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Samstag, 24. April 2021

Alte Bilder...

…in Fotokisten mag ich sehr. Eingeklebte in Fotoalben weniger, weil auf der Rückseite oft die handschriftliche Auflösung und das Geheimnis in Schönschrift steht. Die Abgebildeten kann man meist nicht mehr fragen. Viele dieser Fotos hatten eine Seele, so wie alte Autos.

Bei dem schicken Mann auf dem Bild handelt es sich um meinen Großonkel Hans. Mein Vater und er waren im Krieg bei der Marine. Hans verkuppelte meine Mutter, seine Cousine, mit ihm. Nach dem Krieg gingen beide zur Polizei. Onkel Hans wurde Kriminalist. Irgendwie auf dem Foto schon erkennbar.

II. Alte Bilder…

findet eine Fortsetzung von Großonkel Hans, der dafür verantwortlich war, dass es mich durch seine Verkupplung überhaupt gibt. Ich liebe Familiengeschichten. Das Foto von ihm wurde 1939 auf Helgoland aufgenommen. Er war junger Soldat, gerade einmal 18 Jahre alt. Gut sichtbar ist auf der Rückseite der Fotograf zu lesen. Seine Name: F. SCHENSKY, HOFPHOT. HELGOLAND.

Das weckt meine Neugier. Dank Google werde ich schnell fündig. „Der Helgoländer Franz Schensky gehört zu den Pionieren der Schwarzweißfotografie und hat einen festen Platz in der deutschen Lichtbild-Geschichte. Geboren 1871 auf Helgoland, gestorben 1957 in Schleswig.“

 https://www.museum-helgoland.de/home/themen/franz-schensky.html

III. Alte Bilder...

Das letzte Foto von Onkel Hans als ganz junger Marinesoldat. Aber was macht die Kriegsmarine in Paris, wo dieses Foto im Studio PHEBUS am Boulevard-Bonne-Novelle 23 im Herzen der französischen Hauptstadt entstanden ist? Schade, er kann nicht mehr gefragt werden. Es bleibt (s)ein Geheimnis. Auch von diesem Photostudio finden sich Spuren im Netz und Fotos werden gegen Bezahlung angeboten.

 

 

Montag, 19. April 2021

VANDALISMUS AUF DEM NORDFRIEDHOF IN ALTENESSEN – DENKMAL GESTOHLEN - STECKT MEHR DAHINTER?

Es macht wütend und fassungslos. Es sind Orte der Stille, der Trauer, der Natur, der Besinnung. Aber nur solange, bis nicht irgendwelche Vandalen auftauchen. So wie am Wochenende geschehen auf dem Nordfriedhof im Stadtteil Altenessen an der Hauerstraße.

In der Zeit von Freitag bis Montagmorgen verwüsteten Unbekannte zahlreiche Gräber, traten Grabsteine um und demolierten Grablichter, berichtet die Polizei. Sogar eine zwei Meter hohe Statue (Bergmann mit Grubelampe) wurde gestohlen Sie gedenkt den 45Toten einer Schlagwetterexplosion auf der Zeche Fritz Heinrich von 1942, schreibt Christoph Wilmer in einem Beitrag im sozialen Netz.

Gestohlen - Der Bergmann, der für seine Kameraden trauert

„Die Polizisten waren fassungslos, als sie sahen, in welcher Art und Weise Vandalen die letzten Ruhestätten, ohne Rücksicht auf die Gefühle der Hinterbliebenen, zerstörten“, heißt es im Polizeibericht. Aber nicht nur die Polizisten sind fassungslos, sondern besonders die Angehörigen der Verstorbenen und viele Altenessener Bürger. Susanne Demmer, die sich immer wieder für ihren Stadtteil einsetzt und stark macht: „Ich komme gerade zurück vom Nordfriedhof und es ist besser, wenn ich noch ein wenig schweige. Ich stehe unter Schock.“ Sie glaubt sogar, dass sich hier welche symbolisch geäußert haben: "Wir machen mit eurer Heimat (eurem Lebens- und Wohnumfeld), was wir wollen. Wir treten sogar euren Ahnen in den Arsch." Die Polizei sucht dringend Zeugen unter Telefon (0201) 829-0.

Hier geht’s zur Polizeimeldung:https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11562/4892967 


 

 

 

 

Geschichtsträchtige „Beitz-Villa“ abgerissen.

 

Hinter der Mauer befand sich die Villa

Und wieder fiel ein geschichtsträchtiges Gebäude in Essen der Abrissbirne zum Opfer. Von der Beitz-Villa blieb nur ein Haufen Steine und Schrott übrig, wie ich gestern sah. Bagger dominieren das Grundstück der Adresse „Weg zur Platte 37“, einst Wohnsitz des bekanntesten deutschen Unternehmensmanager und seiner Ehefrau im Stadtteil Bredeney, Berthold und Else Beitz. Beide ausgezeichnet als Lebensretter („Gerechte unter den Völkern“) zahlreicher Menschen jüdischen Glaubens. Auf der Homepage der israelischen Gedenkstätte „Yad Vashem“ heißt es: „Im August 1942 befreite er (Anm. und seine Frau) 250 jüdische Männer und Frauen aus einem Transportzug für das Vernichtungslager Belzec, indem er sie als „Facharbeiter" einstufte.“ Else Beitz starb 2014 im Alter von 94 Jahren, Berthold im Alter von 99 Jahren ein Jahr zuvor.

Es steht nur noch ein kleine Anbau - ehemals Unterkunft für den Werkschutz

Heute lese ich im anderen Zusammenhang einen Kommentar von Stephan Hermsen, Kulturchef der NRZ zum Thema Denkmalschutz u. a. folgendes: „Burgen, Stadttore, Kirchen und alte Industrieanlagen können sich nicht in Euro und Cent rechnen. Ihre Rendite heißt: Bewahrung von Erbe, Geschichte, Identität. Künftig steht zu befürchten, dass dieses Erbe versilbert wird. Es klingt nach einem Gesetz, dass die Baulobby diktiert hat.“

Ich erweitere die Aufzählung der Gebäude. Auch Häuser, in denen bedeutende Menschen gewohnt und gewirkt haben, wie das Ehepaar Beitz in Essen, sollten, nein müssen, erhalten bleiben. Der bestehende Denkmalschutz ist leider nur ein stumpfes Schwert und soll jetzt noch mehr beschnitten werden. Stephan Hermsen hat vollkommen recht, wenn er sagt: „Es ist eine Fehlkonstruktion, Denkmalschutz im Ministerium fürs Bauen zu verankern. Wie wäre es, künftig das Ministerium für den Denkmalschutz verantwortlich zu machen?“ Wahre Worte.



Freitag, 16. April 2021

Sicherheit – Ausländerkriminalität - ehrliche Debatte erforderlich

Gestern Abend gab es auf RTL einen Themenabend zum Thema „Polizei und Sicherheit in Deutschland“. Zunächst stand der Schauspieler Henning Baum im Mittelpunkt, der verschiedene Bereiche der sächsischen Polizei begleiten durfte.

In der Nachfolgesendung „Extra“ ging es breitgefächert um Themen rund um die Sicherheit, in einem Beitrag um sexualisierte Anmache von jungen Frauen. In verschiedenen Großstädten wurde das Experiment gestartet. Fast alle Männer, die im Bild gepixelt, verfremdet und verbal übergriffig wurden, sprachen mit ausländischem Akzent. Das fiel auf.

An dieser Stelle müsste die politische Debatte einsetzen, offen und ehrlich – von allen Parteien. Sonst überlassen sie dieses Feld den rechtskonservativen.   

Mir stellen sich gleich folgende Fragen: Ist der RTL-Beitrag repräsentativ? Ist das Verhalten junger Männer anderer Herkunft in diesem Zusammenhang bedeutsam, aus deren Sicht sogar zulässig? Verhalten sich Männer aus hiesigem Kulturkreis ähnlich? Wie können Gesellschaft und politische Verantwortlichen gegensteuern?

Werden diese Fragen nicht erörtert und fließen in Lösungsansätze ein, bleibt der negative Eindruck hängen. Bei der Kandidatenauswahl zum Vorsitz der SPD habe ich dies schon kritisiert. Gerade linksorientierte Parteien tauchen bei dem Thema Sicherheit und Ausländerkriminalität ab. Nach dem Motto: Was nicht sein darf, nicht seien kann. Auch bei der Kandidatenvorstellung der Kandidatinnen der SPD für die Landtagswahl vermisse ich Aussagen zur Kriminalität im Allgemeinen und im Zusammenhang mit der Migrationspolitik. Bei LINKEN und GRÜNEN ist das ideologisch vielleicht noch in Ordnung und erwartet man auch nicht.

Anmerkung: Zurzeit arbeitet die Essener Polizei mit zwei Mordkommissionen an der Aufklärung von Tötungsdelikten. In beiden Fällen waren Nichtdeutsche beteiligt. Zufall?

 

Montag, 12. April 2021

Seit 30 Jahren Partnerstadt - Tel Aviv, die weiße Stadt

Einer der weltoffensten und modernsten Städte in Israel, vielleicht sogar in der gesamten Region, ist Tel Aviv, seit 30 Jahren Partnerstadt von Essen. Im März, so berichtete die NRZ, beschloss der Stadtrat einstimmig die Kooperation. Essen war 1991 erst die vierte deutsche Stadt, die eine Verbindung mit der israelischen Gemeinde einging.

Tel Aviv mit rund 450.000 Einwohnern liegt direkt am Mittelmeer mit einem wunderschönen weitläufigen Strand. Viele Häuser im Zentrum sind zwischen 1928 und 1945 im BAUHAUS-Stil errichtet. Deshalb wird die Tel Aviv auch die „Weiße Stadt“ genannt,  weil sich viele Architekten unter den verfolgten und nach Israel geflüchteten Deutschen jüdischen Glaubens befanden. Jeckes“ wurden sie genannt, weil sie häufig Jackett und Krawatte trugen. Stilvoll aber doch ungewöhnlich  bei dem Mittelmeerklima.

2019 besuchte ich mit einer Reisegruppe der International Police Association (IPA) Tel Aviv. Die Stadt und die Menschen haben mich beeindruckt.

Weitere Partnerstädte von Essen: Sunderland (England), Tamepera (Finnland), Grenoble (Frankreich), Nischni Nowgorod (Russland) Changzhou (China) und Zabrze (Hindenburg O.S. - Polen).besuchte ich mit einer Reisegruppe der International Police Association Tel Aviv.


Dienstag, 6. April 2021

Matthäus und die Raffkes…

Matthäus? Dem ein oder anderen kommt vielleicht „der Loddar“ in den Sinn - deutscher Fußballer und Rekordnationalspieler. Den meine ich nicht. Ich meine den aus der Bibel, konkret aus dem Matthäusevangelium. Obwohl man nicht genau weiß, wer sich genau dahinter als Autor verbirgt. Einer der Jünger von Jesus hieß so. Aber der war wohl nicht der Verfasser des klugen Textes im Neuen Testament. Da heißt es zum Thema Geld und Besitz: „Sammelt keine Schätze (Reichtümer) auf Erden, wo Motten oder Rost sie zerfressen oder Diebe einbrechen und sie stehlen können. Sammelt eure Reichtümer im Himmel, […] wo sie vor Dieben sicher sind. Denn wo dein Reichtum ist, da ist auch dein Herz.“

Kirchenfenster der Essener Kreuzeskirche von James Rizzi

In meiner Tageszeitung NRZ lese ich heute von dem nächtlichen Überfall auf den französischen Millionär Bernhard Thapie, der häufigen Korruptionsvorwürfen ausgesetzt war und wegen einer Schmiergeldaffäre im Gefängnis saß.

Und da sind ja noch einige Politiker aus der Partei mit dem C im Namen. C wie christlich. Gehen dieses Raffkes eigentlich in die Kirche? Und schon fällt mir „Don Camillo und Peppeone“ ein. Dieser filmische Priester ging seinen Widersachern und Heuchlern schon mal mit einem großen Kruzifix an den Kragen. Das war zwar nicht ganz glaubenskonform im übertragenden Sinne aber schon.

Bibel, NT, Matthäus 6,17

P. S. Meine „Omma Lina“ hätte mich gerne als Pfarrer gesehen. Heute fühle ich mich ein bisschen so. Als Missionar geistere ich ja schon lange durch das Internet. Und beim Klauen bin ich wieder in meiner beruflichen Kernkompetenz. Wünsche einen schönen Start in die kurze Woche.

Sonntag, 4. April 2021

Ostern und Polizei - wie passt das zusammen?

Die Ostergeschichte vor über 2000 Jahren hat mich schon im Kindergottesdienst mehr interessiert als die zu Weihnachten. Die Tage, an denen Jesu starb und wieder zum Leben erweckt wurde, ist spannend wie in Krimi. Jubel, Verrat, Festnahme, Strafe. Zum Schluss überwiegt das Gute. Passt doch zum Berufsbild des Polizisten. 

Zugegeben, ich bin jetzt nicht sehr religiös, jedoch getauft, zur Konfirmation gegangen, habe kirchlich geheiratet. Unsere beiden Kinder sind ebenfalls getauft. 

2007 befand ich mich durch „falsch Zeugnis“ in einer beruflichen Krise. Eine, die mir aus dem Loch geholfen hat, war die evangelische Polizeipfarrerin Claudia Kiehn auf einem „Stilleseminar“. Eine Woche (fast) nicht sprechen. Das fiel mir anfangs sehr schwer, war ich doch 21 Jahre „Sprecher“ einer Behörde. Claudia ist heute Militärpfarrerin mit Erfahrungen im afghanischen Krieg. Wir stehen immer noch in Kontakt.

2019 besuchte ich mit der International Police Association (IPA) Israel, das heiligste Land überhaupt für viele Religionen. In unserer Reisegruppe befand sich der Kollege Manfred Maag. Er ist der „Chef“ der Christlichen Polizeivereinigung mit Sitz in Baden-Württemberg. Noch abends im Hotel schrieb ich in meinem Blog: „Unsere Gruppe besucht drei wichtige Wirkungsstätten von Jesu rund um den See Genezareth: St. Petruskirche, Kapernaum mit den Ausgrabungen und die Kirche der Seligpreisungen. Zwei unserer IPA-Freunde (Manfred und Dietmar) lesen die entsprechenden Passagen aus der Bibel vor.
Mit uns sind viele religiöse Menschen vor Ort, viele aus China. Eine Amerikanerin stürzt an dem Ort der Bergpredigt. Wenig später sehe ich sie in der Kapelle. Der Schmerz? Vergessen! Wunderheilung? Eine ältere Nonne mahnt die jungen Besucher zur Ruhe. „Silence, this is a holy place“. Als ihre Stimme die Handygeneration nicht erreicht, greift sie zum Mikrophon. Endlich Stille. Sie lebt seit 12 Jahren im Franziskanerkloster vor Ort.“ 

Vor Tagen fiel mir zufällig ein kleines Buch in die Hand, das Manfred mir schenkte. Das neue Testament für Polizeibedienstete. Ich blätterte darin und fand viele Geschichten rund um den Polizeidienst, unter anderem auch die von der Kollegin Sylke Brodowski aus Niedersachsen. Im Polizeieinsatz Gott erlebt. Manchmal hilft der Glaube doch. Ich glaube daran. 

Ich wünsche allen ein frohes Osterfest.


 

Samstag, 3. April 2021

Auch das ist ein Teil unserer Polizeigeschichte…

… und zeigt deutlich, welchen gesellschaftlichen Wandlungen unsere Berufsgruppe unterliegt. Also unsere Katze "Fienchen" hat jetzt nichts damit zu tun, die hier aus dem Fenster schaut, und zufällig neben dem Cover des Buchtitels „Schwule, Lesben, POLIZEI“ sitzt.

Mein Vater, nach dem Krieg Polizist, hat Männer an den bekannten Treffpunkten festgenommen. Paragraph 175 StGB lautete: „Ein Mann, der mit einem anderen Mann Unzucht treibt […] wird mit Gefängnis bestraft.“ In schweren Fällen war die Strafandrohung: Zuchthaus bis zu 10 Jahren. Bei der Polizei existierten so genannte rosa Listen zur Verfolgung homosexueller Männer.

In meiner Polizeigeneration - Ende der 1960er-Jahre - war das Thema aus polizeilicher Sicht schon kaum eines mehr, dank der Strafrechtsreform vom damaligen Justizminister Gustav Heinemann, obwohl von älteren Kollegen immer noch eine Abneigung gegen schwule Männer offen geäußert wurde. Intern kannte ich niemanden, der zu seiner sexuellen Orientierung offen stand.

Kurz nach der Jahrtausendwende gab es im Foyer des Polizeipräsidiums die Wanderausstellung „Verfolgung von Homosexuellen durch die Polizei“, initiiert von der Essener Arbeitsgemeinschaft, der Rainer Grebert vom damaligen 2. Kommissariat und Jugendschutzbeauftragter angehörte. Rainer war auch später „Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensform von innen und außen“, so die sperrige Bezeichnung.

Und heute können sich Frauen und Männer offen dazu bekennen, wenn sie lieben und mit wem sie zusammenleben möchten. Kolleginnen und Kollegen fragen sich zu recht: Was hat die Polizei denn damit zu tun? Und das ist gut so!

Buchtipp: Schwule, Lesben, POLIZEI – Vom Zwangverhältnis zur Zweck-Ehe“ – erschienen im Verlag rosa Winkel ISBN 3-86149-049-8