Auch in meiner über 40-jährigen Polizeidienstzeit in Essen war
der Stahkonzern KRUPP durch Einsätze ständig präsent. Meine erste dienstliche
Berührung hatte ich unvorbereitet Mitte der 1970er-Jahre als junger Schutzmann.
Gerade mit dem Spätdienst auf der „Gerlingwache“ begonnen wurde ich für eine
Motorradeskorte eingeteilt. Der iranischen Wirtschaftsminister besuchte die
Villa Hügel für einen Megadeal. Der damalige Schah von Persien erwarb vom
Konzern ein Aktienpaket von 25,1 Prozent. Wir übernahmen während schneller
Fahrt den Konvoi auf der Autobahn 52 und begleiteten ihn zur Villa Hügel.
Während alle Kollegen die schweren dunklen Limousinen des Ministers und des
Begleittrosses bis direkt zum Eingang der Villa aufgereiht begleiteten, bog ich als
einziger vorher ab und "versaute" das Gesamtbild. Das sorgte im Anschluss für Gelächter und Gesprächsstoff.Halbmast geflaggt vor der Villa Hügel nach dem Tod von Berthold Beitz 2013
Im Laufe der späteren Jahre kamen noch der Personenschutz
für den Generalbevollmächtigten Berthold Beitz und zahlreiche Staatsbesuche
hinzu, so wie die von Wladimir Putin und Erich Honecker. Oder der
EU-Wirtschaftsgipfel 2011. Meinen
größten Auftritt hatte ich mit einem Live-Interview
vor der Villa Hügel im „Bericht aus Bonn“ während des EU-Gipfels 1994, meinen
letzten Einsatz bei der Trauerfeier für Berthold Beitz 2013.Polizeimeister Klein nach missglückter Eskortenfahrt
Wenn also eine Stadt mit einem Unternehmen eng verbunden
ist, dann ist es Essen mit KRUPP. Diese Symbiose existiert seit weit über 100 Jahren.
Kruppstraße, Alfredstraße, Krupp Krankenhaus, Margarethenhöhe, Villa Hügel und
vieles, vieles mehr, deuten im Stadtgebiet auf das Unternehmen hin. Seit
1999, nach der Fusion mit der Düsseldorfer Thyssen AG, hieß es dann
„Thyssenkrupp“.Das Hauptgebäude von "tyseenkrupp" an der Altendorfer Straße
Essen profitierte ständig und großzügig vom Unternehmen bzw. von der Krupp-Stiftung. Der letzte Gönner und Förderer war Berthold Beitz, der den jetzigen
Firmensitz nach dem Zusammenschluß mit Thyssen nach Essen holte und zum
Kulturhauptstadtjahr mit einer kräftigen Finanzspritze den Neubau des
Folkwangmuseums ermöglichte. Aber auch eine dunkle Wolke liegt auf dem
Stahlunternehmen. Krupp die Kanonen- und Waffenschmiede des Deutschen Reichs. Selbst
der größte Verbrecher aller Zeiten wurde hofiert und wollte die Jugend in der
Nazi-Diktatur so hart wie Kruppstahl formen. Nach dem Krieg erholte sich die
Firma langsam, geriet aber immer wieder in wirtschaftliche Schräglagen. Zurzeit macht „Thyssenkrupp“
wieder Schlagzeilen. Milliardenschwere Verluste lasten auf dem Unternehmen. Es droht der Wegfall
tausender Arbeitsplätze durch den Einbruch im Stahlgeschäft und die
Corona-Pandemie. Hoffen wir, dass der Konzern nach und nach in ruhiges wirtschaftliches Fahrwasser gerät. Dann ist die Polizei auch wieder am Ball, allerdings ohne mich. Der Anfang. Das nachgebaute Stammhaus der Krupps
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