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Dienstag, 26. Mai 2020

Alles schlimmer in diesen Zeiten?


„Es wird immer schlimmer“ oder „Ich gucke nur nach vorne“ oder „Die Welt ist ja so böse“. Das sind Kommentare, die häufig in den sozialen Netzwerken zu lesen sind oder man hört sie am Stammtisch. Stammtisch wäre nicht so schlimme. Da ist der Zuhörerkreis überschaubar. Im Internet ist das schon anders.
Manchmal genügt ein Blick zurück. Geschichte nennt man das oder Erfahrung. Nein, es war immer so, wie es war, vielleicht noch extremer. Es geschahen schreckliche Verbrechen, Unfälle oder tragische Ereignisse.
Kaum jemand weiß, dass vor vielen Jahren eine ganze Kleinstadt durch den Straßenverkehr ausgelöscht wurde. Den Höchstwert registrierten die Statistiker genau vor 50 Jahren. 21000 (einundzwanzig) Menschen starben auf Deutschlands Straßen. Erst danach gab es Tempolimits, Reduzierung der Promillegrenze, Gurte und später Airbags. Heute sind es rund 3000 Verkehrstote. Immer noch zu viele.
1993 registrierte die Polizei knapp 1500 Tötungsdelikte jährlich in Deutschland, heute haben sich die Delikte ungefähr halbiert. Obwohl es immer jährliche Schwankungen gibt. Die meisten Taten sind Beziehungsdelikte.
Die Verschwörungsaktivisten wollen davon allerdings nichts wissen. Damit könen sie politisch nicht punkten. Nach dem Motto: Es lebe das Grauen. Und wenn man dann noch einen Feind ausgemacht hat, noch besser.

Meine Tageszeitung NRZ veröffentlicht täglich die Titelseite aus dem Jahr 1970, heute vor 50 Jahren. Ich lese über ein tragisches Unglück in Altenessen. Thomas (12) wollte seinen Nachbarskindern spielerisch zeigen, wie man sich erhängt. Er stand auf einer Kiste und steckte seinen Kopf in eine Schlinge. Die Kiste kippte um. Thomas strangulierte sich und starb. Gestern berichte die NRZ von einem „Muttermord“. In Steele erstach der 17-Jährige Hans-Jürgen mit einem Brotmesser seine Mutter. Also, am 25. Mai 1970.
Manchmal genügt ein Rückblick in die Tageszeitung. Auf Facebook & Co. liest man so etwas seltener. Deshalb mach' ich das mal heute.

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