Eine Anekdote machte damals die Runde. Die Ehefrau vom NRW-Innenminister Dr. Fritz Behrens (1998 bis 2005) soll gesagt haben: „Lass’ die Hände von den Polizeireitern. Das gibt Ärger.“ Gab es auch. Aber nur kurzzeitig. Viele Tierfreunde, Naturschützer, aber auch Polizeitaktiker, bekräftigten die Ehefrau des Ministers, ebenfalls der Essener Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. Es nutzte nichts. 2003 war Schluss.
Essener Polizeireiter an der Messe - Knöllchen für den Falschparker |
Die Reiterstaffeln in den einzelnen Polizeibehörden - so auch in Essen - wurden aus Kostengründen aufgelöst. Die Beamtinnen und Beamte bekamen andere polizeiliche Aufgaben. Der Essener Standort mit Stallung und Reitplatz befand sich nach dem Umzug vom Stadtwaldplatz zu diesem Zeitpunkt auf der Stadtgrenze Wattenscheid/ Essen. Sogar in der Wassergewinnungsanlage an der Ruhr gab es eine kleine Außenstelle mit zwei Pferden und uniformierten Reitern.
Die NRW-Polizei hält heute eine Landesreiterstaffel in den Standorten Dortmund und Willich mit 32 Dienstpferden und 42 Polizeireiterinnen / Polizeireitern vor.
Ich habe eine ganz persönliche, enge Beziehung zu Polizeireitern. Groß geworden bin ich in Gelsenkirchen-Buer in der so genannten Polizeistadt direkt neben dem Polizeipräsidium an der Breddestraße. Unser Spielplatz war unter anderem der Heuboden der dortigen Reiterstaffel. Gebannt sahen wir Kinder beim Beschlagen der Pferde zu. Das machten noch Polizisten. Spannend wenn die Hufeisen in der Glut lagen, anschließend bearbeitet und dann den Pferden auf den zuvor geraspelten Hufen angepasst und draufgenagelt wurden. Es roch nach verbranntem Horn.
Grabstätte des Chefs der Gelsenkirchner Reiterstgaffel in Gelsenkirchen-Buer |
Wir kannten alle Namen der Pferde - auch die Reiter in Uniform. Es waren ja Kollegen meines Vaters. Der Chef hieß Polizeihauptmeister Fritz Schweingruber, sein Hund Flirti. Und manchmal ging es hoch her. Einmal soll Fritz ein Pferd in die Polizeikantine geführt haben. Der Wallach soff das Wasser unter großem Gelächter aus der Spüle. Es waren die Zeiten, als Alkohol in Großunternehmen und Behörden ein Nahrungsergänzungsmittel war. Der Polizeipräsident Conrad – genannt der Dicke – war häufig mittendrin, trank gerne Doppelbier. Erst beim seinem Nachfolger Dr. Schermer herrschte striktes Alkoholverbot. Dachte er. Als der bekannte WDR-Reporter und Pferdeexperte Adi Furler mit dem Polizeipräsident die Reiterstaffel unangemeldet besichtigen wollte, platzten die Beiden in eine feuchtfröhliche Feier. Die Reiter hatten den Ruf, den Staub des Heus mit Bier runterzuspülen, so wie die Bergleute im Revier den Kohlenstaub. So waren die 1960- und 1970er-Jahre.
Na ja, auch aufgeklärt haben wir Polizeikinder uns noch vor der "BRAVO" im Heu. Aber das ist eine andere Geschichte. Eben – alles Polizeigeschichte(n).
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