargon wurden die Gaffer „Sehleute“ genannt.
Blick in die Stahlstraße - links im Bild ein "Sehmann" |
Wie Mücken das Licht zog das Rotlicht auch Typen aus der Essener Unterwelt an. Manche hatten hier sogar ihren Zweitwohnsitz. Oder sie kamen zum Abkassieren.
Ab und zu führte die Polzei Razzien durch. Jetzt fand ich in historischen Unterlagen polizeiliche Merkzettel für die Einsatzkräfte aus der 1960er-Jahren.
U. a. heißt es in den Schreiben: „Unterrichtung der (Sehleute) durch Lautsprecher über die polizeiliche Kontrolle...während der Zeit der Kontrolle halten sich mehrere Beamte in der Dirnenstraße auf auf und sorgen je nach Lage für Ruhe und Ordnung. Erforderlichenfalls müssen die letzten "Sehleute" mit Gewalt zur Kontrollstelle gebracht werden…“
Lautsprecherdurchsage für die Razzia in der Dirnenstraße
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen