In alter Gewohnheit drehe ich, wenn das Wetter es zulässt,
eine motorisierte Zweiradrunde durchs Viertel. Quasi auf Streife – wie in alten
Berufszeiten. Früher mit dem Motorrad, heute als älterer Herr mit der Vespa. Es
ist sonnig, ein bisschen kühl - gestern Abend. Sabine ruft hinterher: “Wenn Du
Lust hast, kannste Du ja mal kurz nach LIDL. Uns fehlen ein paar Kleinigkeiten.
Muss aber nicht sein.“
Es ist schon nach 20.00 Uhr, als ich zum Ende meiner
„Streife“ den Discounter betrete. Recht leer um diese Zeit. Sind wohl nur noch
die Corona-Angshasen unterwegs, so mein Gedanke.
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Gut gesicherte Ladung |
Die Wege durch den Laden sind seit Jahren bekannt. Ich könnte
blind einkaufen. Linke Seite: Obst, Gemüse. Aufgepasst nicht zu viel, trage ja
nur meinen knallgelben GdP-Sicherheitsrucksack. Weiter geht’s. Rechte Seite:
Brot, Brötchen, Gebäck. Brauchen wir nicht mehr. Sabine backt seit Monaten das
beste Brot. Weiter: Ketchup, Sojasauce, Vegi-Sachen, usw. Ah, ein
Sommerpullover ist reduziert. Der passt noch in den Sack. Jetzt wird es spannend.
Der letzte Gang. Also, der im Geschäft vor den Kassen. Ich sehe eine Palette
voller Klopapier mit XXL-Packungen und welche für den Normalkonsumenten. Ich
ziehe meine Motorradhaube bis über die Nase, schaue nach rechts und links und
greife zu. Irgendwie komme ich mir wie ein Großwildjäger vor. Hoffentlich sieht
mich keiner. Will ja nicht als Hamster verschrien werden.
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Gut getarnt - auf dem Roller und bei LIDL |
Jetzt aber schnell raus. Die Kasse ist leer. Der
Einkauf ist mit Karte bezahlt, die paar Sachen ruckzuck im Rucksack verpackt.
Und das Klopapier? Passt gut auf den Koffer des Gepäckträgers der Vespa. Und da
ein Mann immer ein Gummi dabei haben sollte, ist die Befestigung kein Problem.
Und jetzt geht’s los. Es geht heim. Ich fahre in meine Straße. Sie lässt nur
Einbahnverkehr im Kreis zu. Ich drehe voller Stolz eine Runde nach der anderen.
Der Applaus bleibt aus. Enttäuschend. Wahrscheinlich sitzen alle vorm Fernseher
oder sind schon im Bett. Vielleicht ist mir eine Peinlichkeit erspart
geblieben. Aber als ich meiner Frau die Beute „20 Rollen Hakle“, die ich triumphierend
über dem Kopf halte, präsentiere, bin ich für ein paar Minuten der Held. Heute Abend drehe wieder eine Runde.
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